Mülheim. Mülheims Trafostübchen gilt als Anlaufstelle für die lokale Dart-Szene, hat sich in den vergangenen Jahren neu erfunden. Wie das gelungen ist.
Das Trafostübchen an der Aktienstraße trägt die Hausnummer 144a und ist so klein, dass es vielen Vorbeifahrenden wahrscheinlich gar nicht auffällt. Der namensgebende Trafo – eine dieser großen grau-grünen Kisten, die man immer wieder am Straßenrand sieht – trägt dazu bei, dass manche Vorbeifahrenden eher an einen Kiosk, als an eine Kneipe denken.
„Hier war früher auch noch ein Kiosk dran“, erklärt Heike Brauer, die das Trafostübchen gemeinsam mit ihrem Mann Bernd führt. Diese Information ist umso überraschender, wenn man bedenkt, dass der Schankraum ursprünglich also noch kleiner gewesen sein muss. „Ich habe damals im Landsknecht in der Stadtmitte und im Tanzpalast Okay an der Monning gekellnert“ erinnert sich die Wirtin. Dann baten sie die damaligen Inhaber des Trafostübchens, denen sie freundschaftlich verbunden war, sie während eines zehntägigen Urlaubs zu vertreten. Aus dieser Vertretung sind nun bereits 15 Jahre geworden.
„Als ich hier übernommen habe, waren die Gäste fast alle älter.“ Erst durch ihre eigene Familie – speziell auch durch ihren Sohn und dessen Freunde – seien dann auch vermehrt jüngere Gäste hinzugekommen. „Tobias kam selbst hier hin und brachte dann auch immer mehr von seinen Freunden mit.“ So kam es auch, dass der Dart-Sport Einzug ins Trafostübchen hielt. „Irgendwann kam der Wunsch von Gästen auf, Darts zu spielen“, erinnert sich Heike Brauer. So wurde auf engstem Raum ein E-Dart-Automat aufgestellt.
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Als Reaktion auf das Rauchverbot – „Ich hatte Existenzangst!“ – wurde zudem ein kleiner Anbau neben das ursprüngliche Gebäude gesetzt und die Fläche damit deutlich erweitert. Als ein einziger Dart-Automat nicht mehr ausreichte, wurde dort ein zweiter aufgestellt. „Es wollten immer mehr Darts spielen und mittlerweile haben wir drei Mannschaften hier, die am Liga-Betrieb teilnehmen“, so Brauer. Besonders kurios: Der erste Dart-Automat musste angesichts der Enge des Raumes in einer der entferntesten Ecken des Schankraums platziert werden. Da man von der Theke aus aber keine Sicht dorthin hat, wird die Scheibe live auf einen Bildschirm übertragen, so dass alle Gäste dem Spielverlauf folgen können. „Du kannst ja nicht um die Ecke gucken!“, betont die Wirtin.
„Wir haben fast nur Stammgäste“, erklärt Heike Brauer. Im Gegensatz zu ihrer Anfangszeit im Trafostübchen sei das Publikum nun aber bunt durchmischt – jung und alt. „Die Alten, die früher nur zum Frühschoppen gekommen sind, die sind jetzt auch abends da“, freut sie sich – und obwohl sie eigentlich immer erst um 18 Uhr öffnet, komme es nicht selten vor, dass eben jene Stammgäste bereits um kurz nach 17 Uhr vor der Tür stehen. „Die wissen ganz genau, dass ich immer ab 17 Uhr mit den Vorbereitungen beginne und deshalb schon hier bin“, sagt die Wirtin mit einem Augenzwinkern.
Da komme es dann schon mal vor, dass die Gäste beim Herunterstellen der Stühle im Schankraum helfen. Heike Brauer darf ihren Gästen sogar einen Außenbereich anbieten und vor dem Anbau kleine Tische und Stühle aufstellen. „Die Regel von der Stadt ist ganz einfach. Ich darf alles rausstellen, was ich auch einfach wieder reinstellen kann. Es darf nur nichts fest montiert sein.“
Hier wird deutlich, dass sich über die vielen Jahre echte Freundschaften zwischen der Wirtin und ihren Gästen entwickelt haben. „Unsere Familie feiert auch all´ ihre Geburtstage hier“, erklärt die Wirtin – und da sind die Stammgäste dann immer ganz automatisch eingeladen. Das sind gar keine Gäste mehr – das sind Freunde.“ Wie eng ihr Verhältnis zu den Gästen des Trafostübchens ist, verdeutlicht ihr nächster Satz. „Ich hab´ heute frei, aber ich bin trotzdem hier – wegen meiner Stammgäste.“
Das Trafostübchen ist sonntags und donnerstags geschlossen. Geöffnet wird immer um 18 Uhr, wobei das Ende offen ist. Neben Pils und Alt gibt es die üblichen Schnäpse zu trinken und es wird Darts gespielt und gewürfelt. Die Musik ist dabei so gemischt, wie das Publikum.