Mülheim. . Um die Innenstadteingänge freundlicher werden zu lassen, hatte die Stadt um gestalterische Ideen gebeten. Den ersten Platz belegt der Künstler Christoph Hildebrand.
Herzlich Willkommen in der Innenstadt – das gilt in Mülheim nicht an allen Einfallstoren der City. Dunkel, drückend, derb – schlicht alles andere als einladend sind die Unterführungen, über die Verkehrsteilnehmer in die Innenstadt gelangen.
Allen voran an der Eppinghofer Straße, wo Besucher stadteinwärts zunächst unter der Bahnbrücke und schließlich unter der Brücke, über die der neue Radweg führt, hindurch müssen. Aber auch die beiden Unterführungen am Tourainer Ring sowie die Unterquerung der Aktienstraße und die Fußgängerunterführung an der Kohlenstraße sind dunkle Tunnel, zumeist beschmierte Schmuddelecken, Angsträume beinahe.
Entwürfe im Historischen Rathaus ausgestellt
Das zu ändern hat sich die Stadt vorgenommen und dazu Ende vergangenen Jahres einen Wettbewerb zur Inszenierung der Innenstadteingänge ausgelobt. 32 Teilnehmer hatten Konzepte eingereicht, alle Entwürfe sind derzeit im Historischen Rathaus ausgestellt. Überzeugt haben die Jury insgesamt vier Ideen, den Zuschlag schließlich bekam der Installationskünstler Christoph Hildebrand aus Essen. Er will echte Entrees gestalten für die Besucher der Mülheimer Innenstadt, den Gästen gar einen leuchtenden Teppich ausrollen, der zugleich zu fliegen scheint: unter den Decken der Unterführungen. „Carpets“ nennt Christoph Hildebrand seine Arbeit.
Er hat Ornamente aufgegriffen, die bereits mit Mülheim verwoben sind und aus ihnen – und einer LED-Konstruktion – Lichtteppiche geknüpft. So tauchen beispielsweise das gezackte Feld aus dem Mülheimer Wappen, die geschwungenen Bögen der Camera Obscura oder das doppelte M des Stadtlogos auf und bilden die Lichtinstallation. So soll Schönes aus dem Mülheimer Stadtraum, das identitätsstiftend ist, auch in die Schmuddelecken einziehen und sie aufwerten, erklärt der Künstler.
Bauliche Umsetzung muss noch beantragt werden
Als Licht wählt Hildebrand ein warmes Weiß, denn: „In unserer Welt ist mittlerweile alles farbig, das traktiert uns. Weiß ist mittlerweile das erhabene, das vornehme Licht.“ Die Zacken aus dem Stadtwappen etwa, die für den Bereich vor dem Nordausgang des Hauptbahnhofs vorgesehen sind, assoziieren auch die Bewegungsströme, die dort fließen, spinnt der Künstler seinen Ideenfaden weiter. In Bochum hat der Essener bereits auf ähnliche Art rund 20 Brücken leuchtend in Szene gesetzt.
Derzeit laufen konkrete Gespräche zwischen Hildebrand und der Stadt. Gestern traf man sich erneut zu einem Ortstermin und stimmte letzte Aspekte ab, die noch überarbeitet werden. „Wir gehen jetzt in die Entwurfsplanung, die bauliche Umsetzung muss noch beantragt werden“, skizziert Sabine Noack vom Amt für Stadtplanung. Zu 70 Prozent werde das Projekt aus Städtebaufördermitteln finanziert. Die bauliche Umsetzung ist mit 270.000 Euro veranschlagt. Werden die Anträge wie geplant von der Bezirksregierung bewilligt, sei in einem ersten Schritt geplant, die Umgestaltung des Bereichs vor dem Nordausgang anzugehen sowie die Fußgängerunterführung an der Kohlenstraße. „Ein wichtiger Bereich, weil da der Schulweg und der Weg zu der Kita herführt“, sagt Noack.
Fokus auf den Nordausgang
Der Nordausgang des Hauptbahnhofs indes war ursprünglich gar nicht Bestandteil des Konzepts. Er ist – auch ausgelöst durch die Diskussion um eine dringend notwendige Aufwertung des Areals – in die Liste für die Lichtteppiche aufgenommen worden.
Neben dem neuen Fokus auf den Nordausgang hatte auch die geringe Durchfahrtshöhe der Bahnbrücke an der Eppinghofer Straße dazu geführt, dass die Planer von der Installation eines Objektes dort abgerückt sind. „Wir haben da zu wenig Platz und die Brückenbauabteilung kann nicht einen Zentimeter abgegeben“, erklärt Klaus Beisiegel, Referent im Dezernat für Umwelt, Planen und Bauen.
Lichtkünstler Christoph Hildebrand ist mit der Neuerung einverstanden: „Das ist ebenso ein stark frequentiertes Tor zur Innenstadt. Daher macht es Sinn, den Bereich dazu zu nehmen.“