Mülheim. Für seinen Job braucht ein Mülheimer alleinerziehende Vater sein Auto unbedingt. Doch jetzt ist der Wagen kaputt. Die Benefizaktion springt ein.
Große Sprünge konnte er noch nie machen, mit seinem Job auf Mindestlohnbasis lebt er am Rande des Existenzminimums, hält damit als Alleinerziehender sich und seinen Sohn über Wasser. Jetzt aber streikt das Auto von Dieter Birkenkamp, das für den 45-Jährigen, der gesundheitlich eingeschränkt ist, die einzige Möglichkeit darstellt, um zur Arbeit zu kommen. Hier hilft unsere Benefizaktion Jolanthe.
Lange hat er für dieses Auto jeden Cent zwei Mal umgedreht, erzählt Dieter Birkenkamp: „Da steckt all mein Erspartes drin. Bis ich die 4000 Euro zusammen hatte, hab ich auf vieles verzichtet.“ Dabei war dem 45 Jahre alten Mülheimer wichtig, endlich in ein Auto zu investieren, das solide erscheint. „Der Wagen war aus erster Hand und sehr gepflegt.“
Mülheimer Geringverdiener: „Auto ist der einzige Luxus, den ich mir gönne“
Inzwischen ist der Ford Fiesta zehn Jahre alt und 180.000 Kilometer gelaufen – jetzt macht die Kupplung Ärger – erst seit zehn Monaten fährt der Mülheimer das Auto. Weil er selber aufgrund einer Erkrankung eingeschränkt ist, sei das Auto für ihn die einzige Möglichkeit, um zur Arbeit zu kommen. Birkenkamp fährt bei einem Anbieter von Fertiggerichten in Oberhausen Mahlzeiten aus. „Das Auto ist der einzige Luxus, den ich mir gönne“, sagt der 45-Jährige beinahe entschuldigend.
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Dabei schränkt er sich ein, solange er zurückdenken kann, hat seinen inzwischen 20-jährigen Sohn alleine großgezogen. Das Kind war gerade einmal vier Monate alt, als Dieter Birkenkamp die alleinige Verantwortung übernehmen musste. Seitdem kämpft der Mülheimer darum, mit seinem Jungen so gut wie eben möglich über die Runden zu kommen. Vollzeit zu arbeiten war für den heute 44-Jährigen kaum möglich, seine eigene Gesundheit spielte da nicht mit, und auch die Einschränkungen seines Sohnes, der soziale und emotionale Beeinträchtigungen wie ein Autismusspektrum hat, brachten zusätzliche Hürden.
Alleinerziehender Vater aus Mülheim ist für seinen Job auf das Auto angewiesen
Weil er stets geringfügig beschäftigt war, erhält Dieter Birkenkamp aufstockende Sozialleistungen. Gemeinsam wohnen Vater und Sohn in einer 64 Quadratmeter großen Wohnung, das Ausbildungsgehalt des Sohnes, der bei Edeka untergekommen ist, wird angerechnet. Bräche der Job des Vaters weg, weil er seine Arbeitsstelle in Oberhausen ohne Auto nicht mehr erreichen könnte, stünde für die kleine Familie ihre Existenz auf dem Spiel.
Gabi Spitmann, Beraterin im Mülheimer Arbeitslosenzentrum, die Dieter Birkenkamp seit einiger Zeit begleitet, kennt die Zwickmühle, in der viele ihrer Klienten stecken: „Sie nehmen jeden Job an, Hauptsache, sie verdienen ihr eigenes Geld und sind nicht auf Sozialleistungen angewiesen.“ Die Arbeitsstellen aber sind oft weiter weg und mit dem ÖPNV nur nach langer Fahrzeit zu erreichen. Vor allem wer Kinder habe und alles unter einen Hut bringen müsse, sei in der Regel auf ein Auto angewiesen. Doch gerade ältere Autos und solche, die nicht regelmäßig zur Inspektion gegeben werden können, machten irgendwann Ärger – „dann wird’s schnell richtig teuer.“
Das muss nun auch Dieter Birkenkamp erleben, auch wenn sein Auto längst nicht zu den ganz alten Schätzchen gehört. Um die 900 Euro wird die Reparatur der Kupplung wohl kosten, hat er in der Werkstatt erfahren. Hier will Jolanthe helfen: Mit unserer Benefiz-Aktion, die dieses Mal Klienten unterstützt, die beim Malz in der Beratung sind, und für die Mülheimerinnen und Mülheimer ausgesprochen großzügig gespendet haben, soll die Reparatur des Autos unterstützt werden.
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