Mülheim. Das „Hell House“, ein Horror-Labyrinth beim Halloween-Festival im Bottroper Movie Park, hat eine Mülheimer Firma gestaltet – mit Grusel-Garantie.
Schaurig schön, aber vor allem abgrundtief düster: Das ist das „Hell House“, ein Horrorhaus, das die Mülheimer Firma Dekowerk & Ideewerk für das Halloween Horror Festival im Bottroper Movie Park gestaltet hat. Der Mülheimer Dekorationsprofi Ralf Dangelus will nicht zu viel verraten, sagt aber: „Das ist kein Spletter mehr mit literweise Blut und abgehackten Gliedmaßen, sondern viel diffizilerer und subtilerer Grusel.“
Hier ist der Horror zu Hause: Totenschädel, Spinnenweben, dunkle Ecken, doppelte Wände, ein Labyrinth des Grauens – so präsentiert sich das „Hell Haus“, eine alte viktorianische Villa, den Besucherinnen und Besuchern. Es knarzt und kichert, stöhnt und seufzt, wenn man durch die unterschiedlichen Räume geht - durchs Schlafzimmer, durchs Badezimmer, durch die Bibliothek ...
Mülheimer machen aus Bürocontainern ein Horror-Labyrinth im Bottroper Movie Park
Auch interessant
Dabei waren das ursprünglich schnöde Bürocontainer, nimmt Ralf Dangelus der Szenerie etwas von ihrem Schrecken. „Wir haben da acht Wochen lang alles gegeben, haben die Fassade nach dem historischen Vorbild einer alten Villa gestaltet, haben rund 1000 Quadratmeter Teppich verlegt, Tapeten geklebt und authentische Möbel von Händlern aus Belgien und den Niederlanden beschafft.“ Etwa ein 120 Jahre alter großer Esstisch für zwölf Personen gehöre nun zur Szenerie. Das Stammpersonal der Mülheimer Firma Dekowerk & Ideewerk besteht laut Geschäftsführer Dangelus aus drei Mitarbeitenden, für den Auftrag im Movie Park kam allerdings die Unterstützung von verschiedenen Gewerken hinzu. Die größte Herausforderung sei es gewesen, sagt der Deko-Profi, die nüchternen Container wirklich wohnlich werden zu lassen.
Zwar hatte das Team des Movie Parks den Plot, die Geschichte um einen Filmemacher aus „Horrorwood“, der in Los Angeles zu Ruhm und Reichtum gelangen wollte und schließlich angesichts seines anhaltenden Misserfolges einen Dämon zur Hilfe rief, vorgegeben. „Die detaillierte Umsetzung und Ausgestaltung aber lag bei uns“, freut sich Schauwerbegestalter Dangelus über das Vertrauen in sein Team, das bereits in den Vorjahren zu Halloween mitgewirkt hatte, um Teile des Movie Parks in Bottrop zu abscheulich-gruseligen Schauder-Zone zu verwandeln. „Da hatten wir freie Hand und konnten voll kreativ werden.“
Gäste werden per Bus zur geheimnisvollen Villa gebracht – mit verschlossenen Augen
Auch interessant
Was das bedeutet, erleben mutige Besucherinnen und Besucher im „Hell House“ am eigenen Leib. Wo genau das mysteriöse Herrenhaus aber liegt, erfahren die unerschrockenen Gäste nicht. „Sie werden in einem Bus dorthin gebracht und müssen während der Fahrt ihre Augen mit einer Maske verbinden“, so Dangelus. „Nur ausgewählte Tour-Guides kennen den Weg und wissen, wo es sich auf dem riesigen Studiogelände befindet. Wer einmal in den Bus der „Lost Place Explorer Tour“ einsteigt, begibt sich an einen seelenlosen Ort“, macht der Movie Park auf der Internetseite Lust auf das Abenteuer.
„Im Hell House sind nicht nur Horrorgestalten unterwegs, da passieren auch noch andere Dinge“, kitzelt der Mülheimer die Fantasie wach und erzählt: „Das Ganze ist mit der Geschichte des Filmemachers verknüpft, der schließlich im Wahn seine Familie umgebracht hat.“ Das sei mehr als „ein stumpfes Horror-Labyrinth“, deutet Dangelus schrecklich Schauriges an. Ersonnen und gestaltet hat sein Team in diesem Jahr auch wieder das Horror-Erlebnis „The Curse of Chupacabra“ im Movie Park, das in einem alten mexikanischen Tempel spielt, in dem es Anzeichen auf paranormale Aktivitäten gibt.
Mülheimer Deko-Firma schmückt zu Silvester Spielcasinos mit Tausenden Luftballons
Auch interessant
Ralf Dangelus und sein kreatives Team hätten in diesem Jahr auch wieder die Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt an Halloween zu einer Schauder-Zone zwischen Bären, Affen und Flughunden verwandeln können. „Doch wir waren in diesem Jahr schon ausgebucht, den Auftrag im Zoo mussten wir ausschlagen.“ Der Mülheimer belässt es aber nicht bei Horror und Grusel, sondern stattet etwa zu Silvester die Spielcasinos in Duisburg und Dortmund-Hohensyburg mit entsprechenden Dekorationen aus. „Da sind es in erster Linie Luftballons, rund 5000 Stück werden wir dort verarbeiten.“ Zwar ist der Deko-Profi erleichtert, dass seine Geschäfte nach Lockdown und Pandemie-Unsicherheit wieder laufen – neben dem Dekorationsunternehmen Dekowerk & Ideewerk betreibt er mit seinem Mann Benedikt Pietruszka zusammen den Möbel- und Dekoladen Ideewerk an der Althoffstraße, Pietruszka führt zudem das Café Kaufbar am Dickswall.
Die steigenden Corona-Zahlen hinterlassen aber auch bei Ralf Dangelus ein mulmiges Gefühl, wenn er an die geplanten Veranstaltungen im Herbst und Winter denkt: „Wie sieht es mit den Events aus, wenn Corona doch wieder hochschnellt? Wir wollen etwa in Kürze in Düsseldorf noch ein großes Oktoberfest für eine niederländische Firma ausrichten. Weihnachtsfeiern sind noch etwas in der Schwebe, die Firmen scheinen angesichts der Entwicklung zu zögern.“
Mülheimer Paar betreibt neben Deko-Firma auch Geschäft und Café
Albtraum auf der Bühne und Grusel im Hell House
Ihr jüngstes Projekt, das Geschäft Ideewerk im denkmalgeschützten Haus der ehemaligen Buchbinderei Brings in der Innenstadt sei noch nicht „gut entdeckt“ worden, meint Dangelus mit Blick auf den geringen Besucherzustrom, setzt aber große Hoffnungen ins Weihnachtsgeschäft. Gerade bereite er Nachschub für die beiden Läden vor, denn auch in der Kaufbar können Deko-Gegenstände und Mobiliar teils erworben werden. „Ich arbeite aktuell Möbel für unsere Geschäfte auf“, sagt der Schauwerbegestalter, für den Halloween in diesem Jahr quasi schon abgehakt ist, seitdem das „Hell House“ im Movie Park eröffnet worden ist.
Noch bis zum 13. November sind die Horror-Attraktionen aus Mülheimer Feder und die restlichen Stationen des Halloween Horror Festival im Movie Park zu erleben. Im Fall des „Hell House“ gibt Ralf Dangelus doch noch einen kleinen Einblick: „Da ist es mit einfach Durchlaufen nicht getan, man muss da drin auch manchmal gebückt gehen oder unter etwas durchkrabbeln ...“
Eigentlich sei er nie durch die Horrorwelten gegangen, die er selbst geschaffen hat. Beim aktuellen Horrorhaus sei das anders: „Ich wollte das auch mal erleben, aber wusste ja, was passiert und war drauf vorbereitet - deshalb war das Erlebnis etwas gedämpft.“ Früher, sagt der Mülheimer, habe er nicht genug von Horrorfilmen bekommen können. „Heute brauche ich das nicht mehr, aber ich kann das in den Grusel-Attraktionen gut umsetzen, weil ich die Ängste nachvollziehen kann und genau weiß, wovor ich Angst hätte.“