Mülheim. Alexander Kocks ist als Quereinsteiger in Mülheims Politik für markige Sprüche bekannt. Welche Ziele er jetzt mit den Freien Wählern verfolgt.

Zur NRW-Landtagswahl hatte er es bereits angekündigt, jetzt wird es konkret: Ex-BAMH-Chef Alexander Kocks will in Mülheim die Freien Wähler etablieren und mischt sich erstmals mit einer Kritik an geplanten Radwegen auf der Kaiserstraße in lokalpolitische Debatten ein. Tenor: Die Reduzierung der Fahrspuren werde zu Verkehrsbehinderungen und Rückstaus führen und Parkplätze kosten. Vor Beginn der Baumaßnahme, so sein Vorschlag, sollten testweise Fahrspuren gesperrt werden, um die Auswirkungen zu testen.

Fast genau zwei Jahre ist es her, seit Alexander Kocks die politische Bühne mit einem Paukenschlag verließ. Der Styrumer, der erst Wochen zuvor zum neuen Vorsitzenden des Bürgerlichen Aufbruchs Mülheims gewählt worden war, zog sich wegen „unüberwindbarer Differenzen“ zurück. „Ich bin da etwas blauäugig rangegangen. Die Zeit beim BAMH hat mich gelehrt, wie es nicht geht“, sagt er heute zum Zerwürfnis.

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Mit seinem Grundsteuer-Protest hat der Mülheimer einen Nerv getroffen

Für markige Sprüche ist Alexander Kocks immer zu haben. „Die Parlamente und Ministerien sind genau wie ich… viel zu fett. Ich werde beides ändern“, schreibt er auf der Webseite der Freien Wähler und widmet sich auch dort wieder seinem Lieblingsthema, das ihn vor vier Jahren überhaupt in die Politik geführt hat: der Grundsteuer. Aktuell bestehe wieder die Gefahr einer Grundsteuererhöhung, heißt es in einem Positionspapier der Freien Wähler, das unserer Redaktion vorliegt. „Und daher würden wir nun entschiedener gegen eine zusätzliche Belastung in Form einer weiteren Grundsteuererhöhung vorgehen. Zumal wir mittlerweile organisierter, vernetzter und vor allem schlagkräftiger sind als damals“, geben sich die Parteimitglieder kampfbereit.

Stadtkämmerer Frank Mendack hatte hingegen immer wieder betont, mit der Grundsteuer-Reform kein Einnahmen-Plus machen zu wollen. Allerdings beunruhigen aktuell Prognosen, dass die Reform zu einer Millionen-Entlastung bei Mülheimer Gewerbegrundstücken führen könnte, was Hauseigentümer und Mieter bei einer aufkommensneutralen Umsetzung der Reform dann womöglich auszugleichen hätten.

Kocks hat bereits gezeigt, dass er Massen mobilisieren kann. 650 Menschen folgten am Valentinstag 2019 seinem Aufruf und protestierten auf dem Rathausplatz gegen die Erhöhung der Grundsteuer um 39 Prozent. Kocks sorgte damals für einigen Wirbel, gründete die Initiative „Sparfüchse 4330“, die 29 Punkte zur Kostenersparnis an die Stadtverwaltung übergaben. „Die haben sich alle irgendwo verloren“, sagt Kocks heute.

Die Freien Wähler zählen in Mülheim 14 Mitglieder

Doch vergeblich war sein Einsatz damals nicht, zumindest für ihn persönlich. Damals wurde aus dem Privatmann Alexander Kocks ein politischer Mensch. „Den Ausschlag gab Kämmerer Frank Mendack. Er schrieb mir nach der Demo, dass die Parteien der Stadt engagierte Leute suchen. Der hat wohl eher an die SPD gedacht.“

Sich in einer etablierten Partei von unten nach oben dienen? Das klingt nicht nach dem Mann, der 2020 im Interview mit unserer Redaktion sagte: „Wenn ich in die Politik gehe, bin ich eher der Typ Schimanski, der auf den Tisch haut und Tacheles redet.“ Bei den im April gegründeten Freien Wählern Mülheim stieg er gleich als Kreisvorsitzender ein. Mit ihm im Vorstand sind Franziska Bauernfeind (Stellvertreterin), Gabriele Günther (Schriftführerin) und Pascal Weidner (Schatzmeister). 14 Mitglieder zählt der Kreisverband laut Kocks insgesamt. Bis zur nächsten Kommunalwahl sollen es mehr sein. „Wir kriegen noch nicht alle Wahlkreise besetzt.“

Alexander Kocks macht’s spannend - in seinem ersten Krimi

Bis dahin hat der alleinerziehende Vater einer Tochter noch einiges vor, nicht nur in Sachen Parteiaufbau. In wenigen Wochen erscheint sein erster Kriminalroman im Ruhrkrimi Verlag. Apropos Krimi: Spannend dürfte zu den Wahlen 2025 auch werden, ob sich Jochen Hartmann in Stellung bringt. Die Positionen des damals schon geschassten BAMH-Fraktionschefs sollen ein Grund für Kocks Abgang gewesen sein.

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