Mülheim. Kleingärten erfreuen sich enormer Beliebtheit, die Nachfrage in Mülheim ist groß wie nie. Wie lange Mülheimer auf eine Parzelle warten müssen.
Sie sind der Inbegriff des deutschen Spießertums - doch wie so oft sieht die Realität ein wenig anders aus. Kleingärten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und die Saison hat – ungeachtet des teils noch recht unfreundlichen Wetters – bereits begonnen.
„Die Hauptsaison ist von März bis Oktober“, erklärt Frank Plose. Er muss es wissen, denn er ist der Vorsitzende des Kleingartenvereins Schloß Styrum, mit Blick auf das Aquarius Wassermuseum. „Einige Arbeiten im Kleingarten werden aber auch schon ab Februar angegangen“, ergänzt Yvonne Beuche. Sie ist die Schriftführerin des Kreisverbands Mülheim an der Ruhr der Kleingärtner e.V., unter dessen Dach insgesamt 23 einzelne Vereine in der Stadt mit insgesamt exakt 1239 Parzellen zusammengefasst sind.
In Mülheimer Kleingärten hat die Saison bereits begonnen – Hobbygärtner geben Tipps
Tatsächlich beginnen die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner bereits im Februar mit dem Schnitt der Bäume und dem Rückschnitt anderer Gewächse auf ihrer Parzelle. Außerdem zieht der erfahrene Kleingärtner zu dieser Zeit auch schon Tomaten oder Chili auf der heimischen Fensterbank vor, um die Pflanzen dann später auf der eigenen Parzelle ins Freiland zu setzen. „Die Nachfrage nach Kleingärten ist während Corona deutlich gestiegen“, sagt Yvonne Beuche.
Dieser Anstieg begann aber bereits vor der Pandemie. Dabei spiele der zunehmende Wunsch nach bewussterer Ernährung und größerer Unabhängigkeit eine Rolle. Hinzu komme, dass gerade junge Familien ihren Kindern vermitteln wollen, woher ihr Essen stammt, „nämlich nicht aus dem Regal“. Bei dem, was man in seinem eigenen Garten selbst herangezogen habe, könne man sich hinsichtlich der Inhaltsstoffe sicher sein – „alles bio und ungespritzt“. Nicht zuletzt sei der Kleingarten auch oft ein Zufluchtsort für Menschen mit eher kleinen Wohnungen.
Für Parzellen in Kleingartenanlagen gibt es in Mülheim ellenlange Wartelisten
Die ungebrochen hohe Nachfrage führt zu langen Wartelisten bei allen Kleingartenvereinen. „Bei uns kommen auf jede freie Parzelle zehn Interessierte“, beschreibt Frank Plose den Status quo in „seinem“ Verein. Rund zwei Jahre müssen Interessierte hier warten, bevor sie sich ihren Traum vom eigenen Kleingarten erfüllen können. In Mülheim gibt es laut Kreisverband nur rund sieben Parzellen auf 1000 Einwohner. In Duisburg und Essen sind es mit 13 und 14 doppelt so viele.
Es seien die zahllosen Rechtsvorgaben von außerhalb der Vereine, die den Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern ihr Freizeitbeschäftigung zunehmend verleide. Da fallen Begriffe wie Bundeskleingarten-gesetz, BGH-Urteil und Eichgesetz. „Die gesetzlichen Vorgaben werden immer strenger.“ Im alltäglichen Miteinander im Kleingartenverein gebe es aber kaum eine Situation, die nicht im Gespräch miteinander gelöst werden könne. So sei der Umgang mit den Vorgaben von außen sehr oft aufwändiger als die Befassung mit dem, was Vereinssatzung, Kreisverbandsatzung und Landessatzung der Kleingärten, die es selbstverständlich auch noch gibt, vorschreiben.
Aktivitäten, die die Zusammengehörigkeit stärken, gehören im Kleingartenverein dazu
All das schweißt die Kleingärtnernden zusammen. Es gibt aber auch noch zahlreiche gemeinsame Aktivitäten, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Im Kleingartenverein am Schloß Styrum werden einmal im Monat gemeinsam alle Flächen des Vereins in Schuss gebracht, die zu keiner der Parzellen gehören.
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Eine eher wenig bekannte Tatsache ist nämlich, dass Kleingartenvereine in der Regel auch über öffentliche Grünflächen verfügen, die dementsprechend auch von allen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden können – unabhängig davon, ob sie Vereinsmitglied sind oder nicht. „Es gibt sogar Vereine mit Spielplätzen.“ Die Öffnungszeiten variieren. Am Schloß Styrum wird das Tor um 8 Uhr geöffnet, Tore-Schluss ist immer um 19.30 Uhr. In der Zwischenzeit ist für alle Interessierten freier Zutritt.
In Mülheim bauen findige Kleingärtner sogar Bananen und andere Exoten an
Es gibt viele gute Gründe, sich um eine Parzelle in einem Kleingartenverein zu bemühen. Wenn man es darauf anlege, dann könne man das ganze Jahr über Essbares aus dem eigenen Garten ernten, frohlocken die Fachleute. Dazu gehören in Mülheim nicht nur Klassiker wie Tomaten, Bohnen, Kartoffeln und Zwiebeln, sondern sogar Exoten wie Kakis und Bananen. Bei letzteren sei die Sorte das Geheimnis. „Das ist eine ganz besondere Sorte, die im thailändischen Hochland wächst, wo es auch kühler ist.“
Wer ebenfalls von einer eigenen Parzelle in einem Kleingartenverein träumt, für den haben die Insider einen einfachen Rat. „Besuchen Sie einfach mal einen Kleingartenverein in ihrer Nähe und machen Sie sich einen Eindruck von der Stimmung.“
Wer Kontakt aufnehmen möchte, kann das über die Homepage des Mülheimer Kreisverbands der Kleingartenvereine.