Mülheim. Die Trailriders Ruhr unterzeichnen in Kürze den Nutzungsvertrag für Mülheims MTB-Strecke. Wie sie ihr Bild in der Öffentlichkeit verändern wollen.
Noch ist es ruhig im Broicher Wald. Wenig deutet aktuell darauf hin, dass hier demnächst drei Mountain- und Dirtbikestrecken entstehen sollen. Das soll sich aber bald ändern. Genauso wie – geht es nach den Trailriders Ruhr – auch ihr Bild in der Öffentlichkeit.
Dass sich seit Mitte März am ehemaligen Spot am Großen Berg scheinbar wenig getan hat, liegt auch an einem typisch deutschen Problem: der Bürokratie. „Es gab verschiedene Auflagen, die wir erfüllen mussten“, sagt Michael Harnisch, zweiter Vorsitzender der Trailriders, die sich bekanntlich nach dem Abriss der früheren Strecke gegründet hatten.
Trailriders Ruhr wollen Verantwortung im Mülheimer Wald übernehmen
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Der Verein möchte Verantwortung übernehmen und der feste Ansprechpartner sein, den es bei der alten „Sieben-Hügel-Bahn“ eben nicht gab. Dazu wurde in den vergangenen Monaten ein Nutzungsvertrag ausgehandelt, der nun unterschriftsreif bei der Stadt liegt. Damit wird der Verein zum Betreiber und verpflichtet sich, die Streckensicherheit zu gewährleisten. „Das wird auch regelmäßig protokolliert. Im Zweifelsfall müssen wir die Strecke auch zwischenzeitlich sperren“, erklärt Harnisch. Bei möglichen Gefahren müsse der Stadt sofort Bescheid gegeben werden.
Erst wenn Harnisch und der neue Vorsitzende Tim Schneebeck mit ihrer Unterschrift den Vertrag besiegelt haben, dürfen die Arbeiten wieder aufgenommen werden. „Wir sind aber immer noch gut in der Zeit, wenn man bedenkt, dass andere Anlagen sieben oder acht Jahre in der Planung sind“, so der „Trailrider“. Geplant sind drei Strecken, von denen die erste schon im Juli fertig sein soll. Die groben Planungen darüber, welche Sprünge an welche Stellen gebaut werden sollen, stehen bereits.
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Eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die den Sport auch früher schon genutzt haben, wird die Arbeiten federführend übernehmen. Zudem haben sich die Trailriders Experten an ihre Seite geholt, die beispielsweise schon den Trail auf der Halde Norddeutschland gebaut haben. „Die werden das Ding am Ende auch abnehmen“, so der 2. Vorsitzende.
Alle Arbeiten, das betont Harnisch explizit, passieren mit „Schubkarre und Schüppe, nicht mit Bagger“. Eine klare Anspielung auf den Abriss der früheren Strecke im Juni 2021. Harnisch: „Selbst die Baumgutachter, die da waren, haben gesagt: was der Bagger da angerichtet hat, das haben die Fahrräder in Jahrzehnten nicht beschädigt. Da hat man sich keinen großen Gefallen getan.“
Trailriders Ruhr: „Wir haben nur das gemacht, was wir machen mussten"
Die Trailriders wollen sich penibel an alle Vorgaben der Unteren Naturschutzbehörde halten. Zur ökologischen Baubegleitung wurden abgestorbene Äste in Form von Totholzpyramiden oder in Stapelform aufgestellt, um dort neuen Lebensraum zu ermöglichen. „Wir haben nur das gemacht, was wir machen mussten, darüber hinaus haben wir nichts kaputt gemacht“, unterstreicht Harnisch. Da externes Material verboten ist, werde nur mit Vorhandenem gearbeitet. „Es ist ohnehin ein Irrglaube, dass Mountainbiker durch den Wald fahren und neue Wege reinfräsen.“
Mit der Verantwortlichkeit wollen die Trailriders auch endlich als reiner Sportverein gesehen werden. „Wir werden leider immer reduziert auf diese Spot-Geschichte“, sagt Paul Kappel, der im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist. Er ergänzt: „Dabei haben wir über Mülheim hinaus ein gutes Standing, weil wir digital vernetzt sind. Wir machen Coachings und sind auf Meisterschaften unterwegs.“
Anwohnerinnen und Anwohner befürchten nun neuen Mountainbike-Tourismus
Vor Ort habe es bei einem „Get together“ zuletzt einen positiven Austausch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern gegeben. Eine Koexistenz von Radsportlern, Spaziergängern und Hundehaltern sei möglich. „Es herrschte ja früher auch ein vernünftiger Umgang miteinander. Der ganze Stress ist nur darin begründet, weil auch sehr plakativ darüber berichtet wurde“, findet Harnisch. Durch die offizielle Genehmigung solle dies der Vergangenheit angehören.
Auch die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner seien mittlerweile andere. „Die befürchten, dass wir jetzt sowas Tolles dahin bauen, dass die Leute von überall herkommen“, sagt Paul Kappel. Da zum ersten Mal im Ruhrgebiet eine vergleichbare Anlage offiziell gebaut werden darf, werde, glaubt Michael Harnisch „sicher mal der ein oder andere gucken kommen.“ Im Vergleich zu anderen Spots wird die Größe aber überschaubar. „Im Endeffekt wird es eine recht lokale Angelegenheit“, glaubt Kappel.