Mülheim. Die Rathsstuben sind eine Mischung aus deutscher Kneipe und Irish Pub. Was die Biergaststätte am Rande von Mülheims Innenstadt so besonders macht.

Auch die zweite Station unserer Kneipen-Tour durch Mülheim ist eine Institution der Stadt, denn obwohl es die Rathsstuben „erst“ seit 1968 gibt, haben sie sich als Stammkneipe zahlreicher Mülheimerinnen und Mülheimer etabliert. Die unweit des Ruhrschnellwegs und des Bürgeramtes am Rande der Innenstadt gelegene klassische Eckkneipe bietet schlichtweg alles, worauf man in einer traditionellen Biergaststätte hoffen kann – inklusive einer kurzweiligen Geschichte, wie der Wirt nach Mülheim kam und warum er viel, viel länger blieb, als ursprünglich geplant.

Sein Name lässt es erahnen: Sean McCartan ist kein geborener Mülheimer. „Ich bin Ire und wollte eigentlich nur für ein Jahr nach Deutschland kommen, um die Sprache zu lernen.“ Die gelernte Hotel-Fachkraft arbeitete in Irland in einem Hotel mit vielen Reisenden aus Deutschland. „Ich wollte gerne die deutsche Sprache lernen, um mich beruflich weiterzuentwickeln“, erinnert sich McCartan an diese Zeit vor rund 30 Jahren. Also machte sich der heute 51-Jährige auf den Weg aufs Festland und arbeitet in gastronomischen Betrieben in Wiesbaden, Frankfurt, Mainz und Bottrop. So sammelte er zahlreiche Erfahrungen in verschiedenen Regionen Deutschlands.

Rathsstuben in Mülheim: Manches Inventar stammt noch aus dem Gründungsjahr

Die Sache hatte allerdings einen Haken, denn seinem ursprünglichen Ziel brachte ihn das alles kein Stückchen näher. „Das waren alles Irish Pubs und ich lernte da kein Wort Deutsch“, erinnert er sich mit einem Grinsen. 1999 führte sein Weg Sean McCartan dann schließlich nach Mülheim, wo er im „Malkasten“ im Gebäude der alten Post arbeitete – nur wenige Meter unweit der Rathsstuben. Nachdem er dort ein paar Jahre und bisher immer als Angestellter gearbeitet hatte, ergab sich schließlich die Möglichkeit, die Rathsstuben zu übernehmen – als Chef. „Man muss irgendwann den Sprung machen“, beschreibt McCartan seine damalige Motivation, packte die Gelegenheit beim Schopfe und übernahm mit der Hilfe von Familie und Freunden seine eigene Kneipe.

„Das Haus ist von 1968 und wurde direkt mit Kneipe gebaut“, beschreibt McCartan seinen Arbeitsplatz. Die Inneneinrichtung ist bis auf ganz wenige Kleinigkeiten seitdem unverändert. Dazu gehört ein Teil der Beleuchtung und die goldene Tapete in einer der gemütlichen Nischen, in denen man sitzen kann. Genau diese Tapete gab übrigens einem Lied der Mülheimer Band Sondaschule ihren Namen. „Wir haben hier rund 40 Sitzplätze und ungefähr 60 Stehplätze“, setzt der Wahl-Mülheimer die Beschreibung seiner Kneipe fort, die eine große Besonderheit aufweist. Sie erstreckt sich nämlich über zwei Etagen. Die Toiletten und der Raum mit dem Poolbillard-Tisch befinden sich in der ersten Etage.