Mülheim. Bald jährt sich die Schließung der Mülheimer Kirche Herz Jesu. Viele Interessenten sprangen ab, auch Soravia. Was den Verkauf so schwer macht.

Fast ein Jahr ist es her, seit die katholische Kirche Herz Jesu in Broich geschlossen wurde - nach der letzten Messe am 25. Februar 2023. In den Monaten danach wurde viel über das Gotteshaus und eine mögliche neue Nutzung diskutiert. Unter anderem hatten Vertreter der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo Kirche beim Bistum Essen Interesse bekundet, dort ein Kloster einzurichten. Auch der österreichische Investor Soravia, der in Sichtweite die Parkstadt Mülheim errichtet, wollte sich die Broicher Kirche einmal unverbindlich ansehen. Zuletzt wurde es ruhig um Herz Jesu.

Nun sprießen schon wieder die Krokusse, doch das imposante Gotteshaus steht weiterhin felsenfest unter den Immobilienofferten des Bistums Essen (ebenso wie die geschlossene Heilig-Geist-Kirche in Holthausen). Das Gemeindeleben an der Ulmenallee geht weiter, signalisiert der gepflegte Schaukasten vor dem Portal: Dort findet man aktuelle Aushänge mit Gottesdienst- und Veranstaltungsterminen in umliegenden katholischen Kirchen und die neuesten Pfarrnachrichten als gedruckte Heftchen zum Mitnehmen.

Herz Jesu in Mülheim: Kirche und Pfarrhaus unter Denkmalschutz

Das hellrot gestrichene Pfarrhaus nebenan, über dem eine Madonna mit Jesuskind wacht, werde teilweise noch dienstlich genutzt, berichtet Pfarrer Christian Böckmann. In den Büros fänden etwa Kondolenz- oder Taufgespräche statt. Das Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz, genau wie die Kirche. Zum Verkauf angeboten ist ein ganzes Grundstückspaket, zu dem auch Gemeinde- und Jugendheim gehören sowie die Kindertagesstätte, deren Erweiterung und Modernisierung der künftige neue Eigentümer übernehmen soll.

Das ebenfalls denkmalgeschützte Pfarrhaus Herz Jesu in Mülheim wird teilweise noch dienstlich genutzt.
Das ebenfalls denkmalgeschützte Pfarrhaus Herz Jesu in Mülheim wird teilweise noch dienstlich genutzt. © WAZ | Annette Lehmann

Etliche Interessenten für Herz Jesu hätten sich schon gemeldet, sagt Pfarrer Böckmann, etliche Gespräche stattgefunden, „doch bis jetzt sind wir nicht fündig geworden“. Entweder seien mögliche Investoren von sich aus abgesprungen oder deren Vorstellungen nicht umsetzbar gewesen im Rahmen der Auflagen. „Es ist eine große Aufgabenstellung und ein riesiger Aufwand, das Kirchengebäude, das innen und außen denkmalgeschützt ist, zu erhalten“. Auch das Unternehmen Soravia habe sich relativ schnell dagegen entschieden, ergänzt der Pfarrer.

Eine Sprecherin von Soravia bestätigt, dass ein Umbau geprüft und verworfen wurde: „Wir haben eine umfangreiche technische Analyse des Gebäudes vorgenommen, mit dem Ergebnis, dass die notwendigen Renovierungsarbeiten zu umfangreich und aufwändig wären, um das Projekt wirtschaftlich tragfähig umsetzen zu können“, heißt es. Daher habe Soravia gegenüber dem Bistum kein Kaufangebot abgegeben. Pfarrer Böckmann ergänzt: „Wir sind nach wie vor in Gesprächen mit Interessenten, doch es wird deutlich, wie unglaublich schwierig es ist, ein Gebäude mit diesen Auflagen weiterzugeben.“

Online-Petition für Wiedereröffnung von Herz Jesu hat kaum Unterstützer

Die Initiative „Ich steh auf Herz Jesu“, als deren Sprecher Martin Schersching und Hubert Kauker auftreten, meldet sich zum Jahrestag der Schließung wieder zu Wort. Die Beiden wiederholen in einem Schreiben an diese Redaktion ihren oft geäußerten Vorwurf, die Broicher Kirche sei gegen den Willen der Gemeinde außer Dienst gestellt worden, „nachdem geheim gehaltene Beschlüsse dies eingeleitet hatten“. Das Kirchenbauwerk habe an den sonnigen Tagen der vergangenen Wochen größer und schöner ausgesehen als jemals zuvor, finden Schersching und Kauker: „Eine klagende, stumme Zeugin fehlenden Dialogs.“

Die von ihnen im vergangenen März gestartete Online-Petition mit der Forderung, Herz Jesu wieder in Dienst zu stellen, hat allerdings kaum Unterstützer gefunden. 27 Personen haben unterzeichnet, 500 waren das Ziel. Ende Februar endet die Petition.

Andere katholische Kirchen in Mülheim offenbar leichter zu vermarkten

Erfolgreicher gestaltet sich die Vermarktung anderer katholischer Kirchen in Mülheim, in denen die Kerzen ebenfalls erloschen sind. Bei St. Albertus Magnus in Styrum hat die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) zugegriffen. Das Gotteshaus - nicht denkmalgeschützt - soll abgerissen werden, um etwa 30 neue Wohnungen zu bauen.

Optimistisch äußert sich Pfarrer Böckmann auch mit Blick auf die Kirche St. Engelbert in Eppinghofen. Die Idee, dort ebenfalls Wohnraum zu schaffen, ist zwar an Denkmalschutzauflagen gescheitert. Man sei aber mit einem Investor „in guten Gesprächen“, so Böckmann, und hoffe auf einen Abschluss. In welche Richtung es bei der künftigen Nutzung gehen könnte, darüber habe man noch Stillschweigen vereinbart. Den Verkauf von Herz Jesu in Broich nennt Böckmann „ein kompliziertes Unterfangen“ - und überdies zeitraubend, da Interessenten nicht nur mit den Immobilienfachleuten des Bistums und mit der Gemeinde sprechen müssten, sondern stets auch mit der Stadt, den zuständigen Stellen für Denkmalschutz. „Aber wir sind nicht hoffnungslos.“

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