Mülheim. Wohnungen dort, wo seit über 200 Jahren Mülheims Friedrich-Wilhelms-Hütte produziert? Die SPD wehrt sich und zieht ein Zwangsmittel in Betracht.
Mit einem Planungsmoratorium will die SPD-Fraktion sicherstellen, dass Mülheim keine weiteren Industrieflächen verloren gehen. Im Blick dabei ist das Areal der Friedrich-Wilhelms-Hütte.
Die SPD geht mit einem diesbezüglichen Antrag in den Planungs- und Wirtschaftsausschuss: Mit ihm will sie festschreiben lassen, dass das Stadtentwicklungsprojekt „Mülheim-West“ weiter die Ansiedlung von emittierendem Gewerbe und Industrie ermöglicht. Im Projekt vereint sind die Ruhrbania-Flächen 3 und 4 von der Stadt, das Hütten-Areal sowie Grundstücke von Thyssenkrupp Schulte, Aldi Süd und RWW. Die Partner wollen zusammen eine Entwicklung brachliegender Flächen an der Ruhr vorantreiben. Zuletzt hatte die GMH (Georgsmarienhütte) Gruppe als Eigentümerin des Hütten-Areals Wohnbebauung auf ihrem Grundstück als Entwicklungsziel benannt und infrage gestellt, dass sie den Pachtvertrag mit dem Hüttenbetrieb über 2026 hinaus verlängern wird.
Mülheims OB soll vermitteln, um Zukunft der Friedrich-Wilhelms-Hütte zu sichern
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Die SPD fordert nun nicht nur einen Ausschluss von Wohnbebauung auf dem Areal, wie es zuvor schon die Ratskoalition aus CDU und Grünen beantragt hatte. Die Genossen wollen zudem „konkrete Perspektiven für den Erhalt der Friedrich-Wilhelms-Hütte am derzeitigen Standort“ gesichert sehen. Sie sehen dabei eine zentrale Rolle bei OB Marc Buchholz (CDU). Er sei gefordert, kurzfristig zwischen Grundstückseigentümerin und dem Hüttenbetrieb der Stahlguss GmbH zu vermitteln, so Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann. „Das Ende des Betriebs ist keineswegs besiegelt, wir sehen durchaus eine langfristige Perspektive für den Standort an der Ruhr“, sagt sie.
Buchholz hatte zuletzt in der Sitzung des Stadtrates auch angekündigt, Grundstückseigentümerin und Stahlguss GmbH an einen Tisch holen zu wollen – mit dem Ziel, den Hüttenbetrieb erhalten zu können. Auf Anfrage erklärte am Dienstag Stadtsprecherin Tanja Schwarze: „Wir sind schon im Gespräch.“ Details dazu werde der OB in der kommenden Ratssitzung am 13. Juni berichten.
SPD zieht in Erwägung, städtisches Vorkaufsrecht geltend zu machen für Hütten-Areal
Wenn es zwischen Betreiber und Grundstückseigentümerin zu keiner Einigung kommen sollte, soll laut SPD auf dem Gelände weiter eine industrielle Nutzung möglich bleiben. In Mülheim herrsche ein Mangel an solchen Flächen, daher wäre eine Umwandlung fatal, hieß es. „Als letztes Mittel sollte daher – wie schon beim Vallourec-Gelände – ein Vorverkaufsrecht für die Stadt in Erwägung gezogen werden“, so Wietelmann. „Wichtig ist und bleibt, dass den Beschäftigten der Hütte eine Zukunftsperspektive geboten wird.“ (sto)
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