Mülheim. .
Die Schlangen-Experten haben die Suche nach der hochgiftigen Monokel-Kobra aufgegeben. Gefunden haben sie das Tier aber noch nicht. Sie setzen darauf, dass die Baby-Schlange in den nächsten Wochen verhungert. Die Mieter werden für acht Wochen zunächst auf Kosten der Stadt ausquartiert.
Sie hatten das Wochenende über weiterhin fieberhaft gesucht, am Sonntagabend gaben die Schlangen-Experten der Düsseldorfer Feuerwehr und ihre Mülheimer Kollegen auf: Die auf der Heimaterde entwichene hochgiftige Monokelkobra war nicht zu entdecken. Eine weitere Suche nach dem Jungtier macht nach Meinung der Experten keinen Sinn mehr. Die Mieter werden für acht Wochen zunächst auf Kosten der Stadt ausquartiert.
Jeweils ab 8 Uhr am Samstag und Sonntag waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Ordnungsamt und Rettungsdienst wieder vor Ort. Vier Möbelpacker des Mülheimer Umzugsunternehmens Müller rückten zunächst die Möbel der Wohnung im 1. Obergeschoss, später im Erdgeschoss von den Wänden. Inventar, das im Weg war, wurde nach draußen in den Umzugswagen und später wieder zurückgetragen. Die Schlangen-Experten der Düsseldorfer Feuerwehr schritten dabei stets voran, um schnell eingreifen zu können, falls die hochgiftige nur 30 Zentimeter lange und bleistiftdünne Monokel-Kobra auftauchen würde. Tat sie aber nicht.
Schon am Samstag hatte die Mülheimer Feuerwehr ein weiteres Mal Kontakt zu ihren Kollegen in Düsseldorf und Duisburg aufgenommen und sie um Amtshilfe ersucht. Angefordert wurde Ortungsexperten, die mit zwei Endoskop-Kameras anrückten, auch das THW war hinzugezogen worden. Mit den Mini-Kameras wurden später mögliche nicht einsehbare Schlupflöcher und Zwischenräume im Haus inspiziert. Auf dem Boden der zwei Mietwohnungen im 1. OG und in Parterre brachten die Einsatzkräfte doppelseitiges Klebeband an. Man hoffte darauf, dass die Schlange sich nach Einsatzende nachts durch eine der Wohnungen bewegen und dann an einem Klebeband kleben bleiben würde.
Haus komplett auf den Kopf gestellt
Am Sonntag um 15.31 Uhr wurde die Suche nach der Baby-Schlange schließlich nach einer Lagebesprechung ergebnislos abgebrochen. „Wir gehen fest davon aus, dass wir sie nicht mehr finden werden“, resümierte Stadtsprecher Volker Wiebels nach den letzten vier Tagen, in denen man das Mietshaus an der Kleiststraße praktisch komplett auf den Kopf gestellt, die Wohnung des Schlangenhalters bis Sonntag gar komplett entkernt und schüppchenweise von Dämmschlacke befreit hatte.
„Eine weitere Ausweitung des Einsatzes hat nach menschlichem Ermessen keine Aussicht auf Erfolg“, so Wiebels. Man sei einfach nicht in der Lage, alle möglichen Rückzugsmöglichkeiten des wendigen Reptils in dem Altbau aufzuspüren. „Die Schlange wird jetzt wohl verhungern“, so Bernd Otto, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes. Nach Ansicht der Experten sei das Jungtier maximal sechs Wochen in der Lage, ohne Futter zu überleben. Da als Nahrung im jungen Alter der Kobra maximal Babymäuse noch ohne Fell in Frage kämen, habe das Reptil im Haus keine Überlebenschance. Dass sich die seit vergangen Mittwochabend entflohene Monokel-Kobra den Weg aus dem Haus gebahnt haben könnte, wird von der Stadt nach Rücksprache mit den Experten der Düsseldorfer Reptilien-Experten „nahezu ausgeschlossen“. Wegen der relativ kalten Witterung könne die Schlange draußen ohnehin kaum überleben.
19-Jähriger wird Rechnung kaum begleichen können
Für die drei Personen, die die Wohnungen im 1. OG und in Parterre bewohnen, muss nun aus Sicherheitsgründen ein Ausweichquartier für die Nächte her. Die Stadt vereinbarte mit ihnen, dass sie die Unterbringungskosten für acht Wochen zunächst selbst tragen wird, bis geklärt ist, wer für die entstanden immensen Kosten des Kobra-Einsatzes aufzukommen hat. Höchstwahrscheinlich wird Schlangen-Halter Kevin O. (19) am Ende eine dicke Rechnung präsentiert. Der arbeitslose junge Mann wird sie kaum begleichen können.
Den Schlangen-Halter hatte die Stadt übrigens am Samstag zum Haus gebeten - er erschien mit seinem Bruder, in dessen Mülheimer Mietwohnung aktuell nicht nur eine Boa von Kevin O. unterbracht ist, sondern acht weitere Giftschlangen sowie drei harmlose Kornnattern, deren Haltung in der kommenden Woche vom Veterinäramt überprüft werden soll. Die Brüder zeigten sich, nachdem sie sich am Freitag rar gemacht hatten, wenig öffentlichkeitsscheu. Zwar wollten sie zunächst keine Interviews geben. Später hieß es: „Was springt denn dabei raus?“ Im Umgang mit den Medien schienen beide überfordert.