Mülheim. In drei aufeinanderfolgenden Nächten rückte Mülheims Feuerwehr zum Flüchtlingsheim in Raadt aus – Ursache: Fehlalarme. Nachbarn sind wütend.
Drei Nächte, drei Fehlalarme, die zu Nachtstunden Feuerwehreinsätze und eine Evakuierung von gut 600 Geflüchteten in der ZUE Raadt nötig gemacht haben: Erneut steht die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes für Geflüchtete im Fokus von Anwohner-Kritik, die sich breit gestreut bis an Innenminister Herbert Reul wendet.
Was ist geschehen: Wie die Bezirksregierung als Betreiberin der ZUE im alten T-Systems-Gebäude und die Stadtverwaltung bestätigen, ist in drei aufeinanderfolgenden Nächten Brandalarm im Raadter Flüchtlingsheim ausgelöst worden. Die Alarme der Brandmeldeanlage erreichten Mülheims Feuerwehr demnach jeweils zu Nachtstunden: in der Nacht zu Freitag, 11. August, um 0.49 Uhr, in der Nacht darauf um 2.44 Uhr und schließlich noch einmal in der Nacht zu Sonntag um 23.34 Uhr.
„Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wurde der Alarm mutwillig ausgelöst“
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„Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wurde der Alarm mutwillig ausgelöst“, äußerte sich die Bezirksregierung nun auf Anfrage dieser Redaktion. Gebrannt habe es jeweils nicht. Die Feuerwehr sei jedes Mal mit mehreren Einsatzwagen, mit Blaulicht und Sirenen angerückt. Gemäß Brandschutzordnung wurde das Gebäude in allen drei Nächten geräumt, alle Bewohner kamen zu einem Sammelplatz im Freien.
Ein Anwohner aus der benachbarten Siedlung rund um die Theodor-Wüllenkemper-Straße sprach von „erheblichen und inakzeptablen Beeinträchtigungen der Nachtruhe“. Auch darüber hinaus hatte es immer wieder Lärmbeschwerden aus unmittelbarer Nachbarschaft der ZUE gegeben. Die aktuellen Vorfälle unterstreichen laut einer weiteren Nachbarin, „dass wir als Anwohner massiv in unseren Lebenssituationen eingeschränkt und belastet werden. Diese Unterkunft besteht seit rund zwei Monaten und die Vorfälle häufen sich“.
Nachbarn der ZUE fordern Ministerin Paul auf, persönlich Stellung zu nehmen
„Was wird getan, um derartige Vorfälle zukünftig zu vermeiden?“, fragt erstgenannter Nachbar in einem Schreiben, das unter anderem auch an den Regierungspräsidenten und Mülheims Stadtspitze gerichtet ist und dieser Redaktion vorliegt. Er gibt zu bedenken, dass auch Bewohner der ZUE dreimal aus dem Schlaf gerissen worden seien und befürchtet, dass auch dort die Stimmung kippen könnte angesichts solcher Vorfälle. Könnten Brandmeldeknöpfe videoüberwacht werden?, fragt er und fordert etwa auch, den Sammelplatz für Evakuierungen an der Einmündung zum Böllrodt zum Lärmschutz der Nachbarschaft zu verlegen. Der Anwohner adressierte ein längeres Schreiben auch an Innenminister Reul und Integrationsministerin Josefine Paul, die er aufforderte, persönlich Stellung zu beziehen auch zu anderen Punkten.
„Wir bedauern die Störung der Nachtruhe, die Aufregung, die Belastung und den Lärm, den diese äußerst unerfreulichen Vorfälle für die Nachbarschaft bedeuten“, erklärte nun eine Sprecherin der Bezirksregierung auf Anfrage. Die Bezirksregierung sei hierzu „in engem Austausch mit der Feuerwehr, um schnellstmöglich Lösungen zu finden“. Die Einrichtungsleitung, der Betreuungsdienstleister und das Personal des Sicherheitsdienstleisters bemühten sich, den oder die Verursacher der Fehlalarme ausfindig zu machen. Ferner sollte „das inakzeptable Verhalten der Verursacher“ am Dienstag gegenüber den Bewohnern zur Sprache gebracht werden.
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