Mülheim. Endlich geht’s weiter mit „Schön hier“. Ab 18 Uhr drängten junge Leute zum Kohlenkamp. So startete das Straßenfest in Mülheims „Wallviertel“.
Ein leckerer Vorspeisenteller steht mit dem Wein schon in der Mitte des Stehtisches. Sabina, Sandra und ihre Freunde lassen es sich schmecken. Denn es ist „schön hier“, so mitten auf dem Kohlenkamp. Darauf, dass das kleine Straßenfest in der Innenstadt wieder los gehen wird, haben beide gewartet.
Und es ist schon einiges los: Gegen 18 Uhr füllen sich die Nebenstraßen im Wallviertel spürbar, um sich zu treffen, etwas zu essen. Sabina kommt eigentlich aus Essen, „da ist mehr los“, meint sie. Trotzdem hat sie „Schön hier“ bereits im vergangenen Jahr überzeugt, am ersten Donnerstag im Monat in die Nachbarstadt zu wechseln: „Es ist ein netter, entspannter Abend. Man trifft viele Leute, die man kennt ...“
Händler sieht einen positiven Wandel in der Mülheimer Innenstadt
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Dass das Straßenfest wieder die Stärke des vergangenen Jahres erreichen wird, hoffen viele der inhabergeführten Geschäfte im Eck zwischen Kohlenkamp, Löhberg und Wallstraße. Manche wie Martin Frielingsdorf von Pogge Home Decor sieht jetzt schon einen kleinen positiven Wandel: „Heute sind doch einige zu uns reingekommen, obwohl wir diesmal keinen Stand draußen gemacht haben.“
Das Thema „Blumen und Silber“ laufe gut. Es gebe durch das Fest mehr Bewegung in der Stadt, nimmt Frielingsdorf wahr, auch Menschen von außerhalb: „Es passiert ‘was.“ Das habe sich schon vergangenes Jahr abgezeichnet, „da war ab 19 Uhr alles dicht“.
„Füchse holen sich kurz vor Schluss noch zwei Flaschen Wein“
Darauf, dass heute abend erneut 700 bis 800 Menschen in das Wallviertel drängen, ist Mitinitiator Julian Schick vorbereitet. Palettenweise Wein hat er jedenfalls geordert. Gerade eben hat eine junge Mülheimerin gleich eine Flasche Weißburgunder und zwei Gläser mitgenommen. „Das ist eigentlich normal“, sagt Schick, vor allem, wenn es voller wird, will niemand mehrfach anstehen. „Die Füchse holen kurz vor 22 Uhr noch zwei Flaschen – denn dann müssen wir Schluss machen.“
Mehr zu „Schön hier“ – unsere Fotostrecke zum Fest:
Schön hier
Für die 19-jährige Mülheimerin ist „Schön hier“ gerade der richtige Abschluss, denn sie ist just „fertig mit der Schule“. In ihrer Stadt, die ansonsten eher wenig Angebote für junge Leute hat, ist das hier „mal was Cooles“. Und der Preis für die Flasche mit Gläserpfand geht in Ordnung: 26 Euro. 18 Euro für dreieinhalb Gläser, rechnet Schick, das 0,2 Liter Glas würde ansonsten 3,50 Euro kosten.
Händler wollen Bogen schlagen von der Altstadt zum Wallviertel
Doch hier geht nicht nur Essen und Getränke. Mit einer Tanz-Area, Live-DJ, Liegestühlen, Theater von „only connect“, Trödel, französischen Hotdogs vom Schlesier haben die Händler eine abwechslungsreiche Sache auf die Beine gestellt, die Lust machen soll aufs Viertel. Auch Fotografin Stefani Ilieva setzt auf die steigend gute Stimmung der Party-People. Die lassen sich später noch besser zum launigen Fotoshooting überreden, vermutet sie: „Wir machen aber zum ersten Mal mit, ich bin gespannt“. Das Foto gibt’s übrigens umsonst, die positive Werbung für das Fotostudio Mengede beim jungen Publikum ist hingegen das Sahnehäubchen fürs eigene Geschäft.
So kalkuliert man auch nebenan, wo Lomo Monaco eigens von seiner Altstadt-Pizzeria Carmelo herunter kam, um einen Bogen zu schlagen vom Kirchenhügel zum Löhberg. „Wir wollen die Achse stärken zwischen der Altstadt und den inhabergeführten Geschäften hier.“ Der gelernte Koch steht mit seinem Wägelchen außenwirksam an der Tanzschule Ritter, die ihn angesprochen hatte. Selbstgemachte Pommes Frites mit italienischer Tomatensauce, Garnelen in Olivenöl mit eigener Aioli und „einem Baguettekanten, damit man was Festes hat“, hält Monaco ein eindrucksvolles Stück Brot hoch.
Wie gut es heute wird? Ob sich die Szene „Wallviertel“ weiter etabliert? Zumindest gibt es viel Optimismus unter den Geschäftsleuten. Sabina und Sandra haben dazu auch eine klare Einstellung: „Man kann doch nicht meckern, dass in der Stadt nichts los ist – und dann nicht hingehen.“