Mülheim. Tierrechtsorganisation schimpft über Haltungsbedingungen von Nutztieren, deren Erzeugnisse bei Aldi Süd verkauft werden. Protest ist geplant.

Schweine eingepfercht in Metallgestellen, sodass sie sich kaum bewegen können, Hühner in Legebatterien mit Käfigen, die ihnen nicht mehr Platz lassen als die Fläche eines DIN/A4-Blattes - für die Tierrechtsorganisation Animal Equality unhaltbare Zustände. Um für das Wohl der Tiere zu kämpfen, deren Erzeugnisse bei Aldi Süd verkauft werden, ruft die Organisation zu Protesten vor Standorten des Discounters in Mülheim auf.

Zwar wirbt Aldi Süd offensiv damit, zu den Gründungsmitgliedern der „Initiative Tierwohl“ zu gehören, die Haltungsformen in der Nutztierhaltung verbessern soll, und informiert auf seiner Internetseite über strenge Richtlinien für Einkaufprozesse rund um Produkte und Erzeugnisse aus tierischen Rohstoffen. Doch der Tierschutzorganisationen Animal Equality geht das nicht weit genug - im Gegenteil: Sie spricht von Doppelmoral bei dem Discounter, denn gerade in den USA müssten Nutztiere für Produkte von Aldi Süd leiden.

Das Leid von Schweinen und Hühnern wird in Mülheim vor Aldi Süd angeprangert

Um Verbraucherinnen und Verbraucher darauf aufmerksam zu machen, dass der Discounter mit amerikanischen Zulieferbetrieben zusammenarbeite, die Schweine und Hühner nach wie vor in engen Käfigen halten, hat die Organisation eine Protestkampagne gestartet, die auch in Mülheim sichtbar werden soll.

Vor der XXL-Filiale von Aldi Süd an der Mannesmannallee, die 2020 als weltweit größte Filiale des Discounters eröffnet worden war, wollen die Tierschützer in diesen Tagen ihren Unmut kundtun und zeigen, welches Leid Nutztiere ertragen müssen. Dazu stellen sie einen sogenannten Kastenstand aus, einen Metallkäfig, in dem Mutterschweine über Monate eingepfercht werden, schildert Animal Equality.

Tierschützer sehen unhaltbare Zustände für Schweine und Hühner - begünstigt durch Aldi Süd

Solche Vorrichtungen, die laut Animal Equality in Deutschland offiziell nicht mehr verwendet werden dürfen, würden von Zulieferbetrieben von Aldi Süd in den USA weiterhin genutzt, machen die Tierschützer deutlich und kritisieren die Umstände: „Diese 0,6 Meter mal zwei Meter großen Kastenstände stellen eine hohe physische und psychische Belastung für die Tiere dar. In diesen Käfigen können die Schweine nicht laufen, sich nicht umdrehen und nicht einmal bequem stehen. Unter ihnen befinden sich harte Spaltenböden, durch die Urin und Kot fallen.“

Sogenannte Kastenstände, in denen die Muttersau eingepfercht wird, sind laut Tierrechtsorganisation Animal Equality in Deutschland nicht mehr zulässig, würden aber in den USA von Zulieferbetrieben von Aldi Süd noch genutzt.
Sogenannte Kastenstände, in denen die Muttersau eingepfercht wird, sind laut Tierrechtsorganisation Animal Equality in Deutschland nicht mehr zulässig, würden aber in den USA von Zulieferbetrieben von Aldi Süd noch genutzt. © FFS | Jakob Studnar

Zudem werden laut der Tierrechtsorganisation etwa 75 Prozent der Hühner in den USA in engen Metallkäfigen gehalten. Im Durchschnitt habe dort jedes Huhn weniger Platz als die Fläche eines DIN/A4-Papiers. Auch ihre Erzeugnisse landeten dort in den Aldi-Süd-Regalen. Dabei, sagt Daniela Fiegel, bei Animal Equality zuständig für die Kampagne „Aldi: Eine Frage der Haltung“, seien solche Bedingungen heutzutage nicht mehr nötig: „Große Konkurrenten von Aldi Süd machen es auch in den USA längst anders.“

Aldi Süd kontert: „Stellen bei Schaleneiern auf käfiglose Haltung um“

Aldi Süd kontert auf Anfrage dieser Redaktion die Kritik der Tierschützer und betont, dass die gesamte Aldi-Süd-Gruppe im Hinblick auf ihr Schaleneiersortiment anstrebe, bis spätestens 2025 hundert Prozent der Eier aus käfigloser Haltung zu beziehen. In Deutschland sei dies bereits seit 2009 der Fall.

Zudem plane der Discounter, bis 2030 das gesamte Frischfleisch- und Trinkmilchsortiment sowie die Wurst- und Fleischwaren auf die Haltungsformen 3 („Außenklima“: Tiere haben Zugang zu Frischluft, zudem steht ihnen mehr Platz zur Verfügung) und 4 („Premium“: Die Tiere haben Auslaufmöglichkeiten sowie wiederum mehr Platz, entspricht den gesetzlichen Bestimmungen für Bio-Fleisch und Bio-Milch) umzustellen. Bereits heute stammten 50 Prozent des Frischfleisches, über 20 Prozent der gekühlten Fleisch- und Wurstwaren sowie die gesamte Trinkmilch aus diesen Haltungsformen, heißt es auf Nachfrage.

Tierschützer wollen vor Aldi-Süd-Zentrale für bessere Haltungsstandards demonstrieren

Der Mülheimer Discounter weist darauf hin, dass Animal Equality sich mit seinem Anliegen insbesondere auf die Haltungsbedingungen in den USA beziehe und nicht auf jene in Deutschland. Das bestätigt die Tierrechtsorganisation, die sich mit den Haltungsstandards von Aldi Süd in Deutschland im Großen und Ganzen aktuell einverstanden zeigt, sich aber zum Ziel gesetzt hat, die landwirtschaftliche Nutztierhaltung gänzlich abzuschaffen.

Dass sie mit den Haltungsbedingungen der Nutztiere in den USA, deren Erzeugnisse Aldi Süd verkauft, alles andere als einverstanden sind, wollen Animal-Equality-Vertreter in diesen Tagen in mehreren deutschen Großstädten demonstrieren. Und auch am Mülheimer Konzernstandort, vor der Verwaltung an der Burgstraße, soll in Kürze protestiert werden. Kampagnen-Koordinatorin Fiegel fordert: „Der Riesen-Discounter muss die Verantwortung übernehmen.“ Gespräche zwischen der Tierrechtsorganisation und Aldi Süd seien bislang nicht zielführend verlaufen, sagt Fiegel: „Es bestand kein Interesse, unsere Forderungen zu erfüllen.“ Nun wolle man den Druck erhöhen, um auch in Übersee höhere Tierschutzstandards zu erwirken.

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