Mülheim. .
Die Suche nach der flüchtigen hochgiftigen Monokel-Kobra in Mühleim-Heimaterde bleibt weiter erfolglos. Jetzt werden die Experten in dem Wohnhaus Spezial-Equipment einsetzen, um mögliche Verstecke zu inspizieren. Die Rechnung für den Einsatz ist gesalzen.
Seit 8 Uhr am Morgen sind die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Ordnungsamt und Rettungsdienst wieder vor Ort. Vier Möbelpacker des Mülheimer Umzugsunternehmens Müller rückten am Morgen zunächst die Möbel der Wohnung im 1. Obergeschoss von den Wänden. Inventar, das im Weg war, wurde nach draußen in den Umzugswagen und später wieder zurückgetragen. Die Schlangen-Experten der Düsseldorfer Feuerwehr schritten dabei stets voran, um schnell eingreifen zu können, falls die hochgiftige Monokel-Kobra auftauchen würde. Tat sie aber nicht.
Suche mit dem Endoskop
Zwischenzeitlich hatte die Mülheimer Feuerwehr ein weiteres Mal Kontakt zu ihren Kollegen in Düsseldorf aufgenommen und sie um Amtshilfe ersucht. Angefordert wurde eine Ortungstruppe, die mit einer Endoskop-Kamera anrücken sollte. Mit der Mini-Kamera sollten am Nachmittag mögliche nicht einsehbare Schlupflöcher und Zwischenräume im Haus inspiziert werden. Auf dem Boden der zwei Mietwohnungen im 1. OG und in Parterre wollte man doppelseitiges Klebeband anbringen. Man hofft darauf, dass die Schlange sich nach Einsatzende heute vielleicht durch eine der Wohnungen bewegt und dann an einem Klebeband kleben bleibt. Die vier Möbelpacker blieben vor Ort, um auch in der Wohnung im Erdgeschoss noch anzupacken, vielleicht gar die beiden Mietwohnungen unter der Dachgeschoss-Wohnung des 19-jährigen Schlangen-Halters. Die Zeit des Wartens wollten sie sich mit der Bundesliga-Konferenz im Radio versüßen. „Vielleicht geht’s ja auch erst morgen weiter“, so Siggi Jolink (46).
Derweil hatte die Feuerwehr den Schlangen-Halter Kevin O. zum Haus gebeten - er erschien mit seinem Bruder, in dessen Mülheimer Mietwohnung aktuell nicht nur eine Boa von Kevin O. unterbracht ist, sondern acht weitere Giftschlangen sowie drei harmlose Kornnattern, deren Haltung in der kommenden Woche vom Veterinäramt überprüft werden soll. Die Brüder zeigten sich, nachdem sie sich am Freitag rar gemacht hatten, wenig öffentlichkeitsscheu. Zwar wollten sie zunächst keine Interviews geben. Später hieß es: „Was springt denn dabei raus?“ Im Umgang mit den Medien schienen beide überfordert.
Es wird teuer für den Halter
Vermutlich werden auf Kevin O. hohe Geldforderungen zukommen. Zwar wollen Ordnungsamt und Feuerwehr erst einmal die Sachlage prüfen, doch scheint klar, dass Kevin O. die Rechnung für den aufwändigen Einsatz zumindest präsentiert werden wird. Auf der Rechnung, von verschiedenen Stellen aufgestellt, dürfte dann zuvorderst stehen: der Einsatz des Ordnungsamtes, das in den vergangenen Tagen mit jeweils vier bis zehn Mitarbeitern vor Ort war, sowie die Leistungen der Feuerwehr. Ihr Stundensatz bei 15 Einsatzkräften und vorhandener Infrastruktur: 850 Euro pro Stunden laut Gebührensatzung. Hinzu kommt der Einsatz von je zwei Schlangen-Experten und zuletzt der Ortungstruppe aus Düsseldorf.
Das Ordnungsamt hat zudem die Baufirma Ascom beauftragt, die Wohnung von Kevin O. komplett zu entkernen. Noch bis Montag wird es dauern, die Dämmschlacke in der Wohnung aufzunehmen. Dabei ist Vorsicht angesagt, es geht nur schüppchenweise voran, weil sich die Schlange darin versteckt halten könnte. Weitere Kosten entstehen durch die Bereitstellung des Antiserums, das vor Ort kühl gehalten wird. Das Evangelische Krankenhaus hält ein Notfallbett bereit, vor Ort ist stets ein Rettungswagen präsent. Nicht zuletzt dürfte der Vermieter von Kevin O. die Wiederherstellung des Wohnhauses einfordern.