In der Markuskirchengemeinde formiert sich der Widerstand gegen die von der Gemeindeleitung abgesegnete Schließung des Gemeindezentrums am Knappenweg in Winkhausen.

Ihren Protest wollen die Winkhausener auch zum Beginn der Kreissynode am kommenden Freitag mit einer Mahnwache zum Ausdruck bringen, Unterschriften gegen die Schließung werden gesammelt.

Wie berichtet, fühlt sich eine Gruppe von Gemeindegliedern überrumpelt von der mit acht zu vier Stimmen getroffenen Entscheidung des Presbyteriums, nun neben dem Gemeindezentrum an Rolands Kamp auch noch das Zentrum am Knappenweg zu schließen und damit kurzerhand einen anderslautenden Beschluss aus dem Mai zu kippen. Seinerzeit wollte das Presbyterium dem Gemeindezentrum eine Chance geben und der Idee des Winkhau­sener Pfarrers Hans-Joachim Norden folgen, die Betriebs- und Instandhaltungskosten in Höhe von rund 27 000 Euro jährlich durch eine Sozialvermarktung selbst aufzubringen.

„Wir waren davon ausgegangen, dass wir im Januar damit durchstarten können“, sagt Christina Schäfermeier, die als Schriftführerin des Kita-Fördervereins „Rund um den Regenbogen“ den Protest gegen die Schließung von Gemeindezentrum samt Kita koordiniert. Der Förderverein, dann für das gesamte Zentrum aktiv, hätte bei der Sozialvermarktung eine wesentliche Rolle gespielt. Angedacht war unter anderem, dass der Förderverein seine Aktivitäten ausweitet.

Schon jetzt kommen Einnahmen durch Comedy-Abende, den Verkauf von Adventskerzen, einen Adventsbasar und Catering zusammen, es gibt Pläne für eine regelmäßige Disco-Veranstaltung ab Januar. Im Konzept der Sozialvermarktung von Pfarrer Norden war zudem vorgesehen, Geld über Patenschaften für Steine des Gemeindezentrums, durch Raumvermietungen und Fundraising einzunehmen. „27 000 Euro zusammenzubekommen, ist realistisch, das kann ich mit Blick auf die Gelder sagen, die der Förderverein in den letzten Jahren erwirtschaftet hat“, so Schäfermeier, die wie andere nicht verstehen will, dass die Gemeinde zwei Zentren opfert, aber an drei Pfarrstellen für 5200 Gemeindeglieder festhalten will, obwohl laut Kirche die Regel gelte: 3000 Gemeindeglieder, ein Pfarrer.

Die Protestler kritisieren insbesondere die Begründungen, mit denen Pfarrerin Eva Kocherscheidt in ihrer Funktion als Presbyteriumsvorsitzende ein mutmaßlich notwendiges Aus für das Gemeindezentrum heraufbeschworen hat. Kocherscheidt hat eine Rechnung präsentiert, nach der die Markusgemeinde ohne Schließung am Knappenweg im Jahr 2024 pleite sein würde.

Gleich mehrere Annahmen in der Berechnung stoßen auf Kritik. So hatte Kocherscheidt etwa mit einem jährlichen Minus der Kirchensteuereinnahmen von 5 % kalkuliert. Der Rückgang werde deutlich geringer ausfallen, selbst im Finanzplan der Gemeinde sei von 1,2 % die Rede, benennt Michael Mettner einen Knackpunkt, den er in Kocherscheidts Kalkulation sieht.

Mettner ist selbst für Zahlenhochrechnungen in der Produktentwicklung bei einer namhaften Firma zuständig und sagt: „Kein Mensch rechnet einen Business Case [Anm. der Red.: Geschäftsszenario] bis 2024.“ Mettner und Co. haben bis 2015 gerechnet, darin die Verzinsung eines Verkaufserlöses fürs Zentrum Rolands Kamp, wachsende Erlöse aus der Sozialvermarktung (2012: 40 000 Euro) und Personaleinsparungen aufgenommen. Grundannahmen: jährlich 1 % mehr Kosten und 1,2 % weniger Steuereinnahmen. Nach dieser Modellrechnung macht die Gemeinde im Jahr 2015 einen Überschuss von 162 119 Euro.