Mülheim. . Was 2009 mit 80 Studierenden beginnt, entwickelt sich in zehn Jahren zur großen Nummer. Über 6000 Menschen lernen heute in Mülheim und Bottrop.

Es gibt Hochschulen in Deutschland, die sind mehrere Jahrhunderte alt. Allen voran die 1386 gegründete „Ruperto Carola“, bekannt als Universität Heidelberg. Gegen solche Zahlen wirken die zehn Jahre der Hochschule Ruhr West fast niedlich. Und doch: Was in Mülheim und Bottrop im vergangenen Jahrzehnt auf die Beine gestellt wurde, ist mehr als beeindruckend.

Am Anfang der spannenden Geschichte steht am 20. September 2007 der Beschluss des Stadtrates, es mit der Bewerbung um eine Fachhochschule tatsächlich zu versuchen. 2008 werden die Pläne konkret; im Juli schließt sich Bottrop als zweiter möglicher Standort dem Vorhaben an. Im August geht die Bewerbungsschrift ans Innovationsministerium NRW, das sich den Ausbau der Fachhochschullandschaft auf die Fahnen geschrieben hat. Ende 2008 steht tatsächlich fest: Mülheim wird Hochschul-Stadt!

Vier Professoren reichen anfangs aus

Zum Gründungspräsidenten ernannt wird Prof. Dr. Eberhard Menzel, zum

Mit ihnen beginnt es: Eberhard Menzel und Helmut Köstermenke (r.).
Mit ihnen beginnt es: Eberhard Menzel und Helmut Köstermenke (r.). © Andreas Köhring

Vizepräsidenten Helmut Köstermenke. Anfang Mai 2009, vor zehn Jahren, wird die Sache hochoffiziell: Die Hochschule Ruhr West (HRW) mit den Schwerpunkten Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wird geboren.

Die Erfolgsgeschichte nimmt ihren Lauf. Im September 2009 entstehen die ersten beiden Institute, für Maschinenbau sowie Energiesysteme und -wirtschaft. Das erste Semester startet mit 80 Studenten. Vier Professoren, zehn Lehrbeauftragte, elf Beschäftigte im Servicebereich reichen anfangs aus. Doch sei sie auch noch so klein – das Interesse an der neuen Hochschule ist groß. Weitere Institute kommen hinzu, neue Studiengänge. Immer mehr Erstsemester zieht es an die Ruhr und mit ihnen weitere Beschäftigte für Lehre, Forschung, Verwaltung.

Markus Rübesam ist der erste Absolvent

Am 6. September 2012 vermeldet die HRW ihren ersten Absolventen: Markus Rübesam hat den Masterstudiengang Modellierung Technischer Systeme abgeschlossen. Im März 2013 folgen die ersten Bachelorabsolventen: die Maschinenbau-Studenten Sascha Barde, Niklas Häuser und Mike Grossek.

In den Folgejahren entstehen in Mülheim und Bottrop hochmoderne Campus-Neubauten. Im Februar 2016 zieht die HRW nach Broich. Zum bunten Eröffnungsfest kommen mehr als 20.000 Menschen.

Zuvor, im Frühjahr 2015, hat es an der Spitze einen Wechsel gegeben: Auf Prof. Menzel folgte Prof. Dr.-Ing. Gudrun Stockmanns als Präsidentin. Mittlerweile, seit Herbst 2018, leitet Prof. Dr.-Ing. Susanne Staude die Amtsgeschäfte, Seite an Seite mit Prof. Dr. Oliver Koch und Kanzler Köstermenke. Die Hochschule begeistert auch sie, und so hat Staude entschieden, sich offiziell ums Amt der Präsidentin zu bewerben. Voraussichtlich 2020 fällt die Entscheidung, wer neue(r) Chef(in) wird.

Aktuell studieren in Mülheim knapp 5000 Menschen

Aktuell studieren rund 6500 Menschen an der HRW, knapp 5000 davon in Mülheim. Staude freut’s, zumal die HRW „nicht nur in Quantität, sondern auch in Qualität gewachsen“ sei. „Es geht nicht nur ums Großsein, sondern auch ums Gutmachen.“ Dass die HRW vieles richtig mache, zeige sich etwa daran, „dass unsere Absolventen problemlos Jobs finden, dass die Zahl der Forschungskooperationen zunimmt, dass wir auch bei den Drittmitteln rasant Fahrt aufgenommen haben und dass der Kontakt zur Bevölkerung zusehends enger wird“.

Prof. Susanne Staude leitet aktuell die Amtsgeschäfte; sie hofft, 2020 zur Präsidentin der Hochschule Ruhr West gewählt zu werden.
Prof. Susanne Staude leitet aktuell die Amtsgeschäfte; sie hofft, 2020 zur Präsidentin der Hochschule Ruhr West gewählt zu werden. © Tamara Ramos

Die Beliebtheit der Hochschule habe auch damit zu tun, dass man „von Beginn an auf die richtigen fachlichen Themen gesetzt“ habe. Das sei gelungen, weil man von jeher „den Schulterschluss mit Unternehmen“ gesucht habe. „Die haben das fachliche Profil der HRW mitgeprägt und so bilden wir nun aus, was wirklich gesucht wird.“ Auch mit Stadt und Schulen sei man eng verzahnt. Und dann seien natürlich auch die HRW-Beschäftigten Teil des Erfolgsgeheimnisses: „Bei uns arbeiten viele Menschen mit Elan. Menschen, die Lust darauf haben, die Hochschule voranzubringen.“

Und so sei man längst über die ursprünglich angepeilten 4500 Studierenden hinaus gewachsen. Langfristig hoffe man, sich bei insgesamt 7000 bis 7500 Studenten einzupendeln. „Das wäre eine gute Größe für die Stadt.“ Mit den vorhandenen Gebäuden allerdings werde es knapp: „Die Hochschule ist jetzt schon richtig voll.“ Für den Standort Bottrop habe man konkrete Ideen für Räumlichkeiten. In Mülheim indes ist man noch nicht so weit: „Wir untersuchen das gerade näher, müssen dem Land auch dokumentieren, welchen Bedarf wir tatsächlich haben.“ Erst dann könne man sehen, wie sich eine Erweiterung umsetzen ließe.

>> GEBURTSTAGSFEIER IM JUNI

Am Samstag, 15. Juni, von 11 bis 17 Uhr öffnet die HRW auf dem Campus an der Duisburger Straße 100 ihre Türen für interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Geplant sind Vorträge, Vorführungen und Mitmach-Stationen zum Experimentieren, Mitforschen und Zuschauen. Besucher, ob jung oder alt, sollen erleben, was Studium und Forschung an der HRW so besonders macht.