Der aktuelle Streit um die Schließung des Gemeindezentrums am Knappenweg in Winkhausen (wir berichteten) deutet an, in welchem Spannungsfeld sich die Synode des Kirchenkreises, die am Freitag zusammentrifft, bewegen wird.
Der Kirchenkreis muss mächtig sparen, Infrastruktur gemeindlichen Lebens steht zur Disposition. Superintendent Helmut Hitzbleck will nun einen neuen Weg einschlagen, will „gegen den Trend wachsen“. Ob ihm die Synodalen bei seiner Idee folgen werden, wird eine spannende Frage sein.
Die Fakten sind bekannt und schnell zusammengefasst: Der Kirchenkreis und die ihm angegliederten Gemeinden in Mülheim und Kettwig müssen bis 2015 einen Millionenbetrag einsparen; rund ein Viertel der bisherigen Einnahmen aus Steuern und Zuweisungen für Pfarrstellen, so die Prognose, bricht weg – weil die Kirche Gemeindeglieder verliert, Einnahmen aus der Kirchensteuer kontinuierlich sinken und Personalkosten steigen.
Schon die Synode im Mai hatte sich auf Einsparkurs getrimmt, eigentlich sollte am Wochenende ein neues Finanzkonzept beschlossen werden. Dies wäre auch möglich, Sparvorschläge in Form von Anträgen aus den Gemeinden liegen vor. Da wird die Schließung des Familienbildungszentrums gefordert, oder das Aus für die Ladenkirche. Klar dürfte sein, dass die Gemeinden, die laut Kirchenordnung für ihren Bereich die Entscheidungshoheit haben, wohl lieber Einsparungen auf Kirchenkreis-Ebene sähen als in ihrem ureigenen Beritt.
Der Kreissynodalvorstand mit Hitzbleck an der Spitze glaubt nicht, dass auf diesem Weg ein tragfähiges Ergebnis zustande kommt. „Wir wollen noch mal neu ansetzen“, sagt Hitzbleck. So plädiert der Synodalvorstand für eine neue Suche nach Lösungen – über Gemeindegrenzen hinweg, den ganzen Stadtplan im Visier. So sollen die Synodalen am Samstag dafür gewonnen werden, die Entscheidung über den Sparkurs zurückzustellen bis Mai 2011. Bis dahin, so Hitzbleck, solle eine gemeindeübergreifende, von außen moderierte Debatte zum Konzept stattfinden. Luft dafür sei vorhanden, so der Superintendent, da die Finanzprognose für 2011 von gleichbleibenden Einnahmen aus der Kirchensteuer ausgehe (5,7 Mio Euro inkl. Mittel für das Diakonische Werk).
Es gelte unter dem Spardruck die Gemeindearbeit der Ortskirche in der Art und wohl auch radikal neu aufzustellen, dass der Trend des Kaputtsparens in einzelnen Gemeinden nachhaltig gestoppt werden kann. Hitzbleck nennt als Beispiel die Jugendarbeit. Es bringe wenig, sagt er, innerhalb der Gemeinden immer mehr frei werdende Jugendleiterstellen nicht neu zu besetzen und auf diesem Weg auf Dauer größere Lücken entstehen zu lassen als bei einem gemeinsamen Vorgehen: Warum nicht drei starke Jugendzentren links der Ruhr, im Norden und im Süden schaffen? „Es geht darum, gemeinschaftliche Aufgaben zu formulieren, die alleine nicht mehr gehen.“
In einer Debatte würde Hitzbleck gerne über neue Formen, neue Methoden, auch neue Räume für Gemeindeleben sprechen, dabei sollen Anträge aus den Gemeinden ebenso nicht verloren gehen wie das Credo der Kirche, den vielfältigen Begabungen Ausdruck zu verleihen. „Wir sind nicht nur Pfarrerkirche“, so Hitzbleck. Erzieher, Pädagogen, Organisten und andere ergäben das Gesamtbild der Ev. Kirche. Dies gelte es konzeptionell abzudecken. Sicher sei die Kirche in Zukunft noch mehr auf Ehrenamtliche angewiesen. Ohne dass engagierte Gemeindeglieder künftig noch mehr Arbeitsfelder „in gewisser Selbstständigkeit“ bestritten, ginge es nicht.
„Der Blick ist noch zu stark fokussiert auf den eigenen Gemeindebereich“, sagt Hitzbleck. Es gehe um das große Ganze, darum, „die konkreten Begegnungen mit Menschen sicherzustellen“. Mit 60 000 Gemeindegliedern.