Mülheim.

Das Ende des Strandclub-Projekts „Ruhrbania Beach“ trieb die Firma von Meinolf und Anja Thies in Mülheim an den Rande des Ruins. Das Unternehmerpaar lässt sich trotz des Ärgers nicht unterkriegen.

Drei Jahre lang, bis November 2010, haben sich Meinolf und Anja Thies mit der Stadt Mülheim gestritten. Das Ende von „Ruhrbania Beach“ war für sie verlustreich, aber nicht vernichtend. Im Kino geht’s oft schlimmer aus.

Consulthies heißt die Firma mit Sitz in Mülheim, deren Geschäfte die Thies’ seit 2006 mit vereinten Kräften führen. Fünf Filmtheater stehen unter ihrer Leitung, darunter die Cinemaxx-Häuser in Essen, Mülheim und Solingen sowie die Filmzeche Hollywood in Herten und Cineworld in Lünen. In einem der 44 Kinosäle unter eigenem Dach hat das Paar auch geheiratet.

Strandclub schon nach wenigen Monaten Geschichte

Mit „Ruhrbania Beach“, um das Reizwort zu nennen, hatten die beiden im Frühjahr/Sommer 2007 in Mülheim Neuland betreten: Ein Strandclub an der Ruhr sollte es sein, in der kalten Saison hätte dort vielleicht eine Schlittschuhbahn entstehen können, hätte, könnte... Schon im Herbst war wieder Schluss, die geforderten 175 000 Euro Schadensersatz haben die Thies’ auch nach drei gerichtlichen Instanzen nicht erhalten. Das Unternehmen habe sich zwischenzeitlich „am Rande des Ruins“ bewegt, sagen die beiden. Nun nicht mehr. Doch Meinolf Thies grollt immer noch darüber, „wie Vertreter der Stadt sich geduckt haben. Das kann ich als Unternehmer doch auch nicht!“

Geärgert hat ihn, ganz unabhängig vom Beach, auch etwas anderes: dass der Betrieb des im Medienhaus neu eröffneten Rio-Kinos wie selbstverständlich bei den Essener Filmkunsttheatern verblieb. „Man hätte dies ausschreiben können, aber so wie die Lichterketten in Mülheim hängen, wurde es nicht gemacht.“

Müsste er heute seinen Firmensitz wählen, „wäre der mit Sicherheit nicht mehr in Mülheim“. Doch diese Wahl steht ja nicht an. Wer das Cinemaxx-Foyer im RheinRuhrZentrum komplett durchquert, gelangt durch eine unauffällige Tür in die Unternehmenszentrale. Teilweise mit Blick auf die Autobahn 40, Höhe Heimaterde, arbeiten hier insgesamt fünf Menschen, die beiden Geschäftsführer bereits mitgerechnet. „Wir wollen schlank sein“, sagt Meinolf Thies (46), „mitten im Geschehen, und kurze Wege haben.“

Top und Flop in der Multiplex-Branche

Seit mehr als 21 Jahren wirkt der gebürtige Gelsenkirchener in der Multiplex-Branche, begann beim UCI in Bochum, wechselte 1991 zur Unternehmensgruppe Cinemaxx. Seither hat er geschäftliche Erfolge gefeiert, aber auch Flops gelandet, Firmen gegründet und geschlossen.

In seinen gelernten Beruf als Bankkaufmann habe sich Meinolf Thies jedoch nie zurückgesehnt: „Das könnte ich auch nicht mehr.“ Seine Frau ergänzt: „Dazu bist du auch nicht geboren.“ Anja Thies (39) ist ursprünglich Industriekauffrau und war schon durchaus Filmfan, ehe der gemeinsame Weg begann. Ihr Gatte dagegen (erstes Kinoerlebnis: „Frankenstein junior“ in der Gelsenkirchener Schauburg) meint: „Ich war immer normaler Kinogänger, aber nie der Highscorer. Für mich war es reizvoll, so ein Haus mit all seinen Facetten zu managen.“ Mit hörbarer Betonung auf dem letzten Wort. Dem Geschäftlichen.

Wenig Zeit für Privates

Mit sehr viel Arbeit ist dies für das Paar verbunden, das im recht grün gelegenen Essen-Heisingen wohnt. Sie haben keine Kinder und wenig Zeit für Freizeitvergnügungen, auch private Kinobesuche seien „bedauerlicherweise“ selten. Gelegentlich gehen sie joggen, immerhin für Fußball finden sie einigermaßen regelmäßig Zeit: als Dauerkartenbesitzer des FC Schalke 04. „Wir sitzen nicht im VIP-Bereich“, betont Meinolf Thies, „sondern da, wo es wehtut. In der Kurve. Und unsere Bratwurst kaufen wir auch selber.“

Dass sie als Unternehmerpaar sowohl privat als auch beruflich so eng miteinander verbunden sind, empfindet Anja Thies keineswegs als Problem: „Es ist sogar von Vorteil, dass wir zusammen arbeiten. Sonst würden wir uns nie sehen.“