Mülheim. .
Christina Schäfermeier war die Initiatorin des Kita-Fördervereins. Nun kämpft sie gegen die Schließung von Gemeindezentrum und Kita in Mülheim-Winkhausen. Doch sie und ihre Mitstreiter haben das Gefühl, gegen eine Wand der Ignoranz zu laufen.
Die bürgerliche Mitte ist ihr Zuhause. Dort hat sie sich eingerichtet: mit Mann, drei Kindern, Eigenheim. Und doch ist jetzt, nach 42 Jahren, einiges im Leben von Christina Schäfermeier durcheinandergewirbelt. Aktuell bestimmt der Protest ihren Alltag. Christina Schäfermeier erlebt ihr „Stuttgart 21“, nur in anderer Dimension: im kleinen Winkhausen. Im „Winkhausen 24“.
So nennen sie im Pfarrbezirk rund um den Knappenweg ihre Bewegung. Die, die seit Oktober gegen die Schließung von Gemeindezentrum und Kita Sturm laufen – und doch das Gefühl haben, gegen eine Wand der Ignoranz zu laufen. Christina Schäfermeier ist nicht nur mittendrin, sondern, als einstige Initiatorin des Kita-Fördervereins, treibende Kraft. Die dreifache Mutter ist wild entschlossen zu kämpfen für den Erhalt des „Herzstückes“ von Winkhausen, das für sie aus der starken Ökumene von katholischer und evangelischer Gemeinde samt Grundschule am Steigerweg besteht.
Mahnwachen, Unterschriftensammlungen, Webauftritt
Dieser Beschluss des Presbyteriums im Oktober 2010, sagt sie, habe schon eine andere Seite von ihr hervorgebracht. „Es gab noch nie eine Situation in meinem Leben, wo mein Denken so eindeutig schwarz-weiß war. Die Vernunft, alle finanziellen Aspekte sind auf unserer Seite. Das Gefühl jetzt, nicht angehört und ungerecht behandelt zu werden, hatte ich noch nie in meinem Leben.“ Und deswegen steckt Christina Schäfermeier ungemein viel Kraft in den Protest. Organisiert Mahnwachen, Unterschriftensammlungen, den Webauftritt, überhaupt: die Gegenbewegung. Fünf, sechs Stunden pro Tag sei sie damit beschäftigt. Lieber würde sie ihren Kindern vorlesen, mit ihnen spielen. Doch eine gute Sache, an die sie glaubt, die ihrer Familie Geborgenheit gibt, ist in Gefahr.
Eigentlich sei es nicht ihre Sache, aufmüpfig zu sein. Ein einziges Mal zuvor in ihrem Leben hat Christina Schäfermeier an einer Demo teilgenommen. Mit 17. In Essens Innenstadt. „Gegen Atom-Irgendwas“, so die vage Erinnerung. Sie sei da mit Freunden irgendwie zwischengeraten, ohne feste Absicht.
Aufgewachsen in Essen-Borbeck
Christina Schäfermeier ist in Essen-Borbeck aufgewachsen, hat am dortigen Mädchengymnasium ihr Abi gebaut, später Linguistik, Literaturwissenschaft und Neuere Geschichte studiert, nebenbei bei den Borbecker Nachrichten und bei der WAZ in Bottrop als freie Journalistin gejobbt. Sie orientierte sich um, arbeitete als Spieldesignerin und Programmiererin für das Internet-Rollenspiel „Modus Operandi“.
Bis zur Geburt der ersten Tochter, die heute zehn ist. „Danach“, schmunzelt die 42-Jährige, „habe ich mir eine Auszeit für die Aufzucht und Pflege der Kinder gegönnt.“ Drei sind’s mittlerweile – und bald, im neuen Heim an der Klippe, hat der Papa, wie schön fürs Familienleben, auch noch sein Büro direkt im Haus. Er arbeitet als Daytrading-Coach, ist im Tagesgeschäft mit Wertpapieren, Derivaten, Devisen unterwegs.
Ehrlich und loyal
Christina Schäfermeier liebt die Gartenarbeit, liest gern und viel: den Spiegel, die WAZ, Stephen King, Comics, philosophische Werke . . . Auch den Kindern bringt sie das Lesen nahe, liest vor, kauft ihnen geistiges Futter. Bildung der Kinder ist ihr „sehr wichtig“. Sie selbst will noch eine Doktorarbeit in Linguistik oder Literaturwissenschaft angehen, dazu ihr Latein verfeinern.
Freundinnen schätzen ihre Ehrlichkeit, auch die Loyalität gegenüber den Menschen, die ihr wichtig sind. Auf der anderen Seite, sagt Christina Schäfermeier, sei sie manchmal etwas dickköpfig. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat . . . will sie das auch zum Ende führen, wie den Kampf für den Erhalt des Gemeindezentrums.
„Ich bleibe am Ball, lass’ mich nicht erschrecken und werde zur Not bis zum letzten Tag nicht den Mut verlieren“, sagt die überzeugte Winkhausenerin – um hinzuzufügen: „Wenn Winkhausen 24 ein glückliches Ende findet, werde ich aber nicht nach Stuttgart umziehen.“