Mülheim. Für rund 500 Flüchtlinge plant Mülheim Unterkünfte in einem neuen Holthausener Quartier. Die Stadt stellte nun erstmals ihr Betriebskonzept vor.
„Das Wichtigste“ wolle sie vorab klarstellen, so Mülheims Sozialdezernentin Daniela Grobe zu Beginn einer Bürgerversammlung zu dem Plan, auf dem Areal der ehemaligen Stadtgärtnerei am Hauptfriedhof in Holthausen ein neues Quartier zur Unterbringung von rund 500 Flüchtlingen bauen zu lassen: „Es wird keine ZUE!“
Es ist Grobe nach all dem Ärger um die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes in Raadt sehr wichtig, diesen Unterschied zu betonen. Denn die elf Wohnhäuser, die die Wohnungsbaugenossenschaft Mülheimer Wohnungsbau nun in Holthausen errichten soll, werden als städtische Einrichtungen geplant. Was dann auch bedeutet, dass dort nicht nur geflüchtete Menschen auf ihrer Durchreise unterkommen werden, sondern Männer, Frauen und Kinder mit Bleibeperspektive und der Möglichkeit, sich in Mülheim zu integrieren. Das heißt etwa auch, dass Kinder – anders als in Raadt – Zugang zu Mülheimer Schulen und Kitas bekommen werden.
Stadt Mülheim will neues Flüchtlingsdorf in Eigenregie verwalten
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Sozialamtsleiter Thomas Konietzka erläuterte am Montagabend, wie sich die Stadt das Betriebskonzept für das neue Flüchtlingsquartier, das bis Sommer 2025 bezogen werden soll, vorstellt. Man setze hier auf die Erfahrungen, die man seit 2015 an anderen Standorten im Stadtgebiet gemacht habe, so Konietzka, und wolle es in Eigenregie betreiben.
So plane man, vier bis sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Verwaltung im geplanten Quartiers-Pavillon einzusetzen. Sie sollen von Montag bis Freitag zu den Kernzeiten (7 bis 21/22 Uhr) vor Ort sein. Zu Nachtzeiten, an Wochenenden und Feiertagen soll ein Sicherheitsdienst beauftragt werden.
Mülheim plant mit frühen Integrationsleistungen und hofft aufs Ehrenamt
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Im Konzept ferner vorgesehen ist laut Konietzka ein kommunaler Beratungsdienst mit zwei bis drei Sozialarbeitern, die den Bewohnern „fürs praktische Ankommen“ zur Seite stehen, etwa auch Hilfestellungen für das Zurechtfinden im deutschen Behördendschungel. Eine kommunale Integrationsfachkraft soll unterstützen bei einer ersten Berufsorientierung, bei Sprach- und Integrationsförderung – vorbereitend für den Zeitpunkt, wenn die Menschen in den Leistungsbezug des SGB II wechseln. Immer auch mal sollen Mitarbeiter von Ausländeramt und Jobcenter vor Ort beraten.
Die Stadt setzt auch für Holthausen darauf, dass sich wie an anderen Standorten Ehrenamtliche finden, die den Neuankömmlingen Freizeitangebote machen. Auch hierfür seien Räume im Quartiershaus nutzbar, so Konietzka. Das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) werde die Koordination dessen übernehmen.
80.000 Euro kostet der Betrieb monatlich – plus Mietzahlungen
Auf Nachfrage von AfD-Ratsfrau Karin Fiene überschlug Konietzka auch die Betriebskosten, die auf die Stadt zukommen. Für den Wachdienst kalkuliere er pro Monat mit rund 20.000 Euro, für das eigene Personal (rund 15 Kräfte) mit 60.000 Euro. Inklusive Mietzahlung (anfänglich 6,70 Euro/m2 wie eine Sozialmiete) an den MWB sei davon auszugehen, dass die Stadt ihre Kosten über das Land refinanziert bekomme, sagte er als Reaktion auf eine spitze Bemerkung eines Holthausener Bürgers, ob denn die überschuldete Stadt jene Kosten womöglich über eine weitere Erhöhung der Grundsteuer zu decken gedenke. Für jeden untergebrachten Flüchtling überweise das Land pro Monat 1025 Euro, so der Sozialamtsleiter. Das sei auskömmlich.
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Eine Bürgerin vom Steinknappen merkte kritisch an, woher die Stadtverwaltung denn das Personal nehmen wolle, wo sie doch in jüngerer Vergangenheit immer wieder mit Personalengpässen und Einschränkungen im Bürgerservice konfrontiert gewesen ist. Konietzka zeigte sich zuversichtlich, zusätzliches Personal gewinnen zu können. Auf aktuell fünf ausgeschriebene Stellen im Sozialamt gebe es 20 Bewerbungen. Auch sei es bis jetzt nie ein Problem gewesen, einen externen Dienstleister für den Sicherheitsdienst zu finden.
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