Mülheim. . Dank seiner großen Disziplin gewinnt Andreas Bastron seinen ersten Gürtel bei den Profis. In der Vorbereitung trainierte er elfmal in der Woche.

Am vergangenen Samstag in Wien: Der Dümptener Andreas Bastron bestreitet seinen ersten Weltmeisterschaftskampf im K1-Kickboxen. Im Duell gegen den ungeschlagenen Amerikaner Jarrod Horath ist er krasser Außenseiter. Doch in Runde zwei erwischt er die Leber des Favoriten mit einem Kick und befördert ihn fast aus dem Ring. Der Kampf ist aus, Bastron ist Weltmeister.

„Bei der Waage hat er noch versucht mich einzuschüchtern und hat auch im Kampf selbstbewusst angefangen“, erzählt der 25-Jährige. Mit frühen Treffern nahm er dem Mann aus Oklahoma aber kräftig den Wind aus den Segeln. „Irgendwann habe ich dann einfach meine Chance genutzt“, sagt Bastron.

Vorbereitung auf den WM-Kampf lief seit dem 7. Januar

Seit neun Jahren ein Team: Andreas Bastron und Trainer Roman Logisch.
Seit neun Jahren ein Team: Andreas Bastron und Trainer Roman Logisch. © Kerstin Bögeholz

Dass der zweifache deutsche Meister, zweifache Europameister und WM-Dritte der Amateure die WM-Chance bekam, war doch einigermaßen überraschend. „Es war eine einmalige Chance“, sagt der Kampfsportler. Seit dem 7. Januar bereitete er sich intensiv auf diesen Kampf vor, trainierte zweimal pro Wochentag, dazu samstags. „Wir sind natürlich stolz auf dieses Ergebnis“, sagt sein Trainer Roman Logisch.

Mit dem heute 39-Jährigen arbeitet Andreas Bastron zusammen, seit er 16 Jahre alt ist. „Er ist wie ein älterer Bruder für mich“, sagt der Kickboxer, der durch seinen Vater zum Sport kam. „Sein Vater kam damals auf mich zu und meinte, dass ich aus seinem Jungen einen richtigen Mann machen soll“, schmunzelt Roman Logisch. Das Potenzial von Bastron erkannte der Coach sofort. „Er kann viel mehr als er von sich selbst glaubt.“

Vom Hauptschüler zum Diplom-Ingenieur

Zu einer Profi-Karriere gehören Disziplin und ein eiserner Wille.
Zu einer Profi-Karriere gehören Disziplin und ein eiserner Wille. © Kerstin Bögeholz

Von Kampf zu Kampf wurde der Mülheimer besser und sicherer. Und das galt nicht nur für den Ring. „Training gab es nur, wenn ich auch fleißig in der Schule war“, erzählt Bastron. Nach dem Hauptschulabschluss und einer Lackierer-Lehre machte er sein Abitur nach und absolviert aktuell ein duales Studium in Sicherheitstechnik. Später möchte er in der Fahrzeugentwicklung arbeiten. „Jedes Ziel, das er sich setzt, kann er auch erreichen“, glaubt sein Trainer.

Der Diplomsportlehrer und Physiotherapeut setzt in seiner Kampfsportschule ohnehin auf Entwicklung und Disziplin. Zum Team gehören jede Menge Gymnasiasten, aber auch Lehrer und eine Polizistin. Die jüngsten Kinder sind fünf Jahre alt, das älteste Teammitglied ist 42. Zweites Aushängeschild neben Andreas Bastron ist die zweifache Europameisterin Lisa Schewe (28). Seit etwa drei Jahren trainieren die Kampfsportler in einem Oberhausener Gewerbegebiet in der ersten Etage eines Verwaltungsgebäudes auf dem Gelände eines Automobilherstellers. „Am Anfang haben wir hier in Dunkelheit und Staub trainiert“, erzählt Logisch. Mittlerweile haben er und seine Mitstreiter sich ein schickes kleines Gym aufgebaut.

Reise zur Amateur-WM nach Buenos Aires fällt aus

Der Trainer und sein Schützling sind mit dem Sport schon viel herumgekommen.
Der Trainer und sein Schützling sind mit dem Sport schon viel herumgekommen. © Kerstin Bögeholz

Und wie geht es für Andreas Bastron nun weiter? „Ich musste die Sache erst einmal sacken lassen“, erzählt der 25-Jährige. Außerdem hatte er noch leichte Schmerzen an den Beinen. Zur Amateur-Weltmeisterschaft in Buenos Aires darf der Mülheimer als Profi nun nicht mehr. Stattdessen hat er in einem halben Jahr die Möglichkeit seinen Titel zu verteidigen. „Das wird meistens noch schwerer, als den Gürtel zu holen“, weiß er. Aber sein großes Ziel hat er jetzt bereits erreicht: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich einmal Weltmeister werden will.“