Mülheim. Vorleseaktion in der Stadtmitte: Mülheimer wollen nicht nur mahnen, sondern auch tolle Texte vorstellen. Wer mitmachen möchte, kann sich melden.

10. Mai 1933. In Deutschland brennen Bücher von Autorinnen und Autoren, wie etwa Erich Kästner, Anna Seghers, Bert Brecht, Kurt Tucholsky oder Heinrich Mann. „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man irgendwann auch Menschen“, sagt damals Erich Kästner, der heute Namensgeber einer Mülheimer Grundschule ist. Er sollte Recht behalten.

Auch wenn direkt in Mülheim, das damals noch kein Hochschulstandort war, am 10. Mai 1933 keine Bücher verbrannt wurden, weil die Bücherverbrennungen von NS-Studentenschaften initiiert wurden, wollen Rezitator Wolfgang Hausmann aus Heimaterde und Liedermacher Hartmut Kremer aus Stadtmitte, am Mittwoch, 10. Mai, zwischen 15 Uhr und 17.30 Uhr auf dem Synagogenplatz, erneut mit einer musikalisch begleiteten Lesung „ein Zeichen setzen für Demokratie, Freiheit und Menschenwürde, die auch heute leider gefährdet sind und deshalb aktiv verteidigt werden müssen“. So hat Wolfgang Hausmann mit Bestürzung in dieser Zeitung gelesen, dass die republikanische Regierung des US-Bundesstaates Idaho kürzlich angeordnet hat, alle Bücher aus öffentlichen Bibliotheken zu entfernen, die Homosexualität und Asexualität zum Thema haben.

Schon im vergangenen Jahr hatten die Künstler Hartmut Kremer (l.) und Wolfgang Hausmann zu einer Erinnerungsaktion auf den Mülheimer Synagogenplatz eingeladen. Nun wollen sie erneut an die Bücherverbrennung 1933 erinnern – und setzen auf die Mithilfe von Mülheimer Bürgern und Bürgerinnen.
Schon im vergangenen Jahr hatten die Künstler Hartmut Kremer (l.) und Wolfgang Hausmann zu einer Erinnerungsaktion auf den Mülheimer Synagogenplatz eingeladen. Nun wollen sie erneut an die Bücherverbrennung 1933 erinnern – und setzen auf die Mithilfe von Mülheimer Bürgern und Bürgerinnen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Hausmann: „Wer Freude daran hat und sich berufen fühlt, kann sich als Vorleser melden“

Neben Wolfgang Hausmann gehören unter anderem auch der am Löhberg ansässige Buchhändler Michael Fehst, Schauspielerin Maria Neumann und SPD-Fraktionschefin Margarete Wietelmann zu den elf Vorlesern und Vorleserinnen, die ihre Mitwirkung bereits zugesagt haben. „Wer Freude daran hat und sich dazu berufen fühlt, kann sich gerne noch als Vorleser bei mir melden“, sagt Wolfgang Hausmann.

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„Wir wollen mit unserer Lesung nicht nur mahnen und erinnern, sondern auch zeigen, dass wir es hier mit Autorinnen und Autoren zu tun haben, deren vom freiheitlichen und demokratischen Geist geprägte Texte auch Spaß machen“, sagt Hartmut Kremer. Mit seiner Gitarre und seiner Stimme wird Kremer, unterstützt von Michael Lohmann am Klavier, die Lesung musikalisch begleiten.

Werke von 130 Autoren brannten: Lesung stellt Ausschnitt der verfemten Literatur vor

„Ich freue mich darüber, dass uns die Firma Die Mülheimer mit der Bereitstellung von Pavillons und Sitzgarnituren unterstützt. So sind wir auch für den Fall gewappnet, dass es regnet“, so Hausmann. Er weist darauf hin, dass die Lesung, angesichts von 130 Autoren, deren Texte am 10. Mai 1933 von Nationalsozialisten verbrannt wurden, nur einen Ausschnitt der verfemten Literatur darstellen kann.

Wer als Vorleser oder Vorleserin an der Veranstaltung am 10. Mai auf dem Synagogenplatz teilnehmen möchte oder weitere Infos wünscht, erreicht Wolfgang Hausmann via .