Mülheim. Gibt’s noch Menschen, die in einer Kneipe ihr Bierchen trinken und dann abhauen, ohne zu bezahlen? Wird bei Mülheimer Wirten die Zeche geprellt?
Der Begriff klingt wie aus einer anderen Zeit: Zechprellerei. Er bezeichnet bis heute eine Person, die eine gastronomische Leistung in Anspruch nimmt, dann verschwindet, ohne zu bezahlen, und die Wirtsleute somit um die Zeche, den Betrag für die Bewirtung, prellt. Gibt es das heute noch? Gibt es noch Gäste, die ganz bewusst die Zeche prellen? Wir haben in einigen Mülheimer Kneipen nachgefragt.
Im Speldorfer Hof ist Zechprellerei kein großes Problem. „Das kommt zwar schon hin und wieder mal vor, aber insgesamt wirklich nicht oft“, berichtet die dortige Wirtin. Dabei beschränke sich der Täterkreis keineswegs auf ein bestimmtes Alter. „Das gibt’s in allen Altersklassen und man sieht diese Menschen dann nie wieder.“ Der Ablauf sei danach immer derselbe: „Ich rufe die Polizei, die nehmen die Personalien auf, ich mache eine Anzeige und die Staatsanwaltschaft stellt das Verfahren dann nach ein paar Wochen wieder ein – und Ende“, so die Wirtin des Speldorfer Hofs.
Zechpreller in Mülheims Kneipe „Zum schrägen Eck“: Lebenslanges Hausverbot
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„Wir haben damit so gut wie keine Probleme“, berichtet Tomislav Pulic, der Wirt der Kneipe „Zum schrägen Eck“ im Dichterviertel. Es gebe zwei verschiedene Typen von Zechprellern. „Wir hatten einmal einen Fall, da war der Laden voll und zwei Jungs haben ihre Deckel einfach mitgenommen, weil sie dachten, dass mir das dann nicht auffällt.“ Pech für die beiden, dass sie die Deckel in einem nahe gelegenen Garten entsorgten – in unmittelbarer Nachbarschaft des Wirts. Der Nachbar sprach Pulic an und der nahm Kontakt zu einem der beiden Täter auf. Er bekam sein Geld – und die beiden Zechpreller lebenslanges Hausverbot.
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Hin und wieder käme es vor, dass versehentliche Zechpreller am Morgen nach einer durchzechten Nacht anriefen und reumütig bekundeten, sie hätten in einer ihrer Hosentaschen einen unbezahlten Deckel gefunden, den sie wohl noch bezahlen müssten. Damit hat Pulic kein Problem. „So was kann immer mal vorkommen. Die bezahlen dann halt am nächsten Tag oder bei ihrem nächsten Besuch.“ Pulic gibt an Gäste bei deren ersten Besuchen erst gar keine Deckel raus. „Wer zum ersten Mal hier ist, bezahlt immer sofort. Das erkläre ich den Gästen auch.“ Wer häufiger kommt, der bekommt dann auch seinen eigenen Deckel.
Gelegentlich Zechprellerei mit Ansage im Mülheimer „Spiekers Eck“
Boza Skorupa ist die Wirtin des „Spiekers Eck“ am Rande des Dichterviertels. Sie hat ebenfalls nur sehr selten Probleme mit Gästen, die ihren Deckel nicht bezahlen. „Das passiert, aber die kommen dann am nächsten Tag und bezahlen.“ Es komme immer mal wieder vor, dass der eine oder andere Gast seinen Deckel versehentlich nicht bezahlt oder ihn aus Versehen mit nach Hause nimmt. Das sei aber sehr selten, da 98 Prozent der Menschen, die ins „Spiekers Eck“ kommen, Stammgäste seien.
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„Bei mir sind die Deckel auch durchnummeriert“, sagt Skorupa und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Ich weiß, welcher fehlt.“ Es sei auch schon mal vorgekommen, dass ein Gast in die Kneipe kam, auf sie zuging und ihr erklärte, dass er am Morgen sein Geld im Portemonnaie gezählt und dabei festgestellt habe, dass noch alles da war. Daraus habe er dann geschlossen, dass er am Vorabend wohl die Zeche geprellt hat. „Es gibt auch welche, die kommen, sagen, dass sie kein Geld haben, und bitten höflich um ein Bier. Das finde ich gut, wenn die wenigstens höflich fragen.“ Boza Skorupas Antwort lässt erahnen, dass sie auch diese Gäste nicht abweist.