Mülheim. Gasaustritt in Mülheims Aquarius: Laut Medl war die Lage durchaus gefährlich. Auch 19 Kinder mussten das Wassermuseum schnellstens verlassen.
Irgendwas im Serverraum roch „komisch“, und so informierten Mitarbeiter des Mülheimer Wassermuseums Aquarius am Donnerstagnachmittag vorsichtshalber den Gasversorger. Die Messungen zeigten, dass ihre Nasen recht hatten: „Im Keller gab es eine sehr hohe Gaskonzentration“, so Peter Lambers, Technische Führungskraft bei der Medl. Das sei gefährlich gewesen, eine Explosion nicht unwahrscheinlich. Feuerwehr und Polizei fuhren im großen Stil vor. Besucher und Mitarbeiter mussten das Museum sofort verlassen, der Schrebergarten nebenan wurde geräumt, der Radweg vor der Tür gesperrt.
Am Morgen danach ist Ruhe eingekehrt im Kleingartenverein Schloß Styrum. Vor dem Eingang an der Moritzstraße liegt noch ein Fetzen rot-weißes Flatterband im Dreck. Damit war die Anlage tags zuvor abgesperrt worden. Ansonsten erinnert nichts mehr an die kribbeligen Stunden. Rolf Gantenberg, der die erste Parzelle hinterm Tor besitzt, erzählt von einem Polizisten, der „freundlich, aber bestimmt“ dafür gesorgt habe, dass die Kleingärtner ihre Lauben zügig verlassen. „Er sprach von irgendeinem Problem mit der Gasleitung am Aquarius. Genaueres wisse er nicht.“
Die Situation war schon speziell – die Mülheimer Hobbygärtner blieben trotzdem ruhig
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Die Situation war speziell, der 77-Jährige Hobbygärtner blieb trotzdem ruhig. Er sagte seiner Partnerin ein Gartentörchen weiter Bescheid, ging dann mit allen anderen heim. „Dort habe ich drauf gewartet, dass der Aquarius abgeht wie eine Rakete“, sagt Gantenberg und grinst. Nein, das sei natürlich Quatsch: „Zum Glück ist alles stehengeblieben.“ Darüber ist auch Frank Plose, Vereinsvorsitzender und damit quasi Chef der 24 Pächter, heilfroh. „Das hätte ordentlich gescheppert. Wir hätten hier vielleicht nur ein paar Brocken abbekommen, aber das Schloß Styrum bestimmt sehr viel mehr.“
Dass die Situation gut ausgeht, war alles andere als sicher. Peter Lambers spricht von einem „starken Gasaustritt im Gebäude“. Die Marke, bis zu derer sich Menschen ungefährdet in einem Raum aufhalten können, sei „weit überschritten“ gewesen. Und man habe befürchten müssen, dass das Gas vom Keller in den Turm hochziehe, sich immer weiter mit Luft durchmengt. „Das ist ein zündfähiges Gemisch, das jederzeit explodieren kann.“
Auch 19 Jungen und Mädchen aus einem Ferienprogramm waren noch im Haus
Zu diesem Zeitpunkt waren drei Aquarius-Angestellte im Dienst, vor allem aber waren noch Besucher im Haus unterwegs, darunter 19 Kinder in einem Ferienprogramm. Zum Glück seien diese gerade dabei gewesen, das Gebäude zu verlassen, erzählen Mitarbeiterinnen am Freitag. Man habe alle Räume durchsucht, die Menschen raus geschickt und sich dann selbst schnell entfernt. „Das war alles andere als Routine und echt aufregend.“
Gegen 15 Uhr war das Styrumer Museum leer, der große Einsatz lief an. Per Hochleistungslüfter mit Wasserantrieb senkte die Feuerwehr die Gaskonzentration im Keller. Den Gasfluss stoppte das nicht. Eine Baugrube vor dem Gebäude wurde ausgehoben, die Leitung freigelegt, durchtrennt und mit einer Verschlusskappe versehen. „Wir haben den Aquarius komplett von der Gasversorgung getrennt“, so Birgit Kirch. Das sei um diese Jahreszeit „nicht so tragisch“, sagt die Sprecherin der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft RWW, zu der das Museum gehört. „Wir brauchen das Gas ja nur zum Heizen und fürs warme Wasser. Jetzt muss man sich auf der Toilette die Hände eben mit kaltem Wasser waschen.“
Seit Freitag ist das Mülheimer Wassermuseum wieder zu den üblichen Zeiten geöffnet
Warum es zum Gasaustritt gekommen ist, ist noch unklar. Die Medl hat angekündigt, am kommenden Donnerstag auf Fehlersuche zu gehen und den Schaden dann zeitnah zu beheben, so Kirch. Die RWW-Mitarbeiterin ist froh, dass die Gefahr „so frühzeitig erkannt wurde“ und dass es keine Verletzten gab. Seit Freitag läuft der Betrieb im Wassermuseum wieder wie gehabt: täglich von 10-18 Uhr (außer montags).