Mülheim. Nur noch knapp 13 Prozent. Nach dem herben Rückschlag für die Grünen auch in Mülheim stellt sich die Frage: Wie gewinnt man wieder Vertrauen?
Rund zehn Prozentpunkte in Mülheim eingebüßt, wenigstens sieben Wahlbezirke verloren, aus denen Grün vor fünf Jahren als stärkste politische Kraft hervorging - das knabbert deutlich am grünen Selbstbewusstsein, mit dem man in der Stadt, im Land und im Bund in die Regierungsverantwortung ging.
„Immerhin“ schnitt man in Mülheim mit rund 13,2 Prozent noch etwas stärker ab als im Bund (fast 12 Prozent), sagen die einen, und „wenigstens als moralischer Sieger“ sehen sich die anderen, weil in Mülheim Grün noch mehr als einen Prozentpunkt vor der AfD liegt. „Aber wir haben nicht so abgeschnitten, wie erhofft“, macht der Mülheimer Fraktionsvorsitzende Timo Spors aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis.
Mülheimer Grüne kritisieren Bundespolitik: „Wir sind nicht ins Machen gekommen. Es geht zu langsam“
Die Gründe? Liegen nicht in Mülheim oder in „zu viel grüner Politik“, vermutet Spors im Gegenteil: „Es ist der Denkzettel für die Ampel. Viele sind enttäuscht von den Streitereien im Bund. Gerade die junge Generation hat mehr erwartet. Wir sind nicht ins Machen gekommen. Es geht zu langsam. Das Vertrauen in unsere Regierungsverantwortung ist daher weg.“
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Bei den 16- bis 20-Jährigen liegen die Grünen nicht mehr vorn, wie noch in den vergangenen Jahren großer Klimaproteste, sondern CDU und AfD. Für Spors auch ein Zeichen dafür, dass „es Räume gibt, wo sich junge Leute aufhalten, und wo wir nicht hineingegangen sind, um unsere Politik zu erklären.“
Also bald schon Grüne Politik im Bilderstakkato von Tiktok? Zumindest hat Spors seinen Account erstellt. Die Antwort des Mülheimer Fraktionschefs auf den herben Rückschlag: „Jetzt erst recht.“
Besorgt über Abschneiden der Rechten: „Demokratie fällt nicht vom Himmel“
Nachdenklicher zeigt sich die Basis und Kreisverbandsvorsitzende Annette Lostermann de Nil. Die Frage aber bleibt: „Wie erreichen wir Menschen mit grüner Politik, die sich nicht damit auseinandersetzen wollen? Wie kommen wir ins Gespräch?“ Zumindest die Themenabende, Plakate und Flyer zeigten in Mülheim ihre Wirkung offenkundig nicht.
„Mich hat bestürzt, dass man mit Fake News teils mehr erreicht als mit Information und Fakten“, sagt die Kreisverbandsvorsitzende.
Eine „Allianz unter demokratischen Parteien“, wie Klaus Konietzka (SPD) nun ins Spiel gebracht hat, wägt Lostermann de Nil ab: „Wir müssen dort zusammenarbeiten, wo es brodelt.“ Und gleichzeitig müsse jede Partei ihre Schwerpunkte setzen - „es bleibt ein Balanceakt“. Doch auch sie bekräftigt: „Die Wahl hat gezeigt: Demokratie fällt nicht vom Himmel. Wir geben aber nicht auf.“
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