Mülheim. .

Gabriele Klar ist Leiterin der Hauptschule Eppinghofen. Der Begriff „Restschule“ärgert sie immer wieder: „53 Prozent unserer Schüler, die die Schule verließen, haben zuletzt eine ordentliche Lehrstelle bekommen.“

Ach, dieses Wort von der „Restschule“, das ärgert sie immer wieder. Das sei gegenüber Schülern, Eltern und auch gegenüber den Lehrer einfach schäbig, herablassend.

Sie schweigt einen Moment und holt dann aus: „53 Prozent unserer Schüler, die die Schule verließen, haben zuletzt eine ordentliche Lehrstelle bekommen“, betont Gabriele Klar. Für eine Hauptschule sei das landesweit ein Spitzenwert. Auf den ist die Leiterin der Hauptschule Eppinghofen stolz. Dahinter steckt aber auch reichlich Engagement, das eigentlich in dem Projekt „Zukunftsschule“ aufgehen sollte. Daraus wird nichts, auch was überhaupt aus dem Schulstandort Eppinghofen wird, ist unklarer denn je.

Stimmung gedrückt

So ist die Stimmung zum Ende des Jahres eher gedrückt. In der Eingangshalle haben sie alle Presseveröffentlichungen der letzten Monate an Tafeln aufgehängt. Nie bestimmte eine Schule mehr die Schlagzeilen als eben jene Hauptschule, die von jetzt auf gleich aus allen Träumen gerissen wurde. Statt das millionenschwere Zukunftsmodell des Landes könnte sie nun Auslaufmodell werden.

Gabriele Klar kam vor sechs Jahren an die Schule. Konrektorin, kommissarische Leiterin, schließlich Chefin des Hauses mit 289 Schülern – aus 23 Nationen, was sie für alle, auch für sich selbst, als Bereicherung ansieht. Bedrohungen und Belästigungen der Nationalität wegen gebe es in Eppinghofen nicht. Es gibt feste Regeln, darauf lege sie großen Wert: „Bei uns wird Deutsch gesprochen, und ich erwarte von jedem, dass er sich benimmt, höflich gegenüber anderen auftritt.“ Sie findet, dass das nicht zu viel verlangt sei.

Wie eine Familie

Sie kennt fast jeden, und wenn sie über die Schule spricht, dann wie über eine große Familie. Sie erzählt von der Herzlichkeit der Schüler, von ihren Stärken. „Wer die erkennt und fördert, kann viel erreichen“, sagt Gabriele Klar und weiß, wie viele ihrer Schüler keine einfache Kindheit und Jugendzeit haben. „Viele haben einfach im Leben bisher Pech gehabt.“ Hauptschule sei neben Mathe, Deutsch und Englisch daher viel Erziehung, viel Beistand – Lebenshilfe halt. Und gerade deshalb sagt sie über ihren Beruf auch diesen Satz: „Ich mag die Hauptschule.“ Eine große Zukunft gibt jedoch auch sie dieser Schulform im Land nicht mehr. „Schade drum.“

Aufgewachsen ist Gabriele Klar in Mülheim, hat das Otto-Pankok-Gymnasium besucht, Anfang der 80er Jahre das Abitur gemacht und wollte „immer Lehrerin werden“. Das war damals schwierig. Die SPD-Landesregierung machte den Lehrermarkt kurzerhand dicht. Scharen von gut ausgebildeten Junglehrern suchten sich andere Berufe, die Lehrerzimmer vergreisten in Folge.

Lange an Privatschule

Gabriele Klar gab ihren Wunsch jedoch nicht auf. Nach dem Studium der Fächer Biologie und Sport unterrichtete sie eine Zeit lang an einer Privatschule. Sie bekam zwei Kinder, zwei Jungs, und kümmerte sich zunächst um sie. Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, empfindet sie bis heute als sehr angenehm. Es stimme, dass man dadurch etwas länger jung bleibe, betont sie.

Sie lebt in Dümpten, hat einen großen Garten mit Teich – und zu wenig Zeit dafür. Gabriele Klar beschreibt sich als naturverbunden und mag Sport, macht aber zu wenig. Ein Vorsatz. . . Ebenso findet sie, dass alle mehr lesen sollten, auch umfangreichere Bücher, um der Kurzlebigkeit etwas entgegenzusetzen.

Um Erhalt der Schule kämpfen

Politisch gibt sie sich interessiert, aber bislang weniger engagiert. Das könnte sich ändern. Und auch das hat etwas mit der Schuldebatte zu tun, mit dem, was aus Hauptschulen wird, gerade in Eppinghofen. Um den Erhalt der Schule will sie mit ihrem Lehrerteam an dem Standort kämpfen und weiß, dass viel von den nächsten Anmeldungen abhängt. Die Abstimmung mit den Füßen sei immer ein gutes Argument.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist fast Nachbarin von ihr. Es ist aber nicht nur der Stadtteil, der sie verbindet, sondern die feste Überzeugung: Investitionen in Bildung sind die beste Vorbeugung gegen ein späteres Abgleiten, das die Gesellschaft meist ein Vielfaches teurer kommt.