Mülheim. Die Lichtinstallation, die den Nordeingang des Mülheimer Hauptbahnhofs erhellen sollte, kann die Stadt nicht umsetzen. Was nun passieren soll.

Auf massive Kritik stieß die Sanierung des Nordeingangs am Mülheimer Hauptbahnhof vor rund einem Jahr: trist, zu wenig Grün, zu duster – so die Bewertung des Architekten Peter Schnatmann und nicht weniger Mülheimer. Im August 2021 gab es dennoch einen buchstäblichen Hoffnungsschimmer: Das von ebenso langer Hand wie der Nordeingang geplante künstlerische Beleuchtungskonzept „Carpets“. Doch nach gut sechs Jahren musste nun die Verwaltung in der Bezirksvertretung 1 eingestehen: „Wir hätten uns eine Umsetzung gewünscht, doch wir kriegen es nicht rechtzeitig umgesetzt.“

Die Gründe? Das Projekt der „identitätsstiftenden“ Installation aus teppichartig verlegten Lichtbändern würde – fast sieben Jahre nach einem Ideenwettbewerb zur Inszenierung der Innenstadteingänge – mutmaßlich deutlich mehr Geld verschlingen, als überhaupt an Fördermitteln zur Verfügung steht. Sprich: Diese Diskrepanz müsste die Stadt wohl selbst tragen, im Haushalt aber sind dafür keine Mittel vorgesehen.

Städtebauförderung stellte 130.900 Euro zur Verfügung

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Dabei scheint die von der Städtebauförderung bewilligte Summe nicht sonderlich gering: 130.900 Euro stehen seit 2017 dafür zur Verfügung, geknüpft an die einzige Bedingung, das Projekt bitte innerhalb von fünf Jahren umzusetzen. Doch selbst mit einem weiteren Jahr Verlängerung, das man im Juni vergangenen Jahres noch beantragt hatte, ist man von einer Umsetzung heute noch weit entfernt.

Und wird sie auch zukünftig nicht erfüllen können. Denn Mitschuld trägt wohl ebenso ein Sammelsurium aus Gutachten, Prüfungen für Artenschutz und Statik, ergänzender Prüfung zur Statik und gleich mehreren Ausschreibungen für die Ausführungsplanung. Schon unmittelbar nach dem Wettbewerb hatte man festgestellt, dass der Siegerentwurf so gar nicht an vorgesehener Stelle unter der Unterführung an der Eppinghofer Straße gebaut werden könne. Die Durchfahrtshöhe wäre zu niedrig für Busse und Lkw geworden.

Ein Sammelsurium aus Gutachten und Ausschreibungen

Also verlegte man die Planung zum Nordausgang, um dort unter dem verdunkelnden Overfly für Erhellung zu sorgen. Es folgten nun artenschutzrechtliche Gutachten etwa zu Fledermäusen, Gutachten zu möglichen Blendwirkungen von Autofahrern, Vergabe der Entwurfsplanung, eine Prüfstatik, eine ergänzende Prüfstatik.

Auch die Ausführungsplanung und Erstellung eines Leistungsverzeichnisses sowie eine Bauherrenvertretung und Bauüberwachung mussten – im November 2020 – ausgeschrieben werden, weil man, so erläuterte Stadtplaner Daniel Bach in der BV, in der Stadt nicht über ausreichend fachkundiges Personal verfüge. Doch die erste Ausschreibung verlief ergebnislos.

Und auch auf die zweite, die nach der Bitte um Verlängerung im Juni 2021 ausgeschrieben wurde, meldete sich niemand für eine Fachplanung. Ein letzter Versuch der Stadt, den Künstler selbst mit der Umsetzung zu beauftragen, zerschlug sich ebenfalls: In Anbetracht der Kostensteigerung habe der Künstler in Aussicht gestellt, dass der Betrag nicht auskömmlich sein könnte, teilte Stadtplaner Daniel Bach mit sichtlichem Unbehagen mit.

Alternativ: Stadt plant nun mit 26 Doppelleuchten

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Denn die Verblüffung und das Unverständnis über das Aus stand manchem Ausschussmitglied ins Gesicht geschrieben. „Dass man damit nicht gerade zufrieden sein kann, versteht sich von selbst“, gab CDU-Fraktionschef Hansgeorg Schiemer in der BV 1 zu verstehen. Doch seinem Wunsch, doch noch zu einer Lösung zu kommen, musste Bach zerstreuen: Man laufe damit nur Gefahr, weitere Kosten für die Planung ohne ein Ergebnis zu verursachen. Der Restbetrag von rund 127.657 Euro geht nun zurück an die Städtebauförderung.

Stattdessen soll die Brücke Tourainer Ring zwischen Brückenkopf und Eppinghofer Straße im November an 13 Standorten mit insgesamt 26 Doppelleuchten verkehrstechnisch ausgeleuchtet werden, damit sich die Beleuchtungssituation im Ausgangsbereich des nördlichen Bahnhofsvorplatzes verbessere.