Mülheim. Das Auto ist ein Stehzeug. Am Anwohnerparken im Mülheimer Südviertel zeigt sich, wie weit die Stadt von der Verkehrswende entfernt ist.
„Die Anwohnenden können aufatmen, die Anzahl der Bewohnerparkplätze wird verdoppelt“, loben sich schwarz-grüne Koalition und SPD-Opposition in ungewohnter Einigkeit. Ist der Kampf um Stellflächen zugunsten der Anwohner nun beendet? Natürlich nicht. Wie auch? Denn die Problematik des immer knapper werdenden Straßenraums eines auf das Auto ausgerichteten Viertels löst auch die Neuregelung nicht. Der Parkdruck wird nur woanders hin verschoben.
Wie sehr das Auto zum problematischen „Stehzeug“ für eine Innenstadtentwicklung geworden ist, kann man nicht nur hier sehen. An der kleinen Bachstraße bekommt die „autofreie Innenstadt“ politisch nicht einmal für ein Jahr einen Testlauf. Denn wo sollen die Anwohner denn parken? Ein vor Jahren beauftragtes Prüfkonzept für überschüssige Parkplätze, das diese Frage beantworten und den Straßenraum neu ordnen könnte, lässt die Politik dagegen schleifen.
Das Auto ist in Mülheim ungebrochen Verkehrsmittel Nr. 1
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Auch an der Von-Bock-Straße hat der Aufbau einer Mobilstation, die ÖPNV mit Car- und Fahrradsharing verbinden soll, einen Schleichplatten. Doch wird das Angebot im belasteten Viertel überhaupt ernsthaft beworben?
Und so pasteurisiert die Politik weiter den keimenden Autofluss. Wie weit Mülheim von einer Verkehrswende entfernt ist, zeigt eine neue Befragung zum Verkehrsverhalten in der Stadt: Das Auto steht (und fährt gelegentlich) mit einem seit 20 Jahren nahezu ungebrochenem Anteil von 59 Prozent.
Wer hier aufatmen will, sollte aufpassen, dabei nicht ins Husten zu geraten.