Donnerstag, 11.15 Uhr:
Im Hauptbahnhof läuft über die Anzeigemonitore der Straßenbahnen der Text: „Bitte beachten Sie, dass die Linie 102 aufgrund eines Wagenschadens entfällt.“ Schneematsch und Eis machen diese Meldung verständlich, aber natürlich fühlt man mit den Fahrgästen.

Selber Ort, fast vier Stunden später: „Grausam, einfach nur grausam“, findet Klaus Scherer, der an der Haltestelle der 102 wartet, die Zuverlässigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel „Die 102 nach Uhlenhorst ist bisher gar nicht gefahren aufgrund eines Triebwerkschadens. Ich wollte oben im Servicecenter fragen, da war es schon so voll. Dann hat meine Frau gesehen, dass auf der Anzeigetafel plötzlich sieben Minuten angezeigt wurden – jetzt hoffen wir einfach, dass die Bahn endlich kommt.“

Gestern sei es auch eine Katastrophe gewesen, ergänzt seine Frau Erika. „Aber na gut, bei Eis und Schnee kann man das verstehen.“ Das wegen eines defekten Wagens eine ganze Linie stundenlang ausfällt, ist aber schon ungewöhnlich. Immerhin: Die Scherers können im Warmen warten, schließlich ist der Bahnhof windgeschützt.

„Jeden Morgen zu spät“


Kaiserplatz, 14 Uhr:
Um den Kaiserplatz fegt der Wind, Schneematsch bedeckt den Boden. Die 112 kommt heute pünktlich, aber das geht auch anders: „Eine Kollegin von mir musste da schon mal über 20 Minuten warten“, berichtet Monika Wanner. „Die fährt jeden Tag mit der Bahn zur Arbeit und jeden Morgen kommt die 112 jetzt zu spät.“ Kaum hält die Bahn, eilen die durchgefrorenen Wartenden ins Wageninnere.


Hauptbahnhof, 14.30 Uhr:
Zum Thema MVG fällt Doris Oberschläger und Marlene Winterscheid sofort etwas ein. „Ich bin jahrelang beruflich mit der 901 gefahren“, so Winterscheid. „Die ist immer zu spät. Nur heute kann ich mich mal nicht beschweren.“

„Pünktlichkeitsgarantie“

Doris Oberschläger sieht die „Pünktlichkeitsgarantie“, mit der die MVG wirbt, ironisch: „Find ich gut. Da krieg ich dann ja massig Geld!“ Wer länger als zehn Minuten warten muss, bekommt den Ticketpreis zurückerstattet. Eine nette Geste von Seiten eines Verkehrsbetriebes, die seit 2009 bereits in Duisburg leidlich funktioniert und ab Mitte nächsten Jahres auch in Mülheim eingeführt werden soll. Schöner ist natürlich, wenn Bahnen und Busse einfach pünktlich kommen.

Gerade bei Schnee und Eis ist das mit der Pünktlichkeit ohnehin so eine Sache, aber wenn anstatt kleiner Verspätungen ganze zwei bis drei Bahnen hintereinander ausfallen, Lautsprecherdurchsagen rar gesät sind und die Servicecenter zum Bersten voll, dann besteht ein Problem.
Auch die WAZ-Leser haben während der vergangenen Tage im Internet entsprechende Kommentare hinterlassen:

„Da die Bahnen sowieso ständig ausfallen, besonders die 104, bekomme ich da meine Monatskarte kostenlos?“, äußert sich ein Leser zum „Pünktlichkeitsversprechen“ der MVG.



Unzufriedene Fahrgäste


„Ein anderer Leser berichtet, wie er bei Eis und Schnee ausnahmsweise seinen Roller stehen ließ und auf die Bahn umstieg. „Drei Tage – und alle drei Tage kam es zu Verspätungen! Am ersten Tag war eine U18 defekt, was zu Verspätungen führte, und die 102 im Anschluss fiel aus, die darauf folgende kam zu spät! Am zweiten Tag hatten die U18 und die 102 Verspätung. Am 3. Tag hatte die U18 Verspätung, die 102 war dafür pünktlich, aber so überfüllt, dass die Fahrt nahezu unzumutbar war -- ich schätze, die 102 davor ist ausgefallen...“

Die MVG schickte eine Pressemeldung. Thema: „Und plötzlich ist Winter“. Erstes Resultat: Es wird „Schneewachen“ geben: Bahnen, die nachts die Fahrleitungen eisfrei halten sowie die Weichen und Gleise von der Schneedecke befreien.