Mülheim. Mülheims kleinstes Freibad Kämpgens Hof kämpft gegen die Besucherarmut. Es hält sich der Trugschluss, das Bad sei dicht – „noch sind wir da“.
Dieser Text ist am 16. Juni veröffentlicht worden. Mittlerweile gibt es ein Update:
Das Thermometer zeigt 26 Grad, nur wenige kleine Wölkchen zieren den strahlend blauen Himmel, zwischendurch weht ein laues Lüftchen: Perfektes Freibadwetter, könnte man meinen. Im Dümptener Freibad Kämpgens Hof herrscht an diesem Freitagmittag aber gähnende Leere. Weder auf der Wiese, noch im Wasser sind Badegäste in Sicht. „Es ist überhaupt nichts los“, beschreibt Badbetreiber und Eigentümer Klaus Kämpgen das, was offensichtlich ist. „Normalerweise wäre bei dem Wetter alles voll.“ Stattdessen aber: „Tote Hose. Die Leute denken alle, wir haben zu.“
Als Ursache sieht der 65-Jährige, der Mülheims kleinstes Freibad mittlerweile in dritter Generation führt, die Bekanntgabe des Verkaufs an einen Investor. Ende 2022 wurde publik, dass die „Kli.Sen Holding GmbH“ das Grundstück erworben hatte. Die Investoren mit Sitz in der Mülheimer Altstadt planen für das Gebiet an den Denkhauser Höfen Wohnen und Gewerbe, insgesamt soll ein zweistelliger Millionenbetrag in das Projekt fließen. Dort, wo der Kämpgens Hof mit Hotel, Restaurant und Freibad ansässig ist, sollen 60 bis 70 Wohnungen, drei Tiefgaragen entstehen.
Mülheimer Freibad startete schlecht in die Saison
„Dass wir aber noch diese Saison öffnen, ist an den meisten Menschen vorbeigegangen“, klagt Klaus Kämpgen. „Wir wollen auch nächstes Jahr noch öffnen. So lange, wie es eben noch geht.“ Läuft es allerdings so weiter, wie die aktuelle Saison es vermuten lässt, „sehe ich schwarz“. Wann immer der Unternehmer ins Gespräch über sein Bad komme, sehe er beim Gegenüber Überraschen darüber, dass der Betrieb am Kämpgens Hof noch läuft. „Leider hat sich da eine falsche Information verbreitet und festgesetzt.“
Das privat betriebene Freibad, das für viele Mülheimerinnen und Mülheimer mit Kindheitserinnerungen verbunden ist, gehört seit 1968 zum Kämpgens Hof, zu dem auch ein Hotel und Restaurant zählen. „Gerade Familien waren bei uns immer sehr gerne mit ihren kleinen Kindern“, so Klaus Kämpgen. „Hier ist es nicht so chaotisch, wie manchmal in ganz großen Anlagen.“ Neben einem großen Becken (25 Meter mal 12,5 Meter) gibt es ein kleineres Becken (12,5 Meter mal sechs Meter) sowie ein Babybecken. „Einlass ist täglich ab 10 Uhr, bis 20 Uhr darf man schwimmen“, sagt Kämpgen. „Aber wenn ich mir das leere Bad angucke, dann frage ich mich echt, ob sich das noch lohnt.“
Der kleine Kiosk, der ebenfalls zur Freibadanlage gehört und bislang bei Vollauslastung täglich öffnete, bleibt derzeit zu. „Es lohnt sich einfach nicht für uns.“ Den Betrieb des Freibades stemme die Familie seit Jahren schon in Eigenregie, „meine Söhne sind da auch viel dabei“. Anders funktioniere es für das Familienunternehmen gar nicht, „Personal kostet eben viel Geld“.
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Das Schicksal von Mülheims kleinstem Freibad ist zwar besiegelt, die Abrissbagger werden rollen. Doch wann genau, das ist noch nicht klar. Jüngst erst hatte Stadtplanerin Stefanie Lemser den Entwurf für einen Bebauungsplan vorgelegt, nachdem es sowohl aus der Politik als auch aus der Bürgerschaft Bedenken zum Bauvorhaben gegeben hatte. Nach aktuellem Stand stehen noch einige Gutachten aus, etwa zu Lärmschutz, Straßenverkehr, Artenschutz und Denkmal.
„Für uns wäre es nur schön, wenn wir die verbleibende Zeit angemessen nutzen könnten“, offenbart Klaus Kämpgen einen Wunsch für sein Erbe. „Damit dieses Kapitel ein würdiges Ende findet.“
Das Freibad Kämpgens Hof (Denkhause Höfe 46-54) öffnet täglich von 10 bis 19 Uhr (Schwimmen bis 20 Uhr). Der Eintritt kostet für Erwachsene sechs Euro und für Kinder vier Euro.