Mülheim. Er verdient kaum genug, um seine Familie zu ernähren. Jetzt will ein Mülheimer Verwandte in Syrien unterstützen, die unter dem Erdbeben leiden.

Für seine vierköpfige Familie mit seinem Gehalt über die Runden zu kommen, sei es ein täglicher Kampf, sagt Mohammed E., zum Ende des Monats werde es mehr als knapp. Jetzt braucht der Vater von zwei Jungs auch noch Geld, weil er seinem Onkel in Syrien helfen will, der mit seinen vier Kindern nach dem Erdbeben auf der Straße lebt. Weil die finanzielle Belastung für die junge Mülheimer Familie groß ist, greifen wir ihr mit unserer Benefiz-Aktion Jolanthe unter die Arme.

Dass sein großer Sohn jetzt trocken ist, keine Windeln mehr braucht, war Grund zur Freude in der Familie von Mohammed E. Der kleine Mülheimer, der im Mai drei Jahre alt wird, bekam viel Lob von seinen Eltern. Doch die Freude war nicht nur deshalb groß, weil das Kleinkind damit einen entscheidenden Schritt auf seinem Lebensweg gegangen ist, sondern schlicht auch, weil es der Familie viel Geld spart, wenn sie nicht für zwei kleine Kinder Windeln und Feuchttücher kaufen muss. Denn der Verdienst von Mohammed E. reicht kaum aus, um seine vierköpfige Familie zu ernähren.

Zweifacher Vater fand Job über Zeitarbeitsfirma – unter zweifelhaften Bedingungen

Dabei hat er doch jetzt einen Job, schafft es damit, von den Sozialleistungen nahezu vollständig wegzukommen, nachdem er über Jahre sogenannter Aufstocker war, sein Gehalt aus seinen Beschäftigungen – zumeist als Möbelpacker – um knapp 130 Euro pro Monat bezuschusst wurde, damit die Familie wenigstens mit einer Summe auf Höhe des Existenzminimums haushalten konnte. Jetzt ist der Vater zweier Jungs bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt, fährt auf einem Werksgelände in Mülheim riesige Lkw mit tonnenschweren Rohren.

Sein Plan vom Berufsleben war eigentlich ein anderer. „Ich bin staatlich anerkannter Sozialarbeiter, habe am Berufskolleg dazu eine schulische Ausbildung gemacht“, erinnert sich der Mülheimer zurück. „Mein Traum war es, mit behinderten Kindern zu arbeiten. Das stand spätestens fest, nachdem ich meinen Zivildienst an der Rembergschule gemacht habe.“

Mülheimer mit syrischen Wurzeln ist Sozialarbeiter, fand aber keine Anstellung

Doch mit der schulischen Ausbildung fand er damals keine Anstellung, hätte noch studieren müssen, musste aber letztlich Geld verdienen – das klappt einige Jahre als Möbelpacker. Jetzt aber macht sein Rücken nicht mehr mit, erzählt Mohammed E.: „Ich hab früher Tresore und Klaviere geschleppt und zusätzlich den Lkw gefahren, weil ich einen entsprechenden Führerschein habe.“ Seitdem die Bandscheibenvorfälle ihn plagen, ist an solch eine Arbeit nicht mehr zu denken.

Das Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz) berät Menschen, die ihren Job verloren haben oder die von Arbeitslosigkeit bedroht sind.
Das Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz) berät Menschen, die ihren Job verloren haben oder die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Also bewarb er sich als Lkw-Fahrer, fand aber im Umkreis keine Stelle, die aus seiner Sicht gut genug bezahlt war. Bei der Zeitarbeitsfirma verdient er nun knapp 13 Euro brutto pro Stunde und erhält zusätzlich knapp 4 Euro als Sondervergütung. Die allerdings erhält er nicht, solange er nicht krank wird. Zudem muss er Stunden auf seinem Arbeitskonto aufbauen für den Fall, dass die Firma ihn nicht mehr einsetzen kann, sei es durch mangelnde Aufträge oder weil die Arbeitskraft krankheitsbedingt ausfällt. „Gängige Praxis“, ordnet Gabi Spitmann, Beraterin im Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz), ein, die Mohammed E. betreut.

34 Jahre alt ist der Mann mit den fröhlichen Augen und dem dunklen Bart gerade geworden, mit acht Monaten war er nach Deutschland gekommen. Sein Vater stammte aus einem syrischen Dorf, das in der Region liegt, die jetzt dem Erdbeben gleichgemacht wurde. „Das Land war eh schon kaputt vom Krieg, jetzt aber steht da kein Stein mehr auf dem anderen“, weiß Mohammed E. aus Telefonaten mit seinen Verwandten. „Mein Onkel und meine Tante leben seit dem Erdbeben mit ihren vier Kindern, die zwischen sechs und 13 Jahre alt sind, jetzt auf der Straße in einem Zelt, es ist bitterkalt.“ Um seinen Angehörigen zu helfen, kratzen Mohammed E. und seine Frau die letzten Cents zusammen, leihen sich noch Geld und schicken es nach Syrien. „Kauf Dir erstmal einen Generator, hab ich zu meinem Onkel gesagt“, schildert der 34-Jährige seinen Versuch zu helfen.

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Dabei wird das Geld bei ihm zu Hause „in der dritten Woche des Monats richtig knapp: Die Windeln, die Feuchttücher und die Milch für das Baby.“ Dann seinen noch 60, 70 Euro da, „obwohl wir alles am Anfang des Monats planen, meine Frau ist da sehr akribisch, wir kaufen das allermeiste, wenn es im Angebot ist.“ Mit seinen Jungs geht er auf den Spielplatz an der Ruhr, mehr sei nicht drin – Ausflüge? Ein Zoobesuch? „Zu teuer.“ Liebend gern würde er seiner Frau den größten Wunsch erfüllen: endlich einmal in Urlaub fahren. Noch nicht mal Flitterwochen hätten sie gemacht. In ruhigen Moment frage er sich, gesteht Mohammed E., was er anders machen könnte. „Ich zerbreche mir den Kopf, wie es finanziell besser laufen könnte, denn ich kloppe doch schon Stunden.“

Benefiz-Aktion Jolanthe unterstützt junge Familie mit einem Zuschuss

Gabi Spitmann, die Beraterin im Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz), mit dem zusammen unsere Jolanthe-Aktion in diesem Jahr bedürftige Mülheimerinnen und Mülheimer unterstützte, die beim Malz bekannt und in der Beratung sind, bestätigt, dass Mohammed E. nichts unversucht lässt, um seiner Familie eine bessere Perspektive zu verschaffen. Der nächste Schritt dazu ist eingeleitet. Mit Hilfe von Beraterin Spitmann hat der 34-Jährige Wohngeld beantragt. „Das wird voraussichtlich in etwa die Summe kompensieren, die er nicht mehr bekommt, seitdem er nicht mehr aufstockt, zwischen 130 und 150 Euro im Monat“, schildert Spitmann, die aber auch weiß, dass die Familie auf den Zuschuss des Wohngeldamtes noch eine ganze Zeit lang wird warten müssen: „Die Bearbeitungszeit liegt aktuell bei vier Monaten.“

Damit Mohammed E. und seine Frau die Zeit überbrücken können, bis sie endlich Wohngeld bekommen, und zudem den Verwandten in Syrien helfen können, unterstützt unsere Jolanthe-Benefiz-Aktion die junge Familie mit einem finanziellen Zuschuss. Möglich wird das durch die enorme Spendenbereitschaft unserer Leserinnen und Leser, denen großer Dank gebührt.

Mitmachen bei der Spendenaktion der Mülheimer Redaktion:

Bedürftigen Mülheimerinnen und Mülheimern wollen wir mit unserer Jolanthe-Benefizaktion helfen. Der Erlös kommt in Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz) Menschen zugute, die dort in der Beratung sind und deren Hilfsbedürftigkeit bekannt ist.Jolanthe-Konto: DE05 3625 0000 0175 0342 77, Sparkasse Mülheim. Wir berichten sukzessive über Menschen, die von den Spenden profitieren.