Mülheim. Häufige Fehlalarme in der ZUE Raadt sind oft Thema. Probleme hat Mülheims Feuerwehr aber auch anderswo. Genervte Nachbarn drängen auf Lösungen.

Die Fehlalarme in der ZUE Raadt, der Landeseinrichtung zur Unterbringung von bis zu 650 geflüchteten Menschen in Raadt, sind immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Ein Bürger in Speldorf schüttelt darüber den Kopf: Er klagt, dass auch Anwohnerinnen und Anwohner im Mülheimer Westen leidgeplagt sind durch Fehlalarme, die die Feuerwehr wegen nichts immer wieder an ein und denselben Ort ausrücken lassen. Und das nicht nur in einer Häufigkeit, die stadtweit einmalig sei. Anwohner müssten dies auch schon deutlich länger ertragen, ohne dass eine Lösung in Sicht sei.

Der Speldorfer, der anonym bleiben möchte, weil er sich nicht zu Unrecht in eine rechte Ecke stellen lassen will, spricht von der städtischen Flüchtlingsunterkunft an der Schumannstraße. Im Sommer 2022 stand sie einmal im Fokus der Öffentlichkeit, weil die MBI die Probleme mit Fehlalarmen dort im Sozialausschuss thematisiert hatten. Seinerzeit hieß es, dass Einsatzkräfte seit Anfang 2019 im Schnitt alle zwölf Tage zur Schumannstraße alarmiert würden – ein Großteil der Einsätze seien Fehlalarme.

Rund 30 Fehlalarme allein in diesem Jahr an der Mülheimer Schumannstraße

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Die Stadtverwaltung hatte 2022 zu dem Problem erklärt, dass Mitarbeiter des Sozialamtes immer wieder Bewohner der Unterkunft aufklärten zu Alarmen und deren Missbrauch. Ein technisches Problem hatte die Feuerwehr nicht ausgemacht, aber noch mal eine Überprüfung der Brandmeldeanlage angekündigt. Im Wohnheim, in dem sich die Menschen in der Küche selbst versorgen, gingen die Brandmelder schon mal los, „wenn mit viel Wasserdampf und scharfem Anbraten gekocht wird“, hatte Feuerwehr-Chef Sven Werner seinerzeit erklärt.

Und heute? Seit Jahresbeginn und bis Dienstag dieser Woche zählte die Feuerwehr an der Schumannstraße 35 Einsätze wegen Brandalarms, zusätzlich sei der Rettungsdienst 28 Mal ausgerückt. Für die Hälfte aller Einsätze seien Fehlalarme durch die ausgelöste Brandmeldeanlage zu konstatieren. Am Mittwoch soll es einen weiteren gegeben haben, berichtet besagter Anwohner und beklagt Ignoranz von Stadtverwaltung und Politik zu dem fortgesetzten Problem. Er fordert, dass die Stadt noch einmal überlegt, ob nicht durch dauerhaft in der Einrichtung eingesetztes Personal dem Problem beizukommen sei.

Fehlalarme häufig auch in Alten-und Pflegeheimen, Einkaufszentren oder Krankenhäusern

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Grundsätzlich seien Rauchmelder in derartigen Unterkünften vorgeschrieben, man könne sie also nicht einfach demontieren, so Feuerwehrsprecher Florian Lappe auf Anfrage. Eine Lösung kann er nicht in Aussicht stellen, da „viele Fehlalarme leider in menschlichem (Fehl-)Verhalten liegen“. Technische Probleme ließen sich hingegen „oftmals gut lösen“. Wo es die rechtlichen Vorgaben ermöglichten, würden automatische Brandmeldeanlagen durch funkvernetzte Heimrauchmelder ersetzt. Es bleibe aber die Möglichkeit für die Bewohner, über einen Druckknopfmelder in jeder Wohneinheit weiterhin die Feuerwehr zu alarmieren. Dies sei auch zwingend notwendig, da die Bewohner meist der deutschen Sprache nicht mächtig seien und die Feuerwehr im Ernstfall nicht anders alarmieren könnten.

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Das Phänomen der Fehlalarme beschränkt sich dabei nicht allein auf Flüchtlingsunterkünfte. „Grundsätzlich gilt, dass für Gebäude, in denen sich viele Menschen aufhalten, meist eine automatische Brandmeldeanlage baurechtlich vorgeschrieben ist. Und eben genau diese vielen Menschen verhalten sich auch teilweise falsch“, so Lappe. Häufig lösten Brandmeldeanlagen nicht nur in den vier Flüchtlingsunterkünften aus, sondern etwa auch in Alten-und Pflegeheimen, Einkaufszentren oder Krankenhäusern. „Auch hier handelt es sich zu fast 98 Prozent um Fehleinsätze, meist durch menschliches Fehlverhalten“, sagt Lappe. Eine hohe Anzahl an Fehlalarmen basiere zusätzlich auch auf Heimrauchmeldern in Privatwohnungen.

Sprecher der Feuerwehr Mülheim: Florian Lappe.
Sprecher der Feuerwehr Mülheim: Florian Lappe. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Seit Jahresbeginn schon 675 Fehlalarmierungen in Mülheim

Im Jahr 2022 verzeichnete die Feuerwehr insgesamt 715 Fehlalarmierungen; davon durch automatische Brandmeldeanlagen 370. In diesem Jahr waren bis vergangenen Dienstag 675 Fehlalarmierungen in der Broicher Hauptfeuerwache registriert, davon 369 durch automatische Brandmeldeanlagen.

Die hohe Zahl an Fehlalarmen belasten nicht nur Bewohner und Nachbarn, die etwa in der Nachtruhe gestört sind. Sie belasten auch die Feuerwehr, die womöglich zeitgleich an anderer Stelle dringend gebraucht wird. Mülheims Feuerwehr könne in diesen Fällen tagsüber auf zusätzliche Kräfte aus den Fachabteilungen und abends, nachts und an den Wochenenden auf die ehrenamtlichen Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr zurückgreifen, sagt Feuerwehrsprecher Lappe.

Verursacher der Fehlalarme sind fast nie zur Rechenschaft zu ziehen

Fehlalarme bei Brandmeldeanlagen stellt die Feuerwehr dem Betreiber in Rechnung, im Fall der ZUE in Raadt also dem Land NRW. Bei städtischen Liegenschaften, wie der an der Schumannstraße, verzichtet die Feuerwehr darauf, weil städtisches Geld dann nur von der linken in die rechte Tasche wandern würde. Die Kosten für mutwilliges Auslösen einer Brandmeldeanlage in städtischen Liegenschaften könnten rein theoretisch dem Verursacher in Rechnung gestellt werden – „wenn man seiner denn habhaft wird“, sagt Lappe. Das eben sei ein Problem: „In weit über 99 Prozent der Fälle ist der Verursacher nicht ermittelbar.“

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