Mülheim. Am Gymnasium Heißen in Mülheim ist die Heizung gefährlich defekt. Es gab einen Schmorbrand. Montag fällt die Schule aus. Das ist der Notfallplan.
Erst im August hat Patrick Rodeck die Leitung des Gymnasiums Heißen übernommen. Er hat mit vielfältigen Herausforderungen gerechnet, aber kaum mit dieser: Mitten im Winter ist die komplette Heizungsanlage der Schule an der Kleiststraße ausgefallen. Am kommenden Montag, nach den Weihnachtsferien, kann dort kein Unterricht stattfinden. Eine Riesenpanne, ein gewaltiges Problem.
Eltern, Schülerinnen und Schüler haben die schlechte Nachricht am Freitag bekommen. Der Schulleiter weiß es auch erst seit Donnerstag. Gemeinsam mit der Schulverwaltung und dem städtischen Immobilienservice wird jetzt eilig ein Notfallplan erarbeitet. Insgesamt sind 1043 Schülerinnen und Schüler betroffen. Das Gebäude wird wochenlang nicht nutzbar sein.
Akute Brandgefahr - Heizung am Mülheimer Gymnasium abgeschaltet
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Aufgefallen sei die Störung am Tag vor Heiligabend, berichtet Susanne Ehmanns, Leiterin des städtischen Immobilienservices. Das Gymnasium Heißen ist mit einer elektronischen Heizungsanlage ausgestattet, dort stehen Nachtspeicheröfen, sie sind rund ein halbes Jahrhundert alt. Bei einer routinemäßigen Begehung zeigten Wärmebildkameras im Bereich der elektrischen Unterverteilungen riskant erhöhte Temperaturen - 70 Grad sind normal, 130 Grad wurden gemessen. An einer Stelle, das konnte man sehen, hatte es sogar schon einen Schmorbrand gegeben.
Es bestand akute Feuergefahr. Die Heizungsanlage wurde am 23. Dezember abgeschaltet und kann, wie sich bei einem Vor-Ort-Termin mit Fachleuten am 3. Januar zeigte, nicht mehr repariert und hochgefahren werden. Die Schäden sind zu groß. Doch ohne Heizung kein Schulbetrieb. Obwohl es momentan draußen nicht frostig ist, habe der Hausmeister im Gymnasium Heißen zuletzt Raumtemperaturen zwischen gerade einmal elf und 13 Grad gemessen, so Peter Hofmann, Leiter der Mülheimer Schulverwaltung. Unter diesen Bedingungen können die Kinder nicht unterrichtet werden. Was also tun?
Erste Idee: Umzug in die leerstehende Container-Hochschule
Erste Idee sei gewesen, die Schulgemeinschaft komplett auszuquartieren, berichtet Oberbürgermeister Marc Buchholz, der mit ins Krisenmanagement eingebunden ist. Die leerstehende Container-Hochschule an der Dümptener Straße seit in Frage gekommen. Doch schnell habe man sich für ein andere Lösung entschieden: „Der Schulbetrieb wird sukzessive wieder aufgenommen.“ Die defekte Heizungsanlage wird nach und nach provisorisch ersetzt.
Schulleitung und Kollegium wollen sich sofort am Montag zusammensetzen, um zu planen, wie es weitergeht - vor Ort im Gebäude. Mit Hilfe etwa von Radiatoren soll dafür gesorgt werden, dass zumindest das Lehrerzimmer sowie die Räume für Schulleitung und Verwaltung eine erträgliche Grundtemperatur haben. Für die Schülerinnen und Schüler fällt der Unterricht am 9. Januar aus.
Ab Dienstag vorläufig Distanzunterricht für alle
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Ab Dienstag, 10. Januar, soll es mit Distanzunterricht losgehen, kündigt Schulleiter Patrick Rodeck an. Zufälliger Weise hätten sie genau dies erst im November mit einem „Stresstest“ geprobt. „Wir haben die Schule für einen Tag zugemacht.“ Unterrichtet wurde an jenem Tag online. Dabei zeigte sich, dass einige Kinder noch taugliche Endgeräte brauchen. Sie sollen ihnen Anfang kommender Woche ausgehändigt werden. „Zum Glück gab es bei den Endgeräten einige Rückläufer“, sagt Schuldezernent David Lüngen. Sie sollen über das Wochenende entsprechend eingerichtet und gebrauchsfertig gemacht werden.
Zugleich gehen die Techniker ans Werk, um eine provisorische Heizungsanlage aufzubauen. Koordiniert wird das Ganze durch die Medl. Zum einen sollen mobile Heizstationen (Hotmobile) auf das Gelände gebracht werden, die wassergeführte Heizkörper mit Wärme versorgen. Auf diese Weise sollen das ehemalige Hauptschulgebäude, die Stadtteilbücherei und Pausentoilette beheizt werden. Damit das Hauptgebäude des Gymnasiums warm wird, sollen mobile Elektroheizungen (Konvektoren) genutzt werden - dazu müssen neue, provisorische Unterverteiler installiert werden, zunächst nimmt man Baustromverteiler.
Sechs Räume sollen schnell beheizt werden - für Abi-Jahrgang und Notbetreuung
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Was wie schnell fertig wird, hängt davon ab, wie schnell Materialien und Technik verfügbar sind, so die Stadt. Aber die Prioritäten sind klar. Neben dem Verwaltungsbereich sollen als erstes die sechs darüber liegenden Fach- und Klassenräume wieder genutzt werden können, möglichst schon Mitte der kommenden Woche. Vorrang hat dann der Abiturjahrgang, die Q2: Für rund 110 Jugendliche, denen im Frühjahr die wichtigen Prüfungen bevorstehen, solle es möglichst wenig „Reibungsverluste“ geben, so der Schulleiter. Auch die anderen beiden Jahrgänge der Oberstufe, EF und Q1, sollen rasch wieder Präsenzunterricht bekommen. Insgesamt befinden sich rund 350 Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe.
Außerdem will das Gymnasium die Eltern am Montag über die Möglichkeiten einer Notbetreuung informieren, für Kinder, die nicht alleine zu Hause bleiben können. Hierfür stünde nach ersten Überlegungen die Dreifach-Turnhalle zur Verfügung, die vom Heizungsausfall nicht betroffen ist, eventuell später auch einer der Fachräume. Es wird aber eng. Eltern sind dringend gebeten, ihre Kinder vorerst nicht zur Schule zu schicken, wenn es irgendwie geht.
Ausnahmezustand dauert wohl bis Ende Januar
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Nach Schätzung des städtischen Immobilienservice wird die provisorische Heizung frühestens Ende der vierten Kalenderwoche laufen, sprich: Ende Januar. Erst dann können weite Teile des Gymnasiums Heißen wieder genutzt werden, nach und nach soll normaler Schulbetrieb starten. Das neue Halbjahr hätte dann gerade begonnen.
Mindestens drei Wochen lang herrscht nun Ausnahmezustand am Gymnasium Heißen. Letztendlich müssen die alten Nachtspeicherheizungen komplett raus und durch ein modernes System ersetzt werden. Mittelfristig, so der städtische Immobilienservice, bekommt die Schule eine neue Heizungsanlage für die nächsten drei bis fünf Jahre. Diese soll möglichst zum Start des neuen Schuljahres im nächsten Sommer installiert und betriebsbereit sein, um damit die nächste Heizperiode zu sichern.
Zum neuen Schuljahr soll alles wieder störungsfrei laufen
Wichtig für Eltern von Viertklässlern, die ihren Nachwuchs am Gymnasium Heißen anmelden möchten: Zum Schuljahr 2023/24 soll dort alles wieder störungsfrei laufen. Der für 14. Januar geplante Tag der offenen Tür muss allerdings abgesagt werden. In den kommenden Jahren soll das Gymnasium an der Kleiststraße dann umfassend saniert werden. Einen exakten Umbauplan und Zeitrahmen gibt es allerdings noch nicht. Gerade sei eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, so Stadtkämmerer und Immobiliendezernent Frank Mendack.
Eine nahe liegende Frage ist auch: Gibt es weitere Schulen in Mülheim, die noch ähnlich veraltete Heizungsanlagen haben? In denen ebenfalls akute Brandgefahr bestehen könnte? Nach Auskunft des städtischen Immobilienservice ist etwa die Lierbergschule an der Saarner Straße in Speldorf mit Elektroheizungen ausgestattet, allerdings habe man dort ein etwas anderes System.