Der Tag der Verhaftung der Geschwister Hans und Sophie Scholl jährt sich zum 75. Mal. Wie Mülheim an die NS-Verfolgung erinnert.

Am 17. März 1992 fand eine Blüte der „Weißen Rose“ den Weg nach Mülheim an der Ruhr. Blumig gesprochen. An diesem Tag wurde einem Weg im damaligen Baugebiet Saarner Kuppe II der Name „Sophie-Scholl-Straße“ gegeben. Seither erinnert das Straßenschild an die Widerstandskämpferin, die am 22. Februar 1943 in München wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung“ von Henkern des nationalsozialistischen Regimes getötet wurde. Vier Tage zuvor wurden Sophie und ihr Bruder Hans von der Gestapo verhaftet, zum Tode verurteilt und nur wenige Stunden später ermordet – damit war das Ende der „Weißen Rose“ besiegelt. Eine Gruppe, die sich im Juni 1942 um Hans Scholl und seinen Schulfreund Alexander Schmorell gründete und vor allem mit der Verteilung von Flugblättern ein Umdenken bei den Bürgern bewirken wollte. Der Tag der Verhaftung in der Münchner Universität, als das Geschwisterpaar Scholl im Gebäude das sechste und letzte Flugblatt austeilte, und die damit verbundene Auflösung der „Weißen Rose“ jähren sich am Sonntag zum 75. Mal. Zahlreiche Veranstaltungen – allesamt in München – erinnern in diesen Tagen an die Widerstandskämpfer. Verbindungen von Mitgliedern der „Weißen Rose“ nach Mülheim konnten bis heute nicht nachgewiesen werden.

Der Widerstand anderer antifaschistischer Aktivisten im Stadtgebiet ist allerdings ausführlich dokumentiert. Eine von der Mülheimer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) überarbeitete Ausstellung unter dem Namen „1933 bis 1945 – Widerstand und Verfolgung in Mülheim an der Ruhr“ wanderte seit ihrer Eröffnung im Oktober 2013 quer durch verschiedene Institutionen der Stadt (siehe Stadtteilseite).

Außerdem gibt es im gesamten Stadtgebiet seit 2004 die bundesweit bekannten Stolpersteine. Kleine quadratische Betonflächen mit glänzenden Messingplatten auf der Oberfläche, die an Bürger erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet wurden, und vor dem letzten freiwilligen Wohnort der Getöteten in den Weg integriert werden. In Mülheim lassen sich insgesamt 142 solcher Steine finden. Es sollen in den nächsten Jahren noch mehr werden. In unregelmäßigen Abständen erforschen Mülheimer Schulklassen und Stadtarchivare weitere Lebensläufe von NS-Mordopfern. So wird die Erinnerung als Mahnung lebendig gehalten. Wie zu Beginn des ersten Flugblatts, das Hans Scholl und Alexander Schmorell im Juni 1942 verfassten: „Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique ,regieren’ zu lassen.“