Mülheim. Zehn Prozent seiner Grünfläche will Mülheim in artenreiche Wildwiesenflächen aufwerten. Nicht nur fehlendes Geld erschwert die Ausweitung.

Dass artenreiche Wiesenflächen und nicht etwa sattgrüner Golfrasen für das Klima und mehr noch für Insekten eine überlebenswichtige Rolle spielen, ist politisch in Mülheim erkannt. In der Bezirksvertretung I fordert die SPD nun ein Konzept für „Blühstreifen und Gehölzinseln“ im Stadtbezirk. Und musste mit einiger Verblüffung erfahren: Das gibt es schon. Wo die Stadt solche Anlagen geplant und auch schon umgesetzt hat.

Herumgesprochen hat es sich offenbar kaum: Doch schon Ende 2019 hatte der Rat auch mit Stimme der SPD beschlossen, dass zehn Prozent seiner städtischen Grünflächen auf eine Wildwiesenpflege umgestellt werden soll. Das Konzept erstellte die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet. Zusammengefasst sind es rund 100.000 Quadratmeter, die an sechs Ecken in der Stadt sowie auf Friedhöfen eigens angelegt werden müssen.

Aufwertung Mülheimer Grünanlagen kostet wenigstens 16.000 Euro

Denn so „wild“ wie der Name andeutet sind die Wiesen nicht – zumindest, was den „Wildwuchs“ anbelangt, setzen sich diese eher schlecht durch. Was zum einen an den Böden liegt, die in Parkanlagen allzu oft „fett“, das heißt, nährstoffreich sind. Ein zu häufiger Rasenschnitt, bei dem der Schnitt liegen bleibt, und auch Hundekot reichern die Böden weiter an, auf denen viele der eigentlich wertvollen Wiesenkräuter nicht angehen.

Zum anderen sind einige ihrer Samen ausgesprochene Sofakartoffeln – oder biologisch gesprochen „nur wenig flugfähig“, weshalb sich Wildwiesen vergleichsweise weniger stark ausbreiten.

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Die Aufwertung ihres Grüns lässt sich die Stadt auch etwas kosten: Rund 9000 Euro kostet die Einsaat von 29.758 qm auf den Grünanlagen Radstubenweg (Heißen) und Kluse (Altstadt, 27.147 qm) im Bezirk I. Zusammen mit den Teilflächen am Raffelbergpark (21.712 qm), Denkhauser Höfe (4544 qm), Mellinghofer Straße/Mühlenstraße (2771 qm) und Lierberg-Park (3682 qm) werden rund 16.560 Euro fällig.

Für weitere Flächen fehlt derzeit aber Geld und Personal

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Umgesetzt ist im Gebiet der BV1 die Grünanlage Radstubenweg. Für die Grünanlage Priesters Hof/Kluse werden zurzeit Angebote eingeholt, teilt Sylvia Waage, Leiterin des Grünflächenmanagements, mit. Darüber hinaus wurden bereits Rasenflächen auf dem Friedhof Heißen und auf dem Hauptfriedhof in Wiesenflächen umgewandelt.

Auch das Forstamt betreut einige wenige Wiesen im Witthausbusch, am Kahlenberghang sowie in Holthausen. Diese würden zum Picknicken und Spielen genutzt. Teilflächen aber blieben ungemäht, dort entwickeln sich Wildkräuter. Ohne die Pflege – die Mahd erfolgt zwei Mal im Jahr – würden diese sich wieder in Wald wandeln und somit der Lebensraum „Wiese“ verloren gehen. Grundsätzlich wolle man das Konzept auf weitere Flächen im Stadtgebiet ausweiten, so Waage. Allerdings fehle für weitere Konzepte zur Errichtung von Blühstreifen und Gehölzinseln nach wie vor das Geld und das Personal.