Feuerwehrleute sahen täglich nach, obwohl es kaum mehr Hoffnung gab, die hochgiftige Kobra an der Kleiststraße 161 zu finden. Am Donnerstag wurde ihr kleiner, kringeliger Kadaver auf einer der Klebefallen entdeckt. Entwarnung.

Offenbar lockte das frühlingshaft-wärmere Wetter die Babyschlange aus ihrem Versteck. Hängen blieb sie nahe einer Nachtspeicherheizung.

Damit endet der Ausnahmezustand, auch für Philip Schröder und seine Lebensgefährtin, die hier im zweistöckigen Haus wohnen, normalerweise. Drei Wochen lang war das Paar ausquartiert mit einem Teil seines Mobiliars. Sie lebten in einer Ausweichwohnung in Speldorf. „Das war ein Kulturschock“, sagt Schröder, „Hier auf der Heimaterde singen die Vögel, dort fährt die 901 vor der Tür.“

Natürlich gibt es Schlimmeres, etwa den potenziell tödlichen Biss der Monokel-Kobra. Bei deren Besitzer Kevin O., der 19 Jahre jung ist und ohne Arbeit, meldete sich Schröder per Handy und übermittelte den Ausgang des bundesweit beachteten Zwischenfalls. „Doch er wusste es schon aus den Medien.“ Wie von schwerer Last befreit stand Philip Schröder gestern vor dem äußerlich recht gepflegt wirkenden Haus. Sauer auf den Schlangenhalter sei er nicht. „Das war eine überflüssige Aktion, aber er hat es nicht absichtlich gemacht und sich tausend Mal entschuldigt.“

Die Stadt Mülheim wird sich damit nicht zufrieden geben. Denn bislang trägt sie Kosten für die Anti-Kobra-Aktion von rund 100000 Euro, wie Pressesprecher Volker Wiebels vorrechnet. Allein 38500 Euro koste der Feuerwehreinsatz, zu Buche schlagen auch: Entkernung und Wiederherstellung der Dachwohnung, die Mithilfe des THW unter Einsatz endoskopischer Kameras, der vorübergehende Umzug der Mieter und vieles mehr. Wiebels kündigt an, die Rechnung an den Schlangenbesitzer weiterzugeben, der die Summe notfalls „abstottern“ solle.

Derweil präsentiert Torben Rankl, Mitglied der deutschlandweit einzigartigen Reptilienfachgruppe bei der Feuerwehr Düsseldorf, seinen Fang: So zierlich? So gefährlich? – scheinen die zahlreich angereisten Presse- und Rundfunkvertreter zu denken. Kameraleute und Fotografen nehmen das tote Tier ins Visier, während Stadtsprecher Wiebels erklärt: „Uns ist mehr als ein Stein vom Herzen gefallen.“

Er kann eine gewisse Genugtuung nicht verbergen, wenn er ergänzt: „Unsere Einsatztaktik war richtig. Auch wenn Experten gesagt haben: ,Ihr habt die Schlange schon mit dem Müll rausgetragen’ oder ,Es gab gar keine.’“ So bleibe der Stadt auch die schwierige Entscheidung erspart, wann der Einsatz zur Gefahrenabwehr beendet und der Fall zur Privatsache gemacht wwreden soll.

Sven Werner, stellvertretender Feuerwehrchef, wundert sich, wie viele: „Ich verstehe ja nicht, dass man für einen friedfertigen Bernhardiner einen Hundeführerschein vorlegen muss, aber jeder eine Giftschlange halten kann.“ Wenn hier, per Gesetz, eine Prüfung eingeführt würde, hätte die Kobra-Geschichte wirklich ein gutes Ende genommen.