Mülheim. Eine weitere neue Lösung fürs autobelastete Mülheimer Südviertel präsentieren Politik und Stadt: Es könnte eine endlose Geschichte werden.

Die Schulnote Vier minus erteilten Anwohner des Südviertels der Politik und Verwaltung in einer Umfrage für die jahrelange Flickschusterei beim Bewohnerparken. Denn ihr Konzept, das den Bewohnern im autobelasteten Viertel eine bessere Parksituation bescheren sollte, hatte im vergangenen Jahr nur wenig Verbesserung erzielen können. Gleichzeitig murrten Anwohner der Nachbarstraßen, wo in der Folge der Parkdruck stieg. Nachsitzen war deshalb vonnöten. Nun will man das Bewohnerparken sogar auf weitere Straßenzüge ausweiten. Das könnte eine endlose Geschichte werden.

In der Bezirksvertretung stellte die Verwaltung folglich den neusten Ansatz vor. Zukünftig soll jeder Anwohner im Viertel zwischen Muhrenkamp und Paul-Essers-Straße mit seinem Ausweis überall parken können, so lange er möchte. Also auch dort, wo zuvor ausschließlich eine Parkscheibenregelung galt.

Bewohnerparken in Mülheims Südviertel nun überall

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Denn das bisherige Bewohnerparken hatte Tücken: So waren die Straßen von 9 bis 18 Uhr jeweils nur halbseitig für Anwohner mit einem kostenpflichtigen Ausweis reserviert, auf der anderen Straßenseite parkten bislang alle anderen kostenfrei mit einer Parkscheibe für zwei Stunden. Es konnte also passieren, dass mancher einige Straßen weit laufen musste, weil ausgerechnet in seiner Straße alle Plätze der Anwohnerhälfte zugeparkt waren. An der Leibnizstraße und im innenstadtnahen Bereich der Von-Bock-Straße etwa hatte die Unterteilung in Bewohnerparken und Parkscheibenregelung zu noch mehr Auslastung geführt.

Was den Parkdruck in der noch geltenden Regelung verschärfte: Die Stadt hatte die Anzahl der reinen Bewohnerplätze auf 253 eingefroren und hingegen weitere 257 unter besagte Parkscheibenregelung gesetzt, obwohl von Anfang an klar war, dass es deutlich mehr zugelassene Fahrzeuge – rund 820 – im Viertel gibt. Im Jahr 2022 hatten rund 559 einen Bewohnerparkausweis angemeldet, mehr als doppelt so viele, wie Parkplätze ausgewiesen waren.

Was bringt die neue Regelung für das Mülheimer Quartier?

Was also bringt die neue Regelung? Den Parkdruck dürfte sie zunächst dadurch lindern, dass die ursprünglich strengen Zonen aufgebrochen und jene 257 Stellplätze nun für Anwohner mit Ausweis unbegrenzt nutzbar werden. Mancher Anwohner erhofft sich davon eine Verbesserung: „Noch vor dem Bewohnerparken galt das Windhundprinzip – wer zuerst ankommt, gewinnt“, heißt es.

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Doch die Aufgabe von reservierten Flächen bedeutet umgekehrt genauso: Jeder Autofahrer mit Parkscheibe kann sein Fahrzeug ebenfalls auf die vormaligen Anwohnerplätze stellen. Um die ,guten’, weil innenstadt- oder forumnahen Plätze wird damit wohl weiterhin konkurriert.

Für die Verwaltung ergibt sich daher durch den neuen Ansatz an solchen Stellen nicht notwendigerweise eine Verbesserung. Und für die Parkplatzsituation nach 18 Uhr soll das Park-Konzept ohnehin so gut wie keine Entlastung gebracht haben. Nach ihren aktuellen Zählungen waren zu dieser Zeit „die meisten Straßen nahezu voll ausgelastet, teilweise waren noch einzelne Stellplätze frei“. Daran rüttelt das neuste Konzept ebenso wenig. Dennoch beugte sich die Verwaltung jetzt dem Druck der Politik.

Parkdruck wächst in anderen Vierteln Mülheims

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Und auch in einer weiteren Sache zieht die Verwaltung mit: Nun sollen auch die östliche Seite der Kaiserstraße, zwischen Muhrenkamp und Paul-Essers-Straße, sowie die Leibnizstraße und Von-Bock-Straße, im Abschnitt Dickswall bis Adolfstraße, in die Bewohnerparkzone einbezogen werden. Denn auf die dortigen kostenlosen Plätze wichen etliche aus, um der Parkscheibenregelung oder dem kostenpflichtigen Bewohnerparkausweis zu entgehen.

Doch schon werden kritische Stimmen laut: Der Parkdruck verlagere sich dadurch nur, bemängelte FDP-Mann Joachim vom Berg in der Bezirksvertretung das grundsätzliche Konzept des Bewohnerparkens: Er sei schon von Bürgern in der Nachbarschaft angesprochen worden, ob man die Zone nicht noch weiter ausdehnen könne. Und auch Oskar Obarowski (SPD) meldete an, dass man bald Vorschläge für weitere Straßenzüge einbringen werde.