Mülheim. Drei Fehlalarme in vier Stunden und etliche Beschwerden: Die Lage an der ZUE in Mülheim scheint sich nicht zu beruhigen. Dabei tut sich einiges.

Erst kürzlich waren es drei Fehlalarme binnen dreier Nächte, die sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Raadt, aber auch die Anwohnerschaft rund um den ehemaligen Bürokomplex um den Schlaf brachten. Am Mittwoch dann ein ähnliches Bild: Im Abstand von jeweils zwei Stunden gab es insgesamt drei Feueralarme – gegen 16, 18 und 20 Uhr.

Jedes Mal musste das Gebäude gemäß Brandschutzordnung geräumt werden, jedes Mal rückte die Feuerwehr aus. Bei den vorangegangenen Fällen Mitte August hatte die Bezirksregierung von einem mutwilligen Auslösen gesprochen, die Einrichtungsleitung hatte in Aussicht gestellt, die Verursacher ausfindig zu machen und die Bewohnerschaft zu sensibilisieren, um erneute Fehlalarme zu vermeiden. Wie konnte es also zu den erneuten Alarmen kommen gerade in dieser Frequenz?

Mülheimer ZUE-Einrichtungsleiter will mit den Alarm-Verursachern sprechen

„Wir haben hier eine andere Lage“, schildert Einrichtungsleiter Andreas Stomps. So seien die Alarme Mitte August durch Druckknopfmelder, die per Hand betätigt werden, ausgelöst worden. Das lege eine Absicht nahe. „In den betreffenden Abschnitten sind vor allem Familien mit Kindern untergebracht“, so Annika Molls, die als Hauptdezernentin für die Unterbringungseinrichtungen des Landes zuständig ist. Es werde derzeit geprüft, ob die Handmelder mit einem schützenden Glas nachgerüstet werden, um so die Hemmschwelle für mutwilliges Auslösen zu erhöhen. Bei den aktuellen Fehlalarmen hingegen, so Molls, habe in allen drei Fällen jeweils der Rauchmelder in einem der Zimmer ausgelöst.

Bislang ohne schützende Scheibe waren die Feuermelder in der ZUE und somit leicht zu aktivieren. Nun sollen sie nachgerüstet werden. (Symbolbild)
Bislang ohne schützende Scheibe waren die Feuermelder in der ZUE und somit leicht zu aktivieren. Nun sollen sie nachgerüstet werden. (Symbolbild) © Ingo Otto / Funke Foto Services | Ingo Otto

„Wieso genau wird aktuell noch ermittelt“, so Stomps. Er wolle mit den Bewohnern der betreffenden Zimmer das Gespräch suchen, denn ähnlich wie in den vorherigen Fällen besteht auch hier wieder die Annahme der Mutwilligkeit. „Oder zumindest ist sie nicht ganz ausgeschlossen“, erklärt Hauptdezernentin Molls. Das für die Rauchmelder zuständige Unternehmen habe der Bezirksregierung auf Anfrage bestätigt, dass die Geräte, sogenannte Mehrfach-Kriterienmelder, nicht ohne weiteres auslösen. Strafanzeigen wegen des Missbrauchs von Notrufen sei in allen Fällen gestellt worden.

Mülheimer Anwohner beklagen Ruhestörung durch die Feueralarme

Ungeachtet der Ursache gilt: Neben der zwangsläufigen Räumung zum Schutze der Anwohnerinnen und Anwohner stelle auch die Anfahrt der Feuerwehr jedes Mal eine erhebliche Lärmquelle dar. „Wir haben aber einen Kompromiss gefunden“, schildert Einrichtungsleiter Andreas Stomps. „Die Feuerwehr fährt nur mit einem Fahrzeug in die Parsevalstraße, der Rest bleibt für den Bedarfsfall an der Zeppelinstraße stehen.“ Das zumindest sei das Gute an den erneuten Fehlalarmen gewesen: Diese Praxis habe sich bewährt.

Wie geht es aber nun in Sachen Fehlalarme weiter? „Wir können das nicht tolerieren und gehen dagegen vor, informieren aber auch“, sagt Annika Molls. Die Beschwerden aus der Anwohnerschaft würden ernst genommen und seien offensichtlich berechtigt. „Eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung der Brand- und Rauchmelder ist aber nicht möglich.“ Der im Haus eingesetzte Sicherheitsdienst patrouilliere kontinuierlich in der ZUE, in den Zimmern der Bewohnerinnen und Bewohner gebe es ohnehin tägliche Kontrollen.

Mülheimer ZUE-Bewohner sollen in Kontakt mit Freiwilligen treten

„Hintergrund der Kontrollen ist die Überprüfung der Hygiene“, erklärt Diana Vierschilling, Leiterin des Betreuungsdienstleisters Malteser. „Wir schauen, ob die Leute korrekt lüften und womöglich heizen und ob es verbotene Lebensmittel auf den Zimmern gibt.“ Neben kühlpflichtigen Lebensmitteln sei auch Alkohol auf den Zimmern der ZUE verboten – Letzterer wurde der Einrichtungsleitung als Überraschungsfund in einem Grünstreifen in der Nachbarschaft gemeldet. „Wir haben mehrere Fotos und Meldungen erhalten“, sagt Andreas Stomps. „Das ist natürlich nicht schön, aber das sind Einzelfälle“, betont er.

Hoffnung bringe das Konzept der ehrenamtlichen Freiwilligen, das langsam an Fahrt aufnimmt. „Unsere neue Umfeldmanagerin Katharina Sommer hat sich mit allen getroffen, die Interesse haben“, schildert Diana Vierschilling. Derzeit warte man auf die erweiterten Führungszeugnisse der Freiwilligen und wolle sie dann ab nächster Woche in die umfangreichen Freizeitaktivitäten der ZUE einbringen. „Das sind auch Multiplikatoren und Sprachrohre für die Nachbarschaft“, so Vierschilling.

>>> Aktuelle Zahlen zu den ZUE-Bewohnern

  • In der ZUE an der Parsevalstraße sind aktuell (Stand 24. August) 568 Menschen untergebracht. Davon laut Andreas Stomps 60 Prozent alleinstehende Männer und 40 Prozent Familien in verschiedenen Konstellationen. „Das ist auch der von uns angestrebte Zielwert.“ Zu Beginn des Betriebs lag das Verhältnis noch bei 70 zu 30.
  • Mit 164 Menschen bilden Syrerinnen und Syrer die größte Bevölkerungsgruppe in der ZUE, gefolgt von der Türkei (83), Afghanistan (53), Irak (46) und dem Iran (32).

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