Mülheim. Deutliche Kritik äußert ein Architekt an der Gestaltung des Mülheimer Bahnhofvorplatzes am Nordeingang. Die Stadt reagiert leicht verschnupft.

Wie kommt die neue Gestaltung des nördlichen Bahnhofsvorplatzes bei den Mülheimern an? Mit Kritik, aber auch einigen Verbesserungsvorschlägen hatte Architekt Peter Schnatmann den Platz unter die Lupe genommen. Sein Fazit: zu wenig Grün, Licht und Aufenthaltsqualität. Im Rathaus reagiert man leicht verschnupft: „Es handelt sich um die Einzelmeinung von Herrn Schnatmann“, teilt Stadtsprecher Volker Wiebels mit: „Hätte er sich im Planungsdezernat informiert, hätte es die Kritik nicht gebraucht.“

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Kritikpunkt eins: das Grün und die Versiegelung – das antwortet Mülheim

Schnatmanns Kritikpunkt eins: das Grün und die Versiegelung. Aus Sicht der Stadt sei durch die neue Gestaltung sogar mehr entsiegelt worden als zuvor. Wo vorher Pflasterflächen waren, sei nun eine Grünfläche. Zur Pflanzzeit im Oktober kommen Bäume hinzu. „Großflächige Entsiegelung macht dort keinen Sinn, da unter der Brücke quasi kein Regen ankommt, auch eine Regenrückhaltung ist auf abschüssiger Fläche nicht sinnvoll realisierbar. Im Schatten der Brücke wird auch nicht viel wachsen, deswegen haben wir nur dort begrünt, wo das Grün auch eine reelle Chance hat“, so Wiebels.

Zu viel Versiegelung und zu wenig Grün hatte Architekt Peter Schnatmann am umgebauten Nordeingang bemängelt. Mülheims Stadtverwaltung sieht in der Kritik eine „Einzelmeinung“.
Zu viel Versiegelung und zu wenig Grün hatte Architekt Peter Schnatmann am umgebauten Nordeingang bemängelt. Mülheims Stadtverwaltung sieht in der Kritik eine „Einzelmeinung“. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Kritikpunkt zwei: die Beleuchtung – Stadt fehlt Geld für blaue Hintergrundbeleuchtung

„Ja, die Lichtskulptur fehlt noch“, räumt Planungsamtsleiter Felix Blasch ein. Allerdings wird die ursprünglich geplante blaue Hintergrundbeleuchtung unter der Brücke („Himmel“) wohl nicht umgesetzt. „Dafür konnte bisher kein Geld akquiriert worden. Es kostet eben doch Geld – auch wenn Herr Schnatmann es so darstellt, als sei das nur eine Frage der Fantasie. Wäre das alles bereits realisiert, sähe der Platz natürlich etwas anders aus“, ergänzt Blasch.

Kritikpunkt drei: Aufenthaltsqualität und Sicherheitsgefühl – Planungsamt sieht nun eine bessere Überschaubarkeit

„Wichtig war uns, den Platz möglichst frei zu halten, damit er gut überschaubar ist und dadurch das subjektive Sicherheitsgefühl gestärkt wird“, erläutert der Planungsamtsleiter. Der Platz soll zudem die Fußgänger-Wegebeziehung zur Eppinghofer Straße verbessern, damit man sich nicht mehr durch die Lücken zwischen abgestellten Autos und Taxis kämpfen muss und Fahrradfahrern Abstellmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Diese Funktionalitäten waren bestimmend für die Gestaltung.

Die hellen Betonblöcke dienten aus Sicht der Stadt in erster Linie dazu, den Autoverkehr von der Fläche fernzuhalten. Nebenbei könne man darauf auch sitzen oder z.B. eine Tasche abstellen, bis man abgeholt werde. „Poller wären die sicher schlechtere Alternative gewesen“, entgegnet Blasch.

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Stadt zeigt sich offen gegenüber bürgerschaftlichen Engagements am Vorplatz

In Sachen Bruchsteinmauer am Bahnhof hatte die Stadtplanung „dieselbe Idee wie Herr Schnatmann natürlich auch: Säubern, mit Bodenstrahlern beleuchten, keine Werbeplakate“ informiert Blasch. Dies habe man bereits dem Bahnhofsmanagement vorgeschlagen.

Eine mögliche Bespielung des Platzes mit Theater oder Tanz sei – so die Stadt – „in erster Linie eine Frage bürgerschaftlichen Engagements. Der Platz dazu ist da.“