Mülheim. Auch starker Regen hielt ein Vivawest-Team nicht davon ab, Mülheims Wald etwas Gutes zu tun: 30 Kollegen setzten klimastabile Bäume. Ihre Gründe.

Gummistiefel, Regenjacke, Spaten: So erscheinen am Donnerstag rund 30 Vivawest-Mitarbeiter zur Arbeit. Viele von ihnen sitzen für gewöhnlich im klassisch-seriösen Dress am Schreibtisch. Doch der Auftrag, den sie an diesem Tag zu erfüllen haben, schreit nach robuster Kleidung: 300 Eichen und 100 Hainbuchen sollen sie im Mülheimer Wald pflanzen. Dass es bei dabei immer wieder wie aus Kübeln gießt, tut der Stimmung keinen Abbruch. Das Ziel ist klar: Bis Ende 2023 will das Wohnungsunternehmen, das in Mülheim knapp 1400 Wohnungen bewirtschaftet, 15.000 Bäumchen in Selbeck setzen.

Mandy Duesing aus der Personalabteilung wollte unbedingt Teil der Aktion sein, bewarb sich beim begehrten Projekt und hatte Glück bei der Auslosung. Das Wühlen in der Erde ist eine schöne Abwechslung. Der 30-Jährigen geht es aber auch noch um anderes: Sie arbeitet eng mit Azubis zusammen und macht sich Gedanken um die Zukunft der jungen Menschen. „Mein Team will sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Und alles fördern, was für die Azubis wichtig – und auch für andere Kinder und Enkelkinder.“

„Ich habe Kinder und möchte etwas für nachfolgende Generationen tun“

Auch Marius Krysinski (44) pflanzt ein Bäumchen nach dem nächsten, „weil ich Kinder habe und was für nachfolgende Generationen tun möchte“. Jens Pastrik, mit dem Krysinski im RHZ-Handwerkszentrum von Vivawest zusammenarbeitet, „mag einfach gern Grün“. Der 50-Jährige liebt das Werkeln im eigenen Garten. „An Holz bin ich aber auch interessiert, weil ich einen Kachelofen habe“, räumt er grinsend ein.

Klimaförster Jan Borchert (l.) zeigt auch Vivawest-Pressesprecher Jens Rospek, wie man die zarten Pflanzen richtig in den Boden einbringt.
Klimaförster Jan Borchert (l.) zeigt auch Vivawest-Pressesprecher Jens Rospek, wie man die zarten Pflanzen richtig in den Boden einbringt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Angeleitet werden die fleißigen Gelegenheitsgärtner an diesem Tag von Klimaförster Jan Borchert. Der 35-Jährige ist Gründer der Firma „Planted“ in Köln, die Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit berät. Schon 2022 war er mit Vivawest im Selbecker Wald zugange: 10.000 der versprochenen 15.000 Setzlinge wurden bereits damals ausgebracht, zu einem kleinen Teil von engagierten Mitarbeitern des Konzerns, zu einem wesentlich größeren aber von Borchert selbst und einem Team aus Förstern und Arbeitern des Waldeigentümers, der Gräflich von Spee´schen Forstbetriebe.

In der Natur kommen auf einen Quadratmeter Boden zehn Pflanzen: Nicht alle überleben

Borchert und die anderen Männer mit Jacken in grellen Farben haben vorab erste Löcher für die Mini-Eichen und Mini-Hainbuchen geschaufelt und den Erdboden mit bunten Markierungen für weitere Gruben versehen. Einige Teilnehmer wundern sich, dass die Bäume so dicht nebeneinander stehen sollen: „Das ist doch zu eng.“ Borchert aber erklärt: „In der Natur ist es viel enger; da kommen auf einen Quadratmeter durchschnittlich zehn Pflanzen.“

Längst nicht alle überleben: „Eine verfault, eine ist fürs Eichhörnchen, eine fürs Wildschwein. . . und wenn sie größer sind, knabbert vielleicht noch ein Reh daran.“ Am Ende kämen vielleicht zwei der zehn Bäume durch und reckten sich später groß und stark in den Himmel.

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Das Vivawest-Team lernt, dass die Wurzeln der jetzt noch zarten Gewächse Spiel in ihrem Pflanzloch brauchen. Und dass sie nicht einfach mit Schmackes auf den Boden gedrückt werden dürfen. Borchert versenkt routiniert eines der 400 „klimastabilen“ Bäumchen im Erdreich. Ausgewählt hat er die Hainbuchen und Eichen, „weil sie tief wurzeln“. Im immer trockeneren Sommer erreichten sich auch noch Wasser in tiefen Schichten, im immer stürmischeren Winter hielten sie auch heftigeren Böen stand.

Der Klimawandel ist ursächlich dafür, dass der Selbecker Wald an vielen Stellen kahl ist

Der Klimawandel also ist ursächlich für die Auswahl der Baum-Sorten. Er ist auch Grund dafür, dass die Flächen im Wald unweit der Autobahn, die nun durch die Vivawest-Spende aufgeforstet werden, überhaupt kahl geworden sind: „Die Bäume, die dort früher standen, sind größtenteils vertrocknet oder in geschwächtem Zustand dem Sturm zum Opfer gefallen“, so der Klimaförster. Schon seit 2004 gebe es zu wenig Niederschlag und seit 2018 sei es noch einmal deutlich weniger.

Auch der übelste Regen bremste den Tatendrang der Vivawest-Mitarbeiter nicht aus: Nach rund anderthalb Stunden war Mülheims Wald um 400 Bäume reicher.
Auch der übelste Regen bremste den Tatendrang der Vivawest-Mitarbeiter nicht aus: Nach rund anderthalb Stunden war Mülheims Wald um 400 Bäume reicher. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dass es just in diesem Moment erneut anfängt zu prasseln, findet er wunderbar: „Das ist gut für unsere Bäumchen.“ Ihre Wurzeln könnten so „einschlämmen“, würden also von dem triefend nassen, matschigen Waldboden Stück für Stück umschlungen.

Für jeden Mietvertrag, der digital abgeschlossen wird, spendet Vivawest einen Baum

Für jeden Mietvertrag, der nicht mehr klassisch auf Papier, sondern nur noch digital niedergeschrieben wird, spendet Vivawest einen Baum. 2022 seien bereits 83,8 Prozent aller Verträge so abgeschlossen worden, sagt Pressesprecher Jens Rospek – da komme also schon was zusammen. Der 37-Jährige weist am Rande auch auf andere Klimabemühungen des Unternehmens hin: „Wir haben in NRW rund 120.000 Wohnungen und die müssen alle bis 2045 klimaneutral sein.“ In Neubauten setze man bereits auf Energieeffizienz. Das „sehr viel größere Thema“ sei der Altbestand: „Der muss komplett energetisch modernisiert werden.“ Heizungen müssten überarbeitet, ebenso Fenster, Türen, Dämmungen. . .

Dass Mülheim in den Genuss der 15.000 Setzlinge kommt, begründet Rospek übrigens damit, dass das Kerngeschäft von Vivawest in den Städten des westlichen Ruhrgebiets liegt – und Selbeck eben mittendrin.