Mülheim. Der blutige Krieg in Nahost schockiert auch Ribhi Yousef aus Mülheim. Wie er von hier aus Versöhnung zwischen Israel und Gaza befördern will.

Weihnachten ist das Fest des Friedens. Doch in der Welt herrscht Krieg, zum Beispiel in Israel und Palästina. Die Auswirkungen sind auch bei uns zu spüren. Nicht nur zur Weihnachtszeit stellt sich global und lokal die Frage: Wie ist Frieden möglich, ob bei uns oder im Nahen Osten. Darüber sprach diese Redaktion mit dem 1956 im palästinensischen Westjordanland geborenen Chemiker Dr. Ribhi Yousef, der sich als Vizepräsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft auch im Mülheimer Friedensforum engagiert.

1990 konnten der südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk und der 27 Jahre lang inhaftierte Führer des African National Congress, Nelson Mandela, in einem Friedensdialog das seit 1947 herrschende Unrechtssystem der Apartheid überwinden und den friedlichen Übergang zu einer multikulturellen und rechtsstaatlichen Demokratie in Südafrika organisieren, indem sie das auf beiden Seiten begangene Unrecht anerkannten und durch eine Wahrheitskommission aufarbeiten ließen. Ist so ein Weg auch für Israelis und Palästinenser denkbar?

Ribhi Yousef: Das ist genau das, was wir jetzt auch in Israel und Palästina brauchen, unabhängig davon, ob wir das in einem gemeinsamen oder in zwei unabhängigen Staaten organisieren. Wir müssen auf beiden Seiten erkennen, dass wir nur friedlich, gleichberechtigt und in guter Nachbarschaft miteinander leben können. Seit dem 7. Oktober sind mehr als 20.000 Menschen in Israel und im Gazastreifen getötet worden. Das zeigt uns: Gewalt und Extremismus sind keine Lösung. Sie sind das Problem, auf beiden Seiten.

Der eskalierende Nahost-Konflikt sorgt auch bei uns für politische Polarisierung und sozialen Unfrieden. Was könnte man dagegen tun?

Leider folgt der Nahostkrieg unmittelbar auf die Corona-Pandemie, die dafür gesorgt hat, dass viele Friedensinitiativen und Dialogforen eingeschlafen sind. Ich habe Kontakt zu Menschen aus Palästina und Israel, zu Juden, Christen und Muslimen. Ich selbst bin in einer liberalen muslimischen Familie aufgewachsen und lebe seit 1977 in Deutschland. Ich würde ein solches Gesprächsforum in Mülheim gerne mit anderen ins Leben rufen.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine gibt es eine humanitäre Zusammenarbeit zwischen der Stadt Mülheim, ihrer polnischen Partnerstadt Oppeln und deren ukrainischer Partnerstadt Iwano Frankysk. Könnte das Vorbild für einen vergleichbaren Trialog zwischen der Stadt Mülheim, ihrer israelischen Partnerstadt Kfar Saba und deren palästinensischer Nachbargemeinde Qalqilia im Westjordanland sein?

Auf jeden Fall. Im Frühjahr 2000 hat der Verein der Mülheimer Städtepartner eine internationale Jugendbegegnung organisiert, an der unter anderem Jugendliche aus Mülheim, Kfar Saba und Qalqilia teilgenommen haben. Danach habe ich mich unter anderem mit dem Mülheimer Fotografen und Ruhrpreisträger Prof. Heiner Schmitz, der die Situation in Palästina aus eigener Anschauung gut kennt, für eine solche friedensfördernde Städtepartnerschaft Mülheim-Qalqilia-Kfar-Saba eingesetzt. 2019 haben wir darüber im Rathaus mit dem damaligen Oberbürgermeister Ulrich Scholten und dem damaligen Bürgermeister von Qalqilia gesprochen. Doch unsere Initiative ist damals leider im Sande verlaufen, weil Scholten eine solche Städtepartnerschaft nur nach einer ausdrücklichen Zustimmung aus Kfar Saba unterstützen wollte. Damals hat die Stadt Mülheim die Chance vergeben, durch eine Zusammenarbeit mit Qalqilia eine Plattform für Dialog, Begegnungen und Zusammenarbeit zwischen Mülheim, Kfar Saba und Qalqilia zu schaffen. Leider.

Können wir denn von Mülheim und Deutschland aus den Frieden im Nahen Osten befördern?

Wir haben als Deutsch-Palästinensische Gesellschaft den Terror der Hamas eindeutig verurteilt. Das können Sie auf unserer Internetseite www.dpg-netz.de nachlesen. Denn wir wissen, dass Gewalt keine Lösung ist, sondern immer nur zu neuer Gewalt führt. Ich war auch deshalb am 7. Oktober geschockt, weil ich wusste, wie die israelische Regierung darauf reagieren würde. Gewaltverzicht, Gesprächsbereitschaft, Gleichberechtigung und die gegenseitige Anerkennung des Existenzrechtes müssen für beide Seiten gelten. Das wird auch in der Zivilgesellschaft so gesehen, aber die deutsche Regierungspolitik geht in eine andere einseitige Richtung. Der Terror der Hamas, den auch viele Palästinenser ablehnen, ist ebenso illegitim wie Gewalt und Unterdrückung, die die Palästinenser durch israelische Siedler im Westjordanland und durch die israelische Regierung erfahren. Das Ende der Besatzung ist der Schlüssel für den Frieden.

Nah-Ost-Konflikt als Thema in Mülheim:

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