Mülheim. „Zur Reichskrone“ in Mülheim-Styrum ist eine Kneipe wie ein Museum. Zahlreiche Stammgäste und Wirt Rainer Ostmeier schätzen das. Ein Besuch.
Schräg gegenüber des Styrumer Bahnhofs liegt die nächste Station unserer Reihe, bei der wir Mülheimer Kneipen vorstellen: „Zur Reichskrone“. Die Gastwirtschaft im Haus Hauskampstraße 37 wirkt von außen sehr unscheinbar, drinnen aber ist Geschichte erlebbar. Dafür sorgt nicht nur der Wirt, der hier fast seit einem halben Jahrhundert hinter dem Tresen steht.
Wer die klassische Biergaststätte zum ersten Mal durch den kleinen Raucher-Bereich, der dem eigentlichen Eingang vorgelagert ist, betritt, fühlt sich beinahe so, als sei er durch ein Zeitportal geschritten. „Bis auf den Tresen ist hier alles noch original von 1954“, erklärt Wirt Rainer Ostmeier nicht ohne Stolz. Über seinem Tresenbereich hängt eine Grubenlampe. „Wir sind ja schließlich ne Ruhrgebietskneipe!“
78-jähriger Wirt führt die Mülheimer Kneipe bereits seit fast 50 Jahren
Die Geschichte seiner Kneipe, die der 78-Jährige bereits seit 1976 führt, reicht sogar noch deutlich weiter, bis ins ausgehende 19. Jahrhundert, zurück. „Das Haus ist im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden.“ 1954 habe man es dann in der heute noch erhaltenen Form wieder aufgebaut. Diese Einrichtung ist bis heute erhalten geblieben und es scheint niemanden von einem Besuch abzuhalten.
Viel eher scheint das Gegenteil der Fall. Trotz der eher ungewöhnlichen Öffnungszeiten – die Reichskrone hat an nur vier Tagen in der Woche geöffnet, nicht mal am Samstag oder Sonntag – kann Rainer Ostmeier sich hinsichtlich seiner Gästezahl nicht beschweren. An einem Wochentagsabend haben sich 30 Personen im Schankraum verteilt.
Wirt: In den 1970er Jahren standen die Gäste in Dreier-Reihen vor dem Tresen
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Natürlich sei es in den 1970er Jahren besser gewesen. „Da haben die Leute hier in Dreier-Reihen an der Theke gestanden. Dennoch könne er nicht klagen. „Ich habe eigentlich nur Stammgäste hier – einige schon seit fast 50 Jahren“, erklärt der Wirt. Die Reichskrone ist die Stammkneipe der Handballer der DJK Styrum 06 und auch ein Skat-Verein hat hier seinen Sitz. „Die kommen aus der ganzen Stadt hierhin“, erläutert Ostmeier. Zum weiteren Zeitvertreib steht eine Dart-Scheibe zur Verfügung und hin und wieder wird auch ein Fußballspiel gezeigt – wenn es frei empfangbar ist.
Der gelernte Modelltischler und heutige Wirt führte vor der Übernahme der Reichskrone die Vereinskneipe des 1. FC Mülheim. „In diesem Job hier hatte ich immer mehr Spaß als in meinem alten“, fasst er kurz zusammen, warum er bis heute nicht mehr in dem von ihm erlernten Beruf arbeitete. So überrascht auch seine Antwort auf die Frage, wie lange er den Job noch machen möchte, nicht. „Bis ich nicht mehr kann. Sonst isses mir doch langweilig!“
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Nicht mehr so häufig: Raucher-Ecke im Eingangsbereich
Seit zwei Jahren führt er die Kneipe gemeinsam mit Karin Heidrich. „Wir haben uns beim Tanzen kennengelernt“, erklärt der 78-Jährige. Die ein wenig ungewöhnliche Raucher-Ecke im Eingangsbereich verdanken die Rauchenden übrigens noch seiner verstorbenen Frau. „Die hat geraucht wie ein Schlot“, erinnert sich Rainer Ostmeier mit einem Augenzwinkern.
„Zur Reichskrone“ hat am Montag ab 15 Uhr und am Dienstag, Mittwoch und Freitag ab 17 Uhr geöffnet. An Donnerstagen, Samstagen und Sonntagen hat sie regulär geschlossen, kann aber für Gesellschaften für bis zu 50 Personen gemietet werden. Die Besuchenden erwarten alle Getränke, die man in einer Kneipe für gewöhnlich antrifft, sowie das museale und dennoch ansprechende Ambiente.
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