Mülheim. Ein Trainer aus einer früheren Sowjetrepublik coacht ukrainische Kinder. Warum das in Mülheim funktioniert und was es den Kindern bringen soll.
Im Sportsaal des Sport-Treffs an der Hardenbergstraße in Heißen ist ein kleiner Parcours aufgebaut. Eines nach dem anderen versucht ein Dutzend Kinder, unter flachen Hindernissen hindurch zu robben. Nicht alle Kinder haben die Aufgabe sofort verstanden, so dass Trainer Andreas Bastron noch einmal die passenden Erklärungen liefert – auf Russisch.
Denn viele Kinder dieser Sportgruppe stammen aus der Ukraine. Sie sind aufgrund des Krieges geflohen und nach Mülheim gekommen. In der Flüchtlingsunterkunft an der Mintarder Straße hat sich das einstündige Training jeden Donnerstag mit leichtem Kampfsportschwerpunkt herumgesprochen.
Herkunft sorgte unter Ukrainern zunächst für Vorsicht
Trainiert wird die Gruppe vom ehemaligen Kickboxweltmeister Andreas Bastron, der früher schon seine Vorbereitungen für die internationalen Wettkämpfe im Heißener Sport-Treff absolviert hat. Der 30-Jährige ist mit zwei Jahren aus der Sowjetrepublik Kirgistan nach Deutschland gekommen. Seine Mutter ist Russin.
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Seine Herkunft hat bei einigen der beteiligten Familien erst einmal für einige Vorsicht gesorgt. „Aber seit sie wissen, dass ich aus Kirgistan komme, gehen sie schon ganz anders mit mir um“, berichtet Bastron. Die russische Sprache bringt ihm vor allem einen ganz anderen Zugang zu den Kindern.
Gemischte Kickbox-Gruppe trainiert gemeinsam in Mülheim
Mittlerweile hat sich eine gemischte Gruppe von Kindern zwischen vier und etwa zehn Jahren aufgebaut, bei der auch deutsche oder türkische Kinder dabei sind. „Egal aus welcher Kultur, die trainieren einfach zusammen, denen ist Politik egal“, sagt der Trainer.
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Wenngleich er dem ein oder anderen immer wieder Anweisungen auf Russisch gibt, versucht der Coach während der einstündigen Einheit so viel wie möglich auch Deutsch zu sprechen. Wenn bei bestimmten Übungen mehrere Wiederholungen absolviert werden müssen, zählt die Gruppe laut im Chor mit: „Eins, zwei, drei...“
Ukrainische Kinder lernen Deutsch beim Sport in Mülheim
„Ich glaube, dass sie mit der Zeit immer mehr verstehen“, stellt der Diplomtrainer fest. Er hofft, dass es dem Nachwuchs auch außerhalb des Sports weiterhilft. „Dadurch haben sie zum Beispiel im Kindergarten nicht mehr so viel Angst“, sagt Bastron.
Als ehemaliger Kickboxer legt der Mülheimer den Schwerpunkt auch auf leichtes Boxtraining. Zu den Inhalten gehören aber auch klassische Bewegungsübungen wie Rolle vorwärts oder Handstand. „Wo machen Kinder so was heutzutage noch?“ fragt Bastron, ehe er einem seiner kleinen Schützlinge bei einer leicht misslungenen Vorwärtsrolle zu Hilfe eilt. „Manche sind aber auch schon weiter“, schmunzelt er.
Dreieinhalbjähriger ist das jüngste Kind der Gruppe
Der Trainer kann mittlerweile auf einen festen Stamm an Kindern zurückgreifen, immer mal wieder kommen aber auch neue dazu. Seit Kurzem hat David seinen kleinen Bruder mitgebracht. Daniel ist mit dreieinhalb Jahren der Jüngste, die Boxhandschuhe hängen ihm wie Gewichte an den Händen, dennoch versucht er die Aufwärtshaken nachzumachen, die ihm Andreas Bastron gezeigt hat.
Der 30-Jährige selbst genießt die Arbeit mit den Kindern. Den aktiven Kampfsport hat er aufgegeben, jüngst hat er einen Ringrichterschein gemacht. Im Saarner Sporting trainiert der Mülheimer eine weitere Gruppe, zudem gibt er gezieltes Kickboxtraining. Der Sport mit den Kindern macht ihm aber besonders Spaß: „Es ist schön zu sehen, wenn sie einfach immer offener werden.“
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