Mülheim. Dienstag soll Mülheims Politik Farbe bekennen zum abgespeckten Entwurf zur „Parkstadt“ auf altem Tengelmann-Grund. Jetzt spricht der Investor.
Weniger hoch als ursprünglich gedacht soll es werden, auch 120 bis 150 Wohnungen weniger plant der österreichische Investor Soravia für die „Parkstadt Mülheim“ auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal. Während die Planungspolitik am Dienstag entscheiden soll, ob das Verfahren auf der Grundlage der abgespeckten Pläne nun forciert werden soll, gibt Soravia-Projektleiter Lorenz Tragatschnig nun exklusive Einblicke in einzelne Bauvorhaben, die der Investor in Speldorf realisieren will. „Ich glaube, wir haben einen guten Kompromiss hingelegt“, sagt er. Wir bilden dies in einem Rundgang auf dem Gelände ab.
Neue Kita. Im Westen, wo der Veilchenweg einen Knick macht (Hausnummer 41), plant Soravia den Neubau einer Kita für drei Gruppen. Im aktuellen städtebaulichen Entwurf ist ein halbrunder, zweigeschossiger Bau dafür vorgesehen – „ein architektonischer Entwurf um den alten Baumbestand herum“, sagt Tragatschnig, weist aber darauf hin, dass die Bauform nicht in Stein gemeißelt ist. Soravia sei „in konkreten Gesprächen“ mit möglichen Kita-Trägern. Tragatschnig hofft, den Bau gesondert und frühzeitig über § 34 des Baugesetzbuches genehmigt zu bekommen.
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Neue Straße. „Wesentlich“ sei dies am überarbeiteten Konzept, findet Tragatschnig: Um den alten Veilchenweg im Westen von der Belastung von zusätzlichem Verkehr frei zu halten, ist im Westen eine neue Erschließungsstraße geplant – vom Knick am Veilchenweg führt sie am Rande des alten Tengelmann-Sportplatzes vorbei zur Wissollstraße. So würden nicht nur Anwohner am Veilchenweg entlastet, auch die Baumreihe hin zum Veilchenweg könne erhalten bleiben, so der Projektleiter.
Mobilitäts-Hub. Durch die neue Straße entstünde unter der Stromspannungsleitung ein separates, spitz zulaufendes Baufeld im Westen, auf dem Soravia drei- bis viergeschossig bauen will. An der Einmündung von der Wissollstraße zum Veilchenweg will der Investor einen Mobilitäts-Hub mit Car- und Bike-Sharing, mit Ladestationen und vielleicht einem Reparatur-Geschäft realisieren.
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Südlich davon könnte Platz sein für Büros oder auch einen Lebensmittelmarkt, im Sinne der „Fünf-Minuten-Stadt“ fußläufig erreichbar für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner der Parkstadt. Die Idee einer Fünf-Minuten-Stadt, in der Leben, Arbeit, Nahversorgung und -erholung miteinander verwoben sind, ist laut Tragatschnig im Übrigen „uralt: So wurde schon das alte Rom gebaut.“
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Baufeld West (ehemaliger Sportplatz). Auf der alten Sportplatz-Fläche und der angrenzenden Fläche bis zur heutigen Zufahrt zum Technikum zeigt der aktuelle städtebauliche Entwurf 20, teils aneinandergereihte Neubauten, zwischen drei und sechs Geschossen hoch. Dabei sind sieben Bauten als Sechsgeschosser geplant, die rund 18 Meter hoch sein dürften. „Von der Höhe haben wir den Siegerentwurf aus dem Wettbewerb hier wesentlich entschärft“, sagt Tragatschnig mit Verweis darauf, dass Soravia insgesamt nur noch mit 650 bis 680 statt 800 neuen Wohneinheiten plane.
Im Süden des Baufeldes sei gegebenenfalls auch Gewerbe denkbar, im Wesentlichen aber sollen hier laut Tragatschnig später eben alle möglichen Wohnformen angeboten werden, die für ein gesund durchmischtes Quartier sorgen. Es soll hier sozial geförderten Wohnraum ebenso geben wie – in den oberen Etagen mit bestem Blick auf See und alte Tengelmann-Zentrale – Angebote für gehobenes Wohnen. Auch jungen Familien will Soravia die Möglichkeit geben, hier Eigentum zu erwerben – womöglich mit der preiswerteren Option, im Eigenausbau etwa Böden selbst verlegen zu können.
Ein Badehaus nach österreichischen Vorbildern in Mülheim?
Badehaus. Eine Besonderheit im Baufeld West, das an den geplanten Mini-See (Teich) heranreicht, ist ein solitär stehendes zweigeschossiges Gebäude. Hier möchte Soravia ein öffentliches Badehaus, eine Wellness-Oase etablieren – mit Außen-Pool, Sauna, Dampfbad, Physiotherapie, Spa und womöglich anderen Gesundheits-Dienstleistungen wie etwa einem Trainer-Angebot für Läufer oder Radfahrer, wie Tragatschnig aufzählt. Man habe sich in Österreich einige dieser Badehäuser angeschaut. Sie funktionierten sehr gut.
See. Der einst angekündigte „See“ ist nun – wegen seiner Größe wohl sachgerecht – nur mehr als „Teich“ ausgewiesen. Wenn Baurecht geschaffen ist und Soravia nach derzeitigem Stand von West nach Ost den Bau der Parkstadt in Angriff nehmen wird, soll der Teich direkt zu Beginn auch angelegt werden. Wenn die mit der Planung betrauten Bautechniker dies dann weiterhin baulogistisch für sinnvoll erachten, berichtet Tragatschnig, der hofft, dass 2025 „die ersten Bagger auffahren“. Eine Besonderheit des Teiches soll sein, dass er der Funktion der Regenrückhaltung und -versickerung dienen soll.
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Rentner und Studierende als soziale Gemeinschaft in Mülheims Parkstadt?
Baufeld Ost. Hier plant Soravia noch mal 13 Neubauten – einmal dreigeschossig, zweimal vier-, viermal fünf-, zweimal sechs- und viermal achtgeschossig. Einen Teil im Nordosten, an der Liebigstraße, will Soravia für Menschen der Generation „Best Ager“ (ab 65 Jahre) aufbereiten, altersgerechtes Wohnen ermöglichen. Mit zuzubuchenden Dienstleistungen auch im Bereich der Pflege, mit Concierge, eventuell auch mit Arztpraxis in einem der Erdgeschosse.
Ergänzend ist im Sinne der Mehrgenerationen-Gemeinschaft auch an studentisches Wohnen gedacht. Studierende könnten dann womöglich Einkäufe für Senioren erledigen, rüstige Rentner mit ihrer Lebens- und Berufserfahrung den jungen Menschen einen Mehrwert schaffen oder sich mit den Fliedner-Werkstätten, die im Altbau ihr Domizil haben, an die Parkpflege machen, wenn sie Lust dazu hätten. Soravia ist nach eigener Aussage sehr an einer sozialen Vernetzung der Bewohnerschaft im neuen Quartier gelegen. Wie das zu organisieren wäre, blieb zunächst offen.
Unklar ist die Zukunft der Kutscher-Remise des alten Schlachthofes von Tengelmann
Ulmenallee. Direkt an der Ulmenallee ist mindestens ein dreigeschossiger Neubau (Wohnen) als Lückenschluss geplant. Das Haus zur Ecke Liebigstraße sei voll vermietet und bleibe, sagt Tragatschnig. Ebenso die Polizeistation als „wertvoller Teil“ der Parkstadt. Einzig unklar ist die Zukunft der Kutscher-Remise des alten Schlachthofes. „Wir sind noch unentschlossen, was wir da tun“, sagt der Projektleiter. Eine Idee sei, dort eine Gastronomie mit Biergarten zu etablieren, man habe aber Bedenken hinsichtlich der Nachbarn. Eine Alternative könne auch Abriss und der Neubau eines Stadthauses zum Wohnen sein.
Etwas Außergewöhnliches plant Soravia etwas zurückversetzt hinter dem heutigen Kriegerdenkmal: einen Bau nach dem Robin-Konzept, ohne Heizung und Kühlung, der trotzdem ganzjährig im Innern eine Raumtemperatur von 22 bis 26 Grad garantiert dank ausgeklügelter Durchlüftung und 80 Zentimeter starkem Ziegelmauerwerk. Büro/Gewerbe soll hier Platz finden. Erstmals will Soravia einen solchen Bau alsbald übrigens in der „Seestadt Aspern“ realisieren, einem im Bau befindlichen Stadtteil im 22. Wiener Gemeindebezirk, der Donaustadt.
Altes Kesselhaus. Das Denkmal soll bekanntlich saniert werden für eine gastronomische Nutzung. „Sehr kostenaufwendig“, sagt Tragatschnig. Der Bauantrag sei eingereicht, man sei weiter in Gesprächen auch mit dem Gastronomen, der schon vor Jahren hierfür mit seiner italienischen Küche gehandelt worden war.
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