Mülheim. Auf dem Schulgelände stehen jetzt sechs summende Holzkisten. Wie zwei Mülheimer Imker damit eine Trendwende bei Jugendlichen herbeiführen wollen.
Kinder und Jugendliche erkennen 45 Markenlogos auf den ersten Bick, aber noch nicht einmal drei heimische Pflanzenarten? „Ich bin auf Facebook über eine Studie der Uni Würzburg gestolpert und das hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt Carsten Warta. Und das aus gutem Grund, denn seit der Mülheimer vor drei Jahren mit dem Imkern begonnen hat, lernt er selbst täglich dazu. „Wenn ich jetzt in den Park gehe, stehen da nicht mehr nur Bäume. Ich weiß auch, welche das sind. In meinem Garten wächst keine Thujenhecke mehr, sondern nur noch Pflanzen, die irgendjemandem nützen.“ Zum Beispiel seinen Bienen.
Gemeinsam mit seinem Imkerkollegen Andreas van Treeck kümmert sich der Imker um aktuell 17 Bienenvölker. Sechs von ihnen mit bis zu 30.000 Bienen ziehen jetzt auf das Gelände des Gymnasiums Heißen. Langfristig sollen dort zwölf Völker stehen. Denn diese Sache mit dem Pflanzenwissen wollte Carsten Warta und Andreas van Treeck nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Oder wie Van Treeck sagt: „Selbst mein 83 Jahre alter Vater hat angefangen, sich für unsere Pflanzenwelt zu interessieren, seit ich Bienen habe. Das ist lebensnahes Lernen.“
Imker und Biolehrer erstellen gemeinsam einen Lehrplan
„Ich kenne Herrn Warta noch als engagierten Vater an unserer Schule. Das Bienenprojekt hat uns gleich interessiert“, sagt Sven Risken, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums Heißen. Ein bislang kaum genutzter Bereich des Schulgeländes wurde für die Heißener Schulbienen abgetrennt. Die ersten Völker sind bereits hergezogen und beginnen mit ihrer emsigen Arbeit. Und auch die Imker bereiten sich vor. Denn gemeinsam mit der Fachschaft Biologie der Schule erstellen sie gerade eine Art Lehrplan, um das Thema Bienen, Imkern und Naturschutz in den Unterricht zu bringen.
„Die Themen eignen sich vermutlich gut für die Jahrgangsstufen fünf, acht und die Q1“, sagt Biologie-Lehrerin Charlotte Gruhn. Die Imker möchten den Schülern im Unterricht mehr über das außergewöhnliche Leben im Bienenstock erzählen. Oder wie es Carsten Warta nennt: „Wenn wir Menschen nur ansatzweise so komplex arbeiten würden wie die Bienen, würden wir jetzt schon auf dem Mars im Whirlpool liegen.“
Schülerin möchte mehr über Bienen erfahren
„Man weiß ja, das ohne Bienen sehr viel nicht funktionieren würde. Aber ihre Lebensweise nimmt man normalerweise gar nicht richtig wahr“, sagt Schülerin Mathilda (13), die sich schon auf den Unterricht am Bienenstock freut. Schulkameradin Clara, die ebenfalls die 8. Klasse besucht, fügt hinzu: „Ich würde gern mal sehen, wie der Honig entnommen wird.“ Ihr Wunsch könnte in Erfüllung gehen, denn die Projektwoche Anfang Juli könnte der ideale Zeitpunkt zum Honigschleudern sein. „Wie genau das Imkern in den Unterricht eingebettet wird, klärt noch die Schulkonferenz“, sagt Schulleiter Patrick Rodeck.
Fest steht bislang nur: Schülerinnen und Schüler müssen Schutzkleidung beim Imkern tragen. Laut stellvertretendem Schulleiter Sven Risken führt die Schule bereits Gespräche mit einem Sponsor. Die Umzäunung der Bienenstücke wurde vom Förderverein gestemmt. Zunächst soll der Bienenstand drei Jahre lang an der Schule bestehen bleiben. In der Saison sind die Imker etwa einmal pro Woche vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen. Der Honigerlös kommt deshalb der Unterhaltung der Völker zugute. Wie er wohl schmecken wird? „Nach Raps“, tippt Carsten Warta. Denn direkt hinter der Schule ist ein Feld und das lassen sich die Bienen sicher nicht entgehen.
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