Mülheim. Die Zeit des maroden Mülheimer Wennmann-Bades läuft ab. Der Rat soll in Kürze den Weg für das neue Schwimmbad frei machen. Es wird noch teurer.
Dass der Schwimmbetrieb im Friedrich-Wennmann-Bad immer wieder wegen technischer Mängel und Verschleißerscheinungen eingestellt werden muss, soll möglichst im Frühjahr 2026 Geschichte sein. Dann soll in Heißen ein neues Schwimmbad eröffnen. Dafür könnte Mülheims Politik noch in diesem April die Weichen stellen, auch wenn Mehrkosten in Millionenhöhe zu schultern sein werden.
Nach neuester Rechnung wird es noch mal kostspieliger: Nicht mehr 19,2 Millionen Euro sind für den Neubau des Schwimmbades an der Yorckstraße kalkuliert, sondern knapp über 20 Millionen Euro, inklusive 800.000 Euro Risikozuschlag in Zeiten, in denen am Bau die Preise verrückt spielen. Eine frühere Kostenkalkulation (17,2 Millionen Euro) ist überholt. Mit nun gut 20 Millionen Euro geht Stadtkämmerer Frank Mendack jetzt in die Politik, um sich von ihr einen Baubeschluss für das Großprojekt einzuholen. Am 27. April soll der Stadtrat nach Vorberatung im Finanz- und im Planungsausschuss den Weg freimachen.
Neues Mülheimer Schwimmbad soll der Wettkampfkategorie D genügen
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Gebaut werden soll das neue Schwimmbad nach Entwürfen des Hamburger Planungsbüros „geising und böker“, das die langwierige Planung nun schon seit Januar 2021 begleitet. Ein ein- und ausfahrbares Dach, mit dem das Friedrich-Wennmann-Bad aktuell noch zum Freibad mutieren kann, ist nicht mehr geplant. Im Fokus steht, trotz knapper Kasse im überschuldeten Mülheim weiter Schwimmfläche vorzuhalten in einer Qualität der Wettkampfkategorie D, die für den Schul- und Vereinssport als ausreichend angesehen wird. Für weitergehende Schwimmwettkämpfe der Wettkampfkategorie C steht das Hallenbad Süd zur Verfügung.
Im Schwimmerbereich soll es ein 25 mal 15 Meter großes Becken geben, mit sechs Bahnen. Das Edelstahlbecken wird 1,80 Meter tief sein, im Bereich einer Sprunganlage 3,80 Meter tief, was erforderlich ist für die Ausbildung von Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern. Es wird Startblöcke geben, eine Drei-Meter-Plattform und ein Ein-Meter-Sprungbrett.
Stadt Mülheim sieht in „Ausweitung der Wasserflächen eine höhere Angebotsqualität“
Das Lehrschwimmbecken soll räumlich vom Schwimmerbereich durch eine Glaswand mit Türanlage abgetrennt sein. Die beiden Hallenteile sollen flexibel nutzbar sein – gekoppelt oder auch separiert, um etwa Schul- und Freizeitsport gleichzeitig stattfinden zu lassen. Das Lehrschwimmbecken soll quadratisch angelegt sein mit Seitenlängen von 12,5 Metern. Es soll einen Hubboden bekommen, der bis zu einer Tiefe von 1,80 Meter abgesenkt werden kann. Direkt angrenzend ist ein Kinderspielbereich mit drei Becken geplant, die eine Wassertiefe von 20 bis 30 Zentimeter haben. Insgesamt sieht die Stadtverwaltung im Neubau „eine Ausweitung der Wasserflächen für eine höhere Angebotsqualität“.
Das neue, barrierefreie Schwimmbad soll im östlichen Bereich des Areals gebaut werden, dort, wo die Yorckstraße eine Kurve nimmt. Der gewählte Standort soll eine Abschirmung zur Wohnbebauung schaffen und hat zudem den Vorteil, dass eine sonnige Freifläche mit Südwest-Ausrichtung verbleibt, wo der Neubau mit transparenten Fassaden aufwarten soll. Hier sollen Terrassenflächen angelegt werden, über eine Duschmulde sollen Badegäste zudem auf die rund 1800 Quadratmeter große Liegewiese gelangen.
Altes Wennmann-Bad soll bis zur Eröffnung des neuen Bades geöffnet bleiben
Der bestehende Parkplatz „verbleibt bis zur Klärung einer anderweitigen Nutzung“, heißt es laut Verwaltung. Einen neuen Parkplatz mit 51 Stellplätzen soll es dort geben, wo jetzt das Wennmann-Bad steht. Darüber hinaus soll ein Stellplatz für bis zu 50 Räder geschaffen werden.
Das alte Wennmann-Bad soll während der Bauphase weiter offen gehalten und erst nach der Fertigstellung des Neubaus abgerissen werden. So will die Stadt gewährleisten, dass es keine Ausfälle insbesondere für den Schul- und Schwimmsport geben wird.
Neues Schwimmbad in Mülheim soll 2026 eröffnen
Denn es wird noch Zeit vergehen, bis das neue Bad eröffnet. Sollte die Politik nun grünes Licht für den Bad-Neubau geben, sei ein Baubeginn im ersten Quartal 2024 möglich, so die Verwaltung. Aktuell gehe man von einer Bauzeit von zwei Jahren aus, so dass frühestens Anfang 2026 mit einer Eröffnung zu rechnen ist. „Die allgemeinen Problemstellungen im Bereich der Vergaben, die Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Gewerken sowie die Personalressourcen bei den ausführenden Firmen lassen eine seriöse zeitliche Festlegung für die Inbetriebnahme derzeit nicht zu“, geben die Verantwortlichen bei der Stadt aber zu bedenken.
Gut 20 Millionen Euro muss die Stadt in die Hand nehmen für den Neubau, eine Förderung durch Bund oder Land sieht sie nicht in Aussicht. Man habe Verschiedenes geprüft, aber einige, nicht benannte Förderprogramme beinhalteten „nicht erfüllbare Auflagen“. Zudem sei der Investitionspakt Sportstätten des Landes NRW wegen fehlender Bundesmittel nicht über das Jahr 2022 verlängert worden. So hat sich die Stadt an die örtliche Leonhard-Stinnes-Stiftung gewandt und Unterstützung angefragt. Laut Beschlussvorlage für den Stadtrat hat die Stiftung Anfang April zugesagt, knapp 3,8 Millionen Euro zur Finanzierung beizusteuern.
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Mülheim plant Bad mit energieeffizienter Technik und hocheffektiver Regelung
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Übrigens: Der Neubau-Entwurf setzt laut Verwaltung auf „hochgedämmte Bauteile, energieeffiziente Technik und hocheffektive Regelungstechnik“. Auf dem Dach ist Photovoltaik geplant – mit einer Gesamtleistung von 99 Kilowatt-Peak, die rein theoretisch bis zu 99.000 Kilowattstunden Strom zur Eigenversorgung produzieren könnte. Darüber hinaus ist eine Versorgung über Fernwärme geplant. Die Medl hat an Ort und Stelle bereits in ein Blockheizkraftwerk investiert, das auch umliegende Wohnhäuser mit Heizwärme versorgt.