Mülheim. In Mülheim haben 2022 rund 2000 Bürger Wohngeld empfangen. Bis Februar 2023 wuchs die Zahl rasant. Wie wird es beantragt? Wer hat einen Anspruch?

In Mülheim profitierten im Jahr 2022 Tausende vom Wohngeld, im laufenden Jahr ist die Zahl der Anträge schon jetzt deutlich gestiegen. Die Wohngeld-Reform nützt offensichtlich vielen Mülheimerinnen und Mülheimern in Zeiten der Inflation.

In Mülheim haben im Jahr 2022 rund 2000 Bürger Wohngeld empfangen. Im Februar 2023 betrug die Anzahl der Wohngeldbezieher bereits 2795. Zuständig für das Wohngeld in Mülheim ist die Wohngeldstelle an der Ruhrstraße 1. Dort liegen bereits 400 weitere Anträge zur Bearbeitung, der Antragszugang sei nach wie vor hoch, berichtete Sozialdezernentin Daniela Grobe für den Sozialausschuss. Um diesen Andrang bewältigen zu können, sei das Personal aufgestockt worden, dadurch könne die Bearbeitungszeit von acht Wochen gehalten werden.

Stadt Mülheim verspricht trotz Bearbeitungszeit: Ansprüche gehen nicht verloren

Mülheims Sozialamtsleiter Thomas Konietzka
Mülheims Sozialamtsleiter Thomas Konietzka © Walter Schernstein | Walter Schernstein

Die hohe Zahl an Anträgen liegt laut Sozialamtsleiter Thomas Konietzka unter anderem daran, dass nun mehr Personen berechtigt sind, Wohngeld zu beantragen. Auch andere Städte seien von vermehrten Anträgen betroffen. In Mülheim gebe es jedoch kein Chaos und die Mitarbeitenden hätten die Situation im Griff, lobte Sascha Jurczyk (SPD), Vorsitzender des Ausschusses.

Trotz der zum Teil langen Bearbeitungszeit der Anträge bestehe kein Grund zur Sorge, dass Ansprüche verloren gehen, verspricht die Stadtverwaltung auf ihrer Homepage. Denn die Berechnung des Wohngeldes erfolge ab dem Eingangsdatum. Das neue Wohngeld könne zwar seit dem 1. Januar beantragt werden, es werde jedoch erst im April ausgezahlt.

Welche Mülheimer Bürger Anspruch auf Wohngeld haben

„Die ersten Bescheide kommen jetzt erst“, sagt auch Gabi Spitmann vom Arbeitslosenzentrum Malz. Bis dahin erhielten Bürgerinnen und Bürger das Wohngeld nach den alten Berechnungen: „Es geht jetzt erst los“, so Spitmann. Sie stellt aber auch fest, dass die Wohngeldstelle schon vorher völlig überlastet gewesen sei. Unter diesen Umständen rechnet sie selbst eher mit einer Bearbeitungszeit von etwa vier Monaten.

Um Wohngeld zu erhalten, muss man selbst aktiv werden und einen Antrag stellen. Die Empfehlung: Wer wenig Einkommen hat, sollte seinen Anspruch auf Wohngeld überprüfen lassen. Bezieher von Transferleistungen (wie etwa Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung) haben im Normalfall keinen Anspruch auf die staatliche Unterstützung.

Wohngelderhöhung um 190 auf 370 Euro im Monat

Die Höhe der Zahlung ist dabei abhängig vom Einkommen, der Höhe der Miete, der Anzahl der Haushaltsmitglieder sowie der Mietstufe der jeweiligen Stadt. Unter wohngeldrechner.nrw.de kann die Höhe des Wohngelds unverbindlich berechnet werden. Dafür muss unter anderem die Mietstufe angegeben werden, für Mülheim ist es Stufe IV. Direkt nach der Auswertung kann auf der Seite ein Antrag heruntergeladen und ausgefüllt an die Mülheimer Wohngeldstelle gesandt werden.

Aufgrund der aktuellen Situation mit Energiepreis-Explosion und Inflation hat die Bundesregierung das Wohngeld im Januar erhöht, durchschnittlich sollen es laut Bundesministerium 190 Euro mehr sein, so dass ein Musterhaushalt auf etwa 370 Euro Wohngeld im Monat kommt. Zusätzlich sind nun mehr Personen berechtigt, Wohngeld zu bekommen, da die Einkommensgrenzen nach oben korrigiert wurden. Laut einer Schätzung des Bundes können nun rund zwei Millionen Menschen Wohngeld beziehen. Die Leistungen des Wohngelds werden dabei jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert.

Wer zuvor schon Wohngeld bezogen hat, muss keinen neuen Antrag stellen

Im Wohngeld Plus ist eine dauerhafte Heizkomponente enthalten, die Bürger bei den Heizkosten entlasten soll. Die Höhe des Zuschlags ist dabei abhängig von der jeweiligen Anzahl der Haushaltsmitglieder. Im Schnitt bekommen Bezieher 1,20 Euro je Quadratmeter mehr Wohngeld. Eine Klimakomponente soll höhere Mieten nach Sanierungen oder in energieeffizienten Neubauten abfedern. Das Wohngeld wird regelmäßig alle zwei Jahre an die Miet- und Einkommensentwicklung angepasst.

Das Wohngeld wird entweder als Miet- oder Lastenzuschuss gezahlt. Mieter bekommen einen Mietzuschuss, während Eigentümer von selbst genutztem Wohnraum einen Lastenzuschuss erhalten. Haushalte mit Kindern unter 25 Jahren, die Wohngeld beziehen, haben zusätzlich einen Anspruch auf Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket. Haushalte, die bereits Wohngeld erhalten, bekommen das „Wohngeld Plus“ automatisch ohne zusätzlichen Antrag. Das Wohngeld wird für zwölf Monate bewilligt, in Einzelfällen gar für bis zu 24 Monate.

Allgemeine Informationen gibt die städtische Wohngeldstelle unter 0208 455-5062 und 0208 455-5945.

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