Mülheim. Am Kaiserplatz in Mülheim haben sich Ratten angesiedelt. Immer wieder gibt es Berichte über Nager in der City. Wie gefährlich sind sie wirklich?

Erst kürzlich berichteten wir von Ratten, die sich am und um den Kaiserplatz angesiedelt haben, dort immer wieder den Passanten ins Auge fallen. Integrationsratsvorsitzender Hasan Tuncer hatte sich mit einem Brief an Oberbürgermeister Marc Buchholz und Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken gewandt, diesen und zahlreiche Videoschnipsel bei Facebook publik gemacht. Etliche Bürgerinnen und Bürger kommentierten dort sowie zu unserer Berichterstattung, dass dies längst nicht der einzige Standort sei.

„Die sind nicht nur dort, auch untere Schloßstraße und Haltestelle Stadtmitte. Völlig ungeniert zwischen dem Hotel und Hochhaus“, schreibt etwa Hans-Peter S. „In den Ruhranlagen und sogar auf der schönen Promenade“ seien ihm die Nager ebenfalls begegnet. In der Innenstadt, bestätigt Stadtsprecherin Tanja Schwarze auf Nachfrage, komme es tatsächlich immer wieder zu Sichtungen von Ratten, regelmäßig seien Kammerjäger im Einsatz. „Vor allem dort, wo sich Menschen nicht korrekt verhalten und Essensreste hinterlassen, erhält das Ordnungsamt Meldungen.“

Mülheimer Expertin gibt hilfreiche Tipps

Um die Tiere ranken sich viele Vorurteile – doch was ist dran? Sind Ratten wirklich so gefährlich und nur dort, wo Müll und Lebensmittelreste locken? „Tatsächlich ist bei Ratten Vorsicht geboten“, erklärt Carina Jankowski, die bei der Schädlingsbekämpfung Clausen in Speldorf tätig ist. Gerade der Kot der Nager sei, wie bei vielen anderen Tieren auch, ein Krankheitsüberträger. „Ratten sind Allesfresser, nagen im Zweifel auch an Kadavern.“

Vom Huntervirus bis hin zu Tollwut könnten Ratten sämtliche Krankheiten weitergeben. „Im Prinzip alles, bis auf HIV. Wenn man Tierkot oder sogar Rattenkot findet und auffegt, sollte man immer Handschuhe tragen und eine Schutzmaske aufsetzten“, rät Jankowski. „Es reichen schon kleine Partikel, die beim Kontakt aufgewirbelt werden.“ Rattenkot erkenne man an der länglichen, schmalen Form. Meist messen die Hinterlassenschaften zwischen einem halben und zwei Zentimetern. „Ratten hinterlassen ihr Geschäft aber eher in geschützten Ecken. Bei Mäusen ist das anders, die haben keine Kontrolle über ihren Schließmuskel.“

Magneten für Ratten: Essensreste und geschützte Verstecke

Was aber tun, wenn man eine Ratte sichtet? „Erstmal kein Grund zur Panik. Es gibt viele Wanderratten, auch im privaten Garten.“ Komme das aber häufiger vor, könne man von mehreren Tieren, also einer Ansiedlung, ausgehen. „Ratten sind keine Einzelgänger und halten sich gerne dort auf, wo Schutz oder Nahrung locken.“ Etwa durch Sperrmüll, der als Versteck dient, oder durch Kompost, der durch Essensreste lockt. „Exponierte Stellen haben Ratten nicht so gerne, sie sind gerne im Verborgenen“, so Carina Jankowski. „Aber nicht geschlossene Mülltonnen im Hof oder die Haltung von beispielsweise Hühnern sind eigentlich klassischerweise immer Magneten für Ratten.“

Überquellende Mülleimer mit Verpackungsmüll und Essensresten sind für Ratten ein gefundenes Fressen.
Überquellende Mülleimer mit Verpackungsmüll und Essensresten sind für Ratten ein gefundenes Fressen. © Martin Möller / Funke Foto Services | Martin Möller

Ein absolutes No-Go, so die Fachfrau weiter, seien Essensreste in der Toilette. „Es klingt zwar wie ein Gerücht, aber Ratten können sich mit etwas Mühe durch die Kanalisation bis in den zwölften Stock hochkämpfen.“ Die Kanalisation sei für die Tiere eine Art Autobahn. „Dort können sie ungestört herumlaufen und haben meist auch eine gute Nahrungsquelle durch Abfälle.“ In der Nacht werden die Nager zwar häufiger gesichtet als tagsüber, „aber nachtaktiv sind sie nicht“.

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Kammerjäger brauchen meist mehrere Termin zur Bekämpfung

Ist ein Rattenbefall erstmal da und der Kammerjäger engagiert, geht es laut Jankowski zunächst auf Spurensuche. „Erst wenn man die Ursache gefunden hat, kann man den Befall nachhaltig bekämpfen.“ In der Regel reiche ein Besuch des Kammerjägers nicht, „meist sind es bis zu drei Termine“. Dabei würden Köderstationen mit Rattengift aufgestellt, das die Tiere tötet. „Man kann allerdings nicht genau sagen, wie viele Ratten ein Köder tötet, weil Ratten sich komplett vollfressen, bis nichts mehr da ist.“

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Dort wo Ratten sind, erklärt Jankowski schließlich, sei es nicht zwangsläufig dreckig. „Meistens sind es eben Essensreste oder eine andere Nahrungsquelle, die die Tiere anlocken. Ist das erstmal beseitigt, sollten die Ratten auch nicht wiederkommen.“