Mülheim. Mit 30 Gästen rappelvoll: Der Rauchfang ist die nächste Station unserer Reise durch Mülheimer Kneipen. Wer gerne Sport schaut, ist hier richtig.

Die Chance ist sehr groß, dass wir mit unserer Reise durch die verbliebenen Mülheimer Kneipen heute in der schmalsten Biergaststätte der Stadt Station machen. Der Rauchfang, seit 1952 auf der Wallstraße in der Mülheimer Innenstadt ansässig, ist an wohl keiner Stelle breiter als 2,50 Meter.

Wenn die Theke, die sich beinahe durch den ganzen Schankraum zieht, voll besetzt ist, dann haben noch maximal zwei Reihen dicht gedrängt stehender Menschen zwischen den Barhockern und der Wand Platz. Ganz hinten, in Verlängerung der Theke, stehen noch zwei kleine, viereckige Tische, an die – einige sitzend, einige stehend – insgesamt vielleicht zehn weitere Personen passen.

In die Mülheimer Traditionskneipe Rauchfang passen maximal 30 Gäste

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Seit 16 Jahren gibt Petra Kandelhardt hier den Ton an – unterstützt von ihrem Mann Claus. Die Beiden sind Herz und Seele der kleinen Kneipe unweit von Rathaus und Schloßstraße. „Wenn hier 30 Leute drin sind, dann ist´s rappelvoll“, konstatiert Claus Kandelhardt. Das sei die maximale Kapazität des Lokals, wenn man die beiden Reihen Stehplätze vor der Theke mit einrechnet.

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„Wir sind eine der letzten Ruhrpott-Kneipen“, erklärt Petra Kandelhardt. Der Rauchfang habe für sie und ihren Mann weniger den Charakter eines Arbeitsplatzes als vielmehr eines Wohnzimmers. Das Zeigen von Sport-Übertragungen spielt hier eine wichtige Rolle. „Wir sind eine DEG-Fankneipe“, erklärt Claus Kandelhardt. Darauf kann kommen, wer offenen Auges durch die Welt und die Gaststätte geht, denn das Ehepaar Kandelhardt präsentiert sich im DEG-Partnerlook – beide tragen ein Trikot des Düsseldorfer Eishockey-Vereins.

Sport-Übertragungen sind im Rauchfang sehr beliebt

Während die Beiden von ihrer Begeisterung für den Sport auf dem Eis erzählen, läuft auf dem Fernseher hinter der Theke Handball. „Wir sind sportbegeistert.“ So bietet der Rauchfang allen Interessierten seit dieser Saison auch wieder die Spiele der Fußball-Bundesliga und der Champions League. In Sachen Sport-Übertragung bleiben hier also keine Wünsche offen.

Dasselbe gilt für die hier angebotenen Getränke. „Bier ist ein Thema, um auch jüngerem Publikum etwas zu bieten“, betont Claus Kandelhardt die Bedeutung der angebotenen Brauerei-Erzeugnisse. Viele der jungen Leute kämen wegen des hier ausgeschenkten Bieres. Die diesbezügliche Auswahl im Rauchfang ist für die hiesige Region eher ungewöhnlich. Es gibt sowohl Füchschen Alt als auch Augustiner Hell und Pilsner Urquell vom Fass – ergänzt von zahlreichen Gin- und Whisky-Sorten. Sogar eine ganze Auswahl von Weinen halten Petra und Claus Kandelhardt für ihre Gäste bereit.

Mülheimer Wirtin: „98 Prozent unserer Gäste sind Stammgäste“

Ihr Publikum beschreiben die Beiden als „bunt gemischt“. „Wir haben hier zwei Generationen“, erklärt die Wirtin – und das spiegelt sich auch im Schankraum wider. Einträchtig sitzen da betont hip gekleidete Menschen um die 30 neben Pärchen, die das Arbeitsleben unzweifelhaft bereits hinter sich gelassen haben. „98 Prozent unserer Gäste sind Stammgäste“, sagt Petra Kandelhardt.

Darüber hinaus fänden aber auch immer wieder Menschen den Weg in den Rauchfang, die beruflich in Mülheim tätig sind und einfach nur nach Feierabend ein Bier trinken möchten. In diesem Punkt kommt der Kneipe die zentrale Lage in der Stadtmitte zugute – und die grassierende Schließungswelle in Sachen Biergaststätten. Tatsächlich ist die nächste Kneipe alles andere als nah. Die frühere gastronomische Meile mit Löschbogen und Marktplatz ist weitgehend dicht und auch auf und an der Schloßstraße hat die Zahl der gastronomischen Betriebe, die die Bezeichnung „Kneipe“ verdienen, rapide abgenommen.

Mülheims Rauchfang trotzt dem Trend des Kneipensterbens: „Wir sind zufrieden“

Der Rauchfang trotzt diesem allgemeinen Trend. „Wir sind zufrieden“, konstatieren beide unisono. Natürlich könnten Geschäfte immer besser laufen, aber so, wie es derzeit läuft, dürfe es gerne bleiben, erklären die beiden „Alten Hasen“ in Sachen Gastronomie. Dementsprechend gibt es auch keinerlei Ambitionen, das Geschäft in absehbarer Zeit aufzugeben und sich in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden.

Die Öffnungszeiten des Rauchfangs sind einfach zu merken. „Wir haben jeden Tag ab 16 Uhr geöffnet“, fasst Claus kurz und knapp zusammen. Am Wochenende wird wegen der Spiele der zweiten Fußball-Bundesliga sogar bereits um 14 Uhr geöffnet. Internet: kultkneipe-rauchfang.de.